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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 4. April 2024 Spargel-Saison beginnt: Wenig Vorfreude bei Landwirten

Weitere Themen: Mehrere Kohlekraftwerke vom Netz / VNG wieder mit Gewinn / Verkauf von Logistikpark / Landrat will Solarwerk retten

04.04.2024, 09:00
MZ-Wirtschaftsnewsletter
MZ-Wirtschaftsnewsletter Stedtler/DPA

die Temperaturen steigen, aus den Bäumen sprießen grüne Blätter. Als erstes frisches Gemüse des Jahres kommt nun der Spargel auf den Tisch. Es gibt viele Liebhaber des Edelgemüses, die dem Saisonstart bereits entgegenfiebern. Von Vorfreude ist bei den meisten Spargel-Höfen jedoch nichts zu spüren. „Wenn wir am Ende keine Verluste mit dem Spargel machen, dann sind wir schon zufrieden“, sagt Peter Gottschalk, Chef der Agrico Lindau (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Der Betrieb lässt von 20 polnischen Erntekräften Spargel auf 15 Hektar ernten. „Das funktioniert gut, doch wir finden nur noch schwer Mitarbeiter für den Verkauf“, erläutert Gottschalk. Daher habe man in der Vergangenheit die Anbaufläche auch um zehn Hektar reduziert.

Agrico ist kein Einzelfall. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Anbaufläche in Sachsen-Anhalt mehr als halbiert. Im Vorjahr waren es laut Statistischem Landesamt in Halle noch 322 Hektar - das sind umgerechnet 450 Fußballfelder. In Sachsen sank die Anbaufläche von 324 Hektar im Jahr 2015 auf zuletzt rund 100 Hektar.

Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Spargelanbau in Sachsen-Anhalt halbiert.
Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Spargelanbau in Sachsen-Anhalt halbiert.
Grafik: Büttner/dpa

Ich habe in den vergangenen Tagen mit Spargelbauern in der Region gesprochen. In der MZ werde ich in den kommenden Tagen darüber berichten. Als Probleme stehen immer wieder im Raum: steigende Löhne, steigende Logistikkosten, fehlendes Personal und billige, ausländische Importe. Es wäre aber zu früh, vom Niedergang des arbeitsintensiven Spargelanbaus zu sprechen. So ist die Produktion etwa in dem großen brandenburgischen Anbaugebiet um Beelitz recht stabil. Anders als bei Gurken oder Tomaten liegt der Selbstversorgungsgrad bei Spargel mit 80 Prozent in Deutschland noch recht hoch.

Und es gibt auch Höfe, die gegen den Trend den Anbau erhöhen. Dazu gehört der Spargelhof Hindorf in Langeneichstädt. Der Familienbetrieb aus dem Saalekreis hat zuletzt seine Fläche sogar auf 70 Hektar aufgestockt. Das Unternehmen hat laut Landwirt Ingo Hindorf drei Vermarktungswege. So besitzt der Agrarbetrieb eigene Stände für die Direktvermarktung, beliefert etwa 60 Gaststätten in der Region Halle/Leipzig und versorgt regional etwa 100 Supermärkte mit frischem Gemüse. So gibt es Spargel aus Langeneichstädt unter anderem bei Händlern von Rewe, Edeka und Globus. „Wir besetzen auch Lücken, die andere hinterlassen haben“, erklärt Hindorf.

So hat der große sächsische Hof Kyhna bei Delitzsch im vergangenen Jahr die Spargelproduktion eingestellt. Kyhna Spargel war eine fest etablierte Marke, der Betrieb belieferte zahlreiche Supermärkte. Nach Hindorfs Worten profitiert sein Betrieb auch von der Kaufkraft der Städte Halle und Leipzig. „Mitarbeiter beispielsweise aus den Werken von BMW und Porsche verdienen gut und können sich den Spargel auch leisten“, meint Hindorf.

Landwirtin Anke Hindorf präsentiert den ersten Spargel der Saison 2024.
Landwirtin Anke Hindorf präsentiert den ersten Spargel der Saison 2024.
Foto: Diana Dünschel

Der erste Spargel der höchsten Güteklasse kostet aktuell bei den Landwirten in der Region um die 16 Euro je Kilogramm. Im Supermarkt liegen die Preise für Spargel aus Griechenland oder Italien bei acht bis zwölf Euro. Wer noch etwas warten kann, der kann den heimischen Spargel ab Mai für etwa acht Euro je Kilogramm kaufen.

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Bis nächste Woche, herzlich, Steffen Höhne

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