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Chronologie der Tragödie Hannes S.: Chronologie zum Tod des Fans vom 1. FC Magdeburg

17.02.2020, 20:12

Magdeburg - Der FCM-Fan Hannes S. starb am 12. Oktober 2016 - und sein Tod sollte das Derby zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC nachhaltig verändern. Nach der Tragödie blieben die Gästefans dem Duell jeweils fern. Zumindest die FCM-Fans riefen auch in der Folge immer wieder zum Boykott der Spiele auf.

Der tragische Tod von FCM-Fan Hannes S.

Am 1. Oktober 2016 wird Hannes S. bei einem Sprung aus einem fahrenden Zug am Bahnhof in Haldensleben schwer verletzt, am 12. Oktober erliegt er seinen Verletzungen.

Die genauen Umstände des Todes von Hannes S. sind bis heute unklar. Im Zug war er von mitreisenden Fans des Halleschen FC verbal attackiert worden. In Panik sprang er offenbar aus dem Zug. Der Tod des 25-Jährigen FCM-Fans ist der Tiefpunkt in der Fan-Rivalität zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC.

Tod von Hannes S.: Chronologie der Ereignisse

1. Oktober

Um 23.55 Uhr am Samstagabend des 1. Oktober 2016 steigt Hannes S. in Haldensleben in die Regionalbahn 16431 in Richtung Magdeburg. Der 25-Jährige trägt ein T-Shirt des Block U, der Ultraszene des 1. FC Magdeburg, er ist auf dem Heimweg nach Barleben. Im Zug trifft Hannes auf eine 80-köpfige Fangruppe des HFC, die vom Auswärtsspiel in Köln zurückreist.

Die HFC-Ultras bemerken Hannes S., attackieren ihn verbal, fordern ihn auf, sein Shirt abzugeben. Der FCM-Anhänger gerät in Panik, zieht die Notentriegelung der Bahn und springt – kurz nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, aus der Tür. So berichtet es ein Zeuge.

Erst Stunden später wird Hannes S. mit schweren Kopfverletzung gefunden und ins Krankenhaus gebracht.

5. Oktober

Der Vorfall ist ein Schock für die Vereine. Die FCM-Fans versuchten mit Aktionen unter dem Motto „Kämpfe, Hannes!“ dem 25-Jährigen Kraft zu geben. Auch aus Halle gibt es viel Zuspruch.

12. Oktober

Hannes S. erliegt nach elf Tagen im Koma seinen schweren Verletzungen. In Magdeburg trauern die Fans bei einer Mahnwache vor der MDCC-Arena.

14. Oktober

Die Vereine beschließen angesichts des anstehenden Derbys am 26. November eine Sicherheitskonferenz, um eine Eskalation zu verhindern. Die Fanlager werden zu Besonnenheit aufgerufen. In Halle und Magdeburg gibt es am folgenden Spieltag Schweigeminuten und Banner für Hannes S. Aus Respekt bleibt es im HFC-Fanblock zehn Minuten still.

21. Oktober

Bei einer Trauerfeier nehmen Angehörige und FCM-Fans Abschied von Hannes S., der auf dem Friedhof in Barleben beigesetzt wird. Einen Tag später gibt es einen Fanmarsch von FCM-Anhängern im Andenken an den verstorbenen Freund.

26. Oktober

Das Derby steigt in Magdeburg, der HFC-Fanblock bleibt leer. Christoph S., Bruder von Hannes, hält vor dem Anpiff eine bewegende Rede in der stillen MDCC-Arena. Die Partie endet 1:0 für Magdeburg, aber das ist an diesem traurigen Tag Nebensache.

März 2017

Die Ermittlungen im Todesfall Hannes S. werden eingestellt - ohne Ergebnis. Ein Fremdverschulden - also ein aktives gewaltsames Eingreifen der HFC-Fans im Zug - kann nicht nachgewiesen werden. Doch bleiben viele Fragen zum Tod des FCM-Anhängers offen. Was genau geschah im Zug? Warum konnte dieser trotz der Türöffnung weiterfahren? Und warum wurde der schwer verletzte Hannes erst so spät gefunden?

„Die Halle-Fans haben sich gegenseitig gedeckt. Keiner wollte etwas gesehen haben, die haben gemauert“, sagte Anwalt Burkhard Rayling, der die Familie S. im Prozess vertrat.

April 2017

Erneut treffen der HFC und der FCM in einem Derby aufeinander, Magdeburg siegt im Landespokal mit 3:1 im Erdgas Sportpark. Die Ultras der FCM blieben der Partie in Gedenken an Hannes S. fern. Am Rande des Spiels bleibt es friedlich.

1. Oktober 2017

Zum Jahrestag des Todes von Hannes S. laufen die Spieler des 1. FC Magdeburg in Gedenk-T-Shirts beim Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena in der MDCC-Arena auf. „Hannes, immer bei uns!“ stand auf den blauen Shirts, die die Spieler beim Aufwärmtraining trugen. Der Tod des Fans ist auch ein Jahr später noch Thema bei Verein und Fans.

6. April 2018

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat ihre Ermittlungen vor einem Jahr eingestellt, doch für die Familie von Hannes S. ist der Tod ihres Sohnes noch nicht aufgebarbeitet. Kurz vor Hannes' 27. Geburtstag sprach Mutter Silke über die schwere Situation der Familie S.: "Wir müssen irgendwie klar kommen, aber es ist unheimlich schwer. Wir können nicht richtig abschließen"

26. Oktober 2018

In einem emotionalen Brief, den der FCM auf seiner Homepage veröffentlichte, wendete sich Hannes' Bruder Christoph an die Öffentlichkeit. Darin kritisiert er Politik und Justiz: „Gefühlt passiert gar nichts. Mein Bruder ist tot und nichts geschieht.“ Auch die Fans des FCM fordern im Heimspiel gegen den HSV endlich Aufklärung und zeigen entsprechende Banner im Stadion.

14. Januar 2019

Die Eltern von Hannes S. starten eine Petition, um die Polizei zur Fortsetzung der Ermittlung zu bewegen. "Das ist eine der letzten Optionen, um die Missstände im Verfahren um den Tode von Hannes aufzuklären", sagt Wilhelm Töller, der die digitale Namensliste mit organisiert,

21. Oktober 2019

Die FCM-Fans bleiben noch immer den Spielen gegen den Halleschen FC fern, verweigern sich sogar dem Derby-Begriff. Auch vor dem Heimspiel gegen den HFC riefen die Ultras auf, keine Normalität einkehren zu lassen: „Block U wird das kommende Heimspiel nicht besuchen, kein Alternativprogramm anbieten und sich auch zukünftig bei Heimspielen gegen Halle aus dem Stadion zurückziehen.“

19. Februar 2020

In der Sendung „SternTV“ sagte Hans-Peter Günther, Anwalt der Familie S., dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufgenommen habe. Grund dafür sei eine Augenzeugin, die damals nicht aussagen durfte, sich nun aber wieder gemeldet habe.

(mz/bbi)