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Abschied über StudiVZ

Von HARALD BISKUP 30.07.2010, 19:36

CASTROP-RAUXEL/MZ. - Eine fröhliche junge Frau ist die 22-jährige Jura-Studentin gewesen, die große Pläne für die Zukunft gehabt habe. Am vergangenen Samstag wurden sie jäh zerstört. Mit ihrem Bekannten Andreas S., der wie durch ein Wunder nicht zu Schaden kam, wollte sie tanzen und feiern. Freitag fand auf dem Waldfriedhof von Castrop-Rauxel die Beerdigung statt.

Neben dem Studium hat Svenja bei McDonald's in der Castroper Bahnhofstrasse gejobbt und dort auch Andreas S. kennen gelernt. Auf der Internet-Plattform StudiVZ haben sich in den letzten Tagen viele Freunde und Bekannte von ihr verabschiedet. Unter den Beileidsbekundungen sind auch solche, die die Tote nur flüchtig oder gar nicht persönlich gekannt haben. "Es ist einfach unfassbar. Mein Beileid an die Familie und Freunde." "Ruhe in Frieden, Svenja. Wir kannten uns zwar nicht wirklich, aber dennoch möchte ich mein Beileid aussprechen." Kondolenzbekundungen im Internet-Zeitalter. Besonders herzlich fällt die Anteilnahme von Mitarbeitern des Fastfood-Restaurants aus. "Du warst nicht nur über Jahre eine super Arbeitskollegin, die nun jeder vermisst, du warst eine super liebe Freundin."

Filialleiterin Havva Toksal hat die Nachricht, dass ihre Mitarbeiterin Svenja R. unter den 21 jungen Menschen ist, die ihr Leben bei dem Techno-Festival in Duisburg verloren haben, sehr mitgenommen. Sie selbst und alle Kollegen seien "völlig fertig", hat sie unter dem Eindruck der Schreckensnachricht erzählt. "Wir stehen neben uns."

Elmar L .gehörte mit 38 zu den ältesten Todesopfern der Katastrophe von Duisburg. Der Düsseldorfer Rechtsanwalt ist seit mehr als 20 Jahren begeisterter Techno-Fan. Mitarbeiter aus der Kanzlei, die ihn zu dem "Raver-Event des Jahres" begleitet haben, sind noch immer fassungslos über den Tod ihres Chefs. Der zeitliche Abstand zu dem furchtbaren Ereignis sei einfach noch zu kurz und das Erlebte längst nicht verarbeitet, als dass sie die Kraft fänden, sich öffentlich zu dem Geschehnis zu äußern.

Einer, der den Toten gut kannte, ihm aber nicht so nahe gestanden hat, weil man sich nur alle paar Monate gesehen hat, ist Franz-Josef Goretzki, vom Deutschen Reservistenverband. Der frühere Oberleutnant Elmar L. gehörte zu den 1 200 Mitgliedern, die von Goretzkis Hildener Kreisgeschäftsstelle betreut werden. Wenn es seine Zeit erlaubte, sei L. zu den Kameradschaftstreffen gekommen. In der Freizeit hat er den begeisterten Tennisspieler als lebenslustig und aktiv erlebt, bei gemeinsamen Wehrübungen als zuverlässig und prinzipientreu. L. sei kein Draufgänger gewesen, sondern ruhig und besonnen. Immer wieder habe er erwähnt, dass er gern an einem Auslandseinsatz teilgenommen hätte, wenn er Zeit gehabt hätte. Für den in Köln lebenden Vater und die Schwester ist der plötzliche Tod der zweite Schicksalsschlag eines Jahres.