Corona-Lage bei HFC- und FCM-Spielen Corona-Gefahr 3. Liga: HFC- und FCM vor Verlegungen oder Geisterspielen

Frankfurt (Main) - Die allgemeine Verunsicherung in der Coronavirus-Krise hat den deutschen Fußball voll erfasst. In den Top-Ligen stehen Geisterspiele bevor, womöglich sogar schon am kommenden Woche. Das betrifft auch die 3. Liga mit den beiden Vereinen aus Sachsen-Anhalt, dem Halleschen FC und dem 1. FC Magdeburg. Wir geben einen Überblick.
Am Montagabend hat sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Ausrichter der 3. Liga positioniert. Man habe sich „grundsätzlich dafür ausgesprochen, [...] die betroffenen Partien zunächst eher zu verlegen statt Geisterspiele auszutragen“, heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Als Grund nennt der DFB die „besondere wirtschaftliche Sensibilität in der 3. Liga, in der die Erträge aus dem Spielbetrieb signifikant für die finanzielle Stabilität der Klubs.“
Corona-Gefahr: Die Lage beim Halleschen FC
In Halle, wo am Dienstag der erste Corona-Fall bestätigt wurde, gibt es seit 10 Uhr ein generelles Verbot der Stadt für Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern. Der Hallesche FC spielt am Samstag allerdings auswärts bei Preußen Münster.
Im vom Corona-Virus stark betroffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen wurden Großveranstaltungen am Dienstag ebenfalls offiziell vom Land untersagt. Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister in NRW kündigte das bereits am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“ unmissverständlich an, nun gibt es auch Vollzug.
In Halle gibt es noch keine generelle Entscheidung, wie mit der Partie am Samstag umgegangen wird. HFC-Präsident Jens Rauschenbach zog aber die Möglichkeit von Absagen in Betracht: „Ärgerlicher als ein zweifellos schmerzhafter Einnahmeverlust wäre zweifellos die fehlende Unterstützung von den Rängen in unserer Situation“, sagte er.
Im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden eine solche Entscheidung treffen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. Die Dachorganisationen des Sports sind nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren.
Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen muss nach Aussage von Trainer Ben Matschke vor dem ausverkauften Heimspiel gegen den THW Kiel am 19. März die Personalien aller Zuschauer erfassen. Das Gesundheitsamt habe entsprechende Restriktionen erlassen. „Bevor die Zuschauer die Halle betreten, müssen wir über jeden Bescheid wissen“, sagte Matschke. Eine solche Maßnahme dürfte für die meisten Vereine nur schwer zu bewältigen sein - und könnte auch Datenschützer auf den Plan rufen.
Das kann bis zur Öffnung der Stadion- oder Hallentore wenige Stunden vor dem Anpfiff geschehen, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben. Sowohl das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am 9. Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am 28. Februar wurden wegen Sturmwarnungen jeweils am geplanten Spieltag abgesagt. Gesundheitsminister Spahn rät allerdings zu frühzeitigen Entscheidungen, um allen Beteiligten und Betroffenen die nötige Planungssicherheit zu geben.
Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Im Fußball würde es besonders eng werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie Eintracht Frankfurt in der Europa League. Aber auch im Eishockey, wo in dieser Woche die Playoffs beginnen, und in den anderen großen Ballsportarten sind die Spielpläne dicht gedrängt. Anders sieht es in der 2. Fußball-Bundesliga aus, wo die DFL laut Seifert derzeit prüft, „ob einzelne Spieltage verschiebbar sind“.
Zuerst: Auch ein Spiel ohne Zuschauer kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Ballkinder, Arena-Personal und Journalisten dabei sein.
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten. Die Frage von Entschädigungen für Fans, die Tickets erworben haben, stehe bei den Clubs daher „ganz oben auf der Agenda“, sagte DFL-Boss Seifert. Borussia Dortmund kündigte am Montag bereits an, seinen Fans die Kosten für die Eintrittskarten für das Champions-League-Spiel in Paris zu erstatten.
Pro verkauftem Ticket bleiben etwa zehn Euro in der Kasse. Der HFC hat noch fünf Saison-Heimspiele. Bei einem Schnitt von 7.000 Zuschauern, würde der Verlust - bei Absage aller Spiele - bei geschätzt 350.000 Euro liegen.
Sein nächstes Heimspiel bestreitet der HFC am 17. März um 19 Uhr gegen Eintracht Braunschweig im Erdgas Sportpark. Stand Dienstag ist völlig unklar, wie das Spiel über die Bühne gehen wird - eine normal Austragung ist aber vom Tisch.
Der HFC will sich nicht an Spekulationen beteiligen und schreibt in einer Stellungnahme: „Aktuell tagen auch die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes in Abstimmung mit den Vertretern der 3. Liga und diskutieren etwaige Regelungen. Von der Verlegung einzelner Spiele über die Austragung von Begegnungen ohne Zuschauer bis hin zur Neuterminierung kompletter Spieltage ist vieles denkbar, wobei jeweils verschiedene Faktoren zu berücksichtigen sind.“ Der Verein will seine Fans schnellstmöglich informieren, wenn „belastbare Aussagen“ vorliegen.
Die bayerische Staatsregierung hat wie erwartet Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern zunächst bis Ende der Osterferien (einschließlich 19. April) untersagt. Diese werden "nicht mehr zugelassen, das betrifft auch die ganzen Sportveranstaltungen", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag in München. Das betrifft auch das HFC-Spiel bei 1860 München am Wochenende vom 17.-20. April.
Das HFC-Restprogramm
Corona-Gefahr: Die Lage beim 1. FC Magdeburg
In Magdeburg ist die Lage bereits seit Montag klar: Die Landeshauptstadt hat alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern untersagt. Das betrifft auch das kommende Heimspiel des FCM gegen den 1. FC Kaiserslautern, das nun nach Maßgabe des DFB verlegt werden soll.
Dafür muss aber bis Mitte Mai 2020 ein geeigneter Ausweichtermin gefunden werden - und noch ist nicht abzusehen, wann Magdeburg sein Verbot für Großveranstaltungen wieder aufhebt.
Im kommenden Auswärtsspiel muss der FCM an 18. März (19 Uhr) bei den Würzburger Kickers ran. In Bayern gilt das Verbot von Großveranstaltung seit Dienstag ebenfalls. Auch die Partie in Würzburg kann entsprechend nur als Geisterspiel ausgetragen oder ebenfalls verschoben werden. Das würde bei einer Verlängerung der Frist auch für die FCM-Partien bei der SpVgg Unterhaching und beim 1. FC Ingolstadt in April und Mai gelten. (mz)
Das FCM-Restprogramm: