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Hier in Halle, Newsletter vom 6. Dezember 2025 Eine ganz schön kriminelle Woche in der Stadt

Ein Selbstversuch in Gesetzestreue, Schokoladen-Diebe im Visier, Einbrecher als Kultur-Banausen, eine tragische Nacht in einer Straße, die alles überschattet.

06.12.2025, 06:07
Hier in Halle schreibt Ihnen heute Frank Klemmer.
Hier in Halle schreibt Ihnen heute Frank Klemmer. (Grafik: Tobias Büttner)

Sie kennen den Satz sicher: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben ... Obwohl: Eigentlich dachte ich, dass ginge - unabhängig vom Nachbarn. Schließlich gibt es so ein paar Regeln, die jetzt weniger Frömmigkeit betreffen, aber zumindest Gesetzestreue. Die wichtigsten nennt man Strafgesetze. Mit denen nicht in Konflikt zu geraten, das sollte doch kein Problem sein!

Das hat bisher auch hervorragend geklappt. Nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie - sprich in Gedanken. Da geht es oft schon mal schneller mit einem durch. Aber ich - fand ich bisher - hatte das voll im Griff. Kriminelle Energie, Fehlanzeige!

Was steckt wohl alles in diesem Tresor?

Bis neulich: Da war ich auf der Autobahn unterwegs und überholte einen Schwertransport. Das, was der geladen hatte, wies auf eine Bank hin und sah aus wie ein riesengroßer Tresor. Ich konnte mich gar nicht so schnell auf die Geschwindigkeitsbegrenzung konzentrieren, wie die Fantasie mit mir durchging: So ein großer Tresor! Was da wohl alles reinpasst! Was man damit alles anstellen könnte ...

Nur in klein: Viel viel größer war der Tresor, der auch die Fantasie des Nicht-Kriminellen auf Reisen gehen lässt.
Nur in klein: Viel viel größer war der Tresor, der auch die Fantasie des Nicht-Kriminellen auf Reisen gehen lässt.
(Symbolfoto: imago/blickwinkel)

Doch gerade noch bevor ich mich schon am Südseestrand liegen sah - weltweit gejagt nach dem perfekten Verbrechen -, richtete ich den Blick wieder auf die Straße. Der überholte „Nachbar“ mit dem Schwertransport durfte seine Reise unbehelligt fortsetzen. Bei aller glühenden Fantasie gilt immer noch: Schön brav sein!

Lidl kämpft gegen die Schokoladen-Diebe

Aber wer braucht heutzutage schon einen Tresor mit einer mutmaßlichen Unsumme darin, um sich in Versuchung führen zu lassen? Das geht auch sehr viel einfacher inzwischen - und zwar im Supermarkt: Die Schäden, die dem deutschen Einzelhandel durch Ladendiebe entstehen, gehen in die Milliarden.

Der Discounter Lidl schützt mittlerweile auch in Halle einige seiner Produkte besonders vor Diebstahl - sogar Schokolade.
Der Discounter Lidl schützt mittlerweile auch in Halle einige seiner Produkte besonders vor Diebstahl - sogar Schokolade.
(Foto: Undine Freyberg)

Welche Folgen das jetzt auch in Halle hat, das hat in dieser Woche meine Kollegin Undine Freyberg herausgefunden: Auch hier in der Stadt hat Lidl nämlich jetzt aufgerüstet und markiert verschiedene Artikel, um die Diebe abzuschrecken - selbst Schokolade.

Dass Süßigkeiten in Versuchung führen können, hat mich jetzt nicht so überrascht - gerade in der Vorweihnachtszeit. Welche Folgen das aber beim „Einkauf“ haben kann, dann schon.

Wenn Diebe keine Kultur haben und ihnen nichts heilig ist

Es sind nicht die einzigen Diebe, denen in dieser Woche in Halle der Garaus gemacht werden soll. Die Kollegin Freyberg war auch dabei, als in dieser Woche vor dem Landgericht der Prozess gegen zwei Angeklagte begonnen hat, die gleich mehrfach - einmal sogar dreimal in einer Nacht - ins Wuk-Theaterquartier eingebrochen sein sollen.

So sah es nach dem ersten Einbruch im Büro des Wuk-Theaterquartiers aus.
So sah es nach dem ersten Einbruch im Büro des Wuk-Theaterquartiers aus.
(Foto: Wuk)

Die Chefin des Wuk-Theaters erzählte vor Gericht, welche dramatischen Folgen die Einbrüche für ihr Team hatten. Denn was die Diebe mitnahmen, war nicht nur wertvoll für ein Theater, das ohnehin nicht viel Geld hat, sondern auch wichtig für die Aufführungen.

Sprich: Technik, die sonst begeistert, war plötzlich einfach nicht mehr da. Wenn die Anklage, zu der die Angeklagten im Prozess noch schweigen, stimmen sollte, waren ihnen allerdings noch ganz andere Dinge nicht heilig. Aber lesen Sie selbst!

Tragisches Finale mit Vorspiel in der Otto-Dix-Straße

Weniger kriminell als tragisch wurde es dann auch noch gegen Ende dieser eigentlich doch so vorweihnachtlichen Woche. Sollte es Vorfreude und Besinnlichkeit irgendwie gegeben haben, wurden die in der Otto-Dix-Straße in Halle-Neustadt dann aber in der Nacht zum Freitag einfach so hinweggefegt.

Zunächst hielt ein Wohnungsbrand die Feuerwehr am Donnerstagabend in der Otto-Dix-Straße in Halle-Neustadt in Atem.
Zunächst hielt ein Wohnungsbrand die Feuerwehr am Donnerstagabend in der Otto-Dix-Straße in Halle-Neustadt in Atem.
(Foto: Marvin Matzulla)

Zunächst war mein Kollege Marvin Matzulla dort vor Ort im Einsatz, als die Retter der Feuerwehr einen stark sehbehinderten Mann wirklich in letzter Minute noch aus seiner Wohnung holen konnten. Als die Feuerwehr eintraf, hatten die Flammen bereits große Teile der Wohnung erfasst.

Noch tragischer wurde es dann am nächsten Morgen: Nur wenige Stunden nach dem Brand stürzt ein siebenjähriges Mädchen aus der dritten Etage eben jenes Hochhaus-Plattenbaus und erleidet schwerste Verletzungen.

Am Freitagmorgen kam es dann zu einem dramatischen Rettungseinsatz: Ein siebenjähriges Mädchen war aus dem Fenster im dritten Stock eines elfgeschossigen Plattenbaus gestürzt.
Am Freitagmorgen kam es dann zu einem dramatischen Rettungseinsatz: Ein siebenjähriges Mädchen war aus dem Fenster im dritten Stock eines elfgeschossigen Plattenbaus gestürzt.
(Foto: Marvin Matzulla)

Wieder war mein Kollege Matzulla vor Ort und im Lauf des Tages hat er dann gemeinsam mit Undine Freyberg die ganze Geschichte aufgeschrieben: Zu der gehört nämlich auch noch ein nicht minder tragisches Vorspiel vor sieben Jahren.

Auch wenn es nach so einer Woche schwerfällt, wünsche ich Ihnen trotzdem noch ein schönes Wochenende. Vielleicht weiß man gerade dann Gesundheit, Glück und Adventsruhe besonders zu schätzen. Und ein Stück Schokolade, das man vorher bezahlt hat. Vor allem also: Bleiben Sie sauber!

Ihr Frank Klemmer