0340 Newsletter Dessau 27. Juni #108 Warum die Dessauer Stadtwerke immer häufiger zum Retter in der Not werden - und ob das gut ist
Warum ein DJ nun eigene Songs schreibt - Auf welches Spiel sich Dessau 05 am Wochenende freut

das vorerst letzte Mal, als Dessaus Stadtwerke einspringen mussten, ging es um den Roßlauer Industriehafen. 17 Millionen Euro haben Land und Stadt gerade erst investiert, um den wieder fit zu machen. Unter anderem wurde die Kaimauer erneuert, um Schiffe einfacher umschlagen zu können. Das Problem ist: Es kommen kaum noch Schiffe. Die Elbe als „Wasserstraße“ ist nicht mehr planbar - und kaum noch existent.
2024 stiegen die Sächsischen Binnenhäfen aus dem Roßlauer Hafen aus. Die Stadt übernahm mit einer Million Euro die Anteile - und machte einen Mann von den Stadtwerken zum Geschäftsführer. Der müht sich mit einer Mini-Mannschaft, steht aber ohne Kran da und muss demnächst mit der Hafenlok zur Durchsicht. Für 230.000 Euro. Das ist viel Geld. In den nächsten Jahren plant die Stadt, eine Million Euro für den Hafen extra bereitzustellen. Was derzeit fehlt, ist eine Perspektive. Will und kann man sich den Hafen leisten wie beispielsweise den kleinen Flugplatz? Und was kommt als nächstes?
Am Mittwoch ging der Blick erneut zu den Stadtwerken. Die Stadt hatte sich mit Stadtmarketingchef Hannes Wolf überworfen, der sah das Vertrauensverhältnis zerstört und bat um vorfristige Aufhebung seines Vertrages. All das übrigens im für die Stadt so wichtigen Bauhaus-Jubiläumsjahr, das noch so gar keinen Schwung aufgenommen hat.
Um eine führungslose Zeit zu verhindern, hat der Stadtrat zwei Dinge entschieden: Wolf muss einen Monat länger und zwar bis zum 31. Juli bleiben. Ab 1. August übernimmt für zwölf Monate Torsten Ceglarek die Stadtmarketinggesellschaft.

Ein Stadtwerke-Manager, der weiter Chef der Dessauer Verkehrsgesellschaft sowie der Flugplatz Dessau GmbH bleibt, dazu Chef des Stadtsportbundes und Vizepräsident des PSV 90 Dessau. Auch wenn er sich viel Mühe gibt. Sein Tag hat auch nur 24 Stunden. Ist mehr möglich, als den Status quo zu verwalten?
Die Stadtwerke in Dessau werden immer mehr zum Helfer, zum Retter für alles. Beim Handball-Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV ist man seit Jahren Hauptsponsor. Das Kurt-Weill-Fest wird nachhaltig unterstützt. Das Stadtfest gäbe es ohne das Unternehmen in der jetzigen Form nicht mehr. Das Weihnachtssingen wird ermöglicht. Die Stadtwerke müsse da eine strukturelle wirtschaftliche Schwäche in der Stadt ausgleichen.
Bleibt die Frage, wann da das Limit erreicht ist. Stadtverwaltung und Stadtrat sollten diese Frage nicht aus dem Blick verlieren. Es ist ja nicht so, dass es mit der Energiewende nicht genug eigene Herausforderungen für die Stadtwerke gibt. Viele Grüße, Steffen Brachert.
PS: Am Sonntag, 17 Uhr, ist Daumendrücken angesagt, wenn der Dessau-Roßlauer HV im Wiederholungsspiel in Essen um den Klassenerhalt in der zweiten Liga kämpf!
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Mit Soul, Funk, Schlager und elektronischer Musik bringt Thomas Pochner seit beinahe 40 Jahren die Menschen zum Tanzen. Einst hat er in den 1980er-Jahren Hip-Hop aufgelegt – heute reicht sein Repertoire von Dance-House bis hin zu melodischem Schlagerpop. Angefangen hatte alles, als er 14 Jahre alt war. „Da habe ich zu meiner Mutter gesagt: Ein DJ verdient am Abend 1.000 Mark. Das krieg ich auch hin“, erinnert sich Pochner. Bereits mit 16 hatte er seine ersten Auftritte – damals noch in Stuttgart.

Nach Dessau ist er 1997 mehr durch Zufall gekommen. Auf Mallorca hatte er den Betreiber mehrerer Clubs kennen gelernt – darunter den Chef vom „Max“ in Köthen. Längst ist Pochner hier zu Hause - und hat sich seit rund eineinhalb Jahren auch der Musikproduktion verschrieben.
Seine Lieder sollen Menschen emotional erreichen – eingängige Melodien, verständliche Texte und ein Beat, zu dem man tanzen kann. „Ich will, dass die Leute mitsingen können“, sagt er. Ein erstes Ergebnis dieser Arbeit ist sein Debütalbum City Beats. Drei Songs sind bereits erschienen, jede Woche soll ein weiterer folgen. Die Resonanz ist positiv. Für Pochner zählt am Ende vor allem eines: „Musik und Tanzen, das ist mein Leben.“
MZ-Geschichten der Woche
+++Die Stadtverwaltung von Dessau-Roßlau will die Bewässerung, zum Beispiel von Gärten und Sportplätzen, ab dem 1. Juli einschränken. Warum sie sich zu dem Schritt entschlossen hat, was dann verboten ist und was mögliche Strafen sind, das hat MZ-Kollege Robert Horvath zusammengetragen.

+++Eine toxische Beziehung endete im Oktober 2024 im Roßlauer Birkenweg in einer Tragödie, als eine Frau ihren Partner überfuhr. „Es war kein Unfall“, urteilte am Montag die Richterin am Landgericht Dessau und fand für die Angeklagter klare Worte. Oliver Müller-Lorey hat den Prozess und die Urteilsverkündung verfolgt.
+++Anwohner im Dessauer Süden beklagen seit Wochen eine hohe Belästigung durch Lärm und Schmutz durch Krähen. Jetzt scheinen die Tiere nach der Brut ihre Nester verlassen zu haben. Ist das Problem damit erledigt? Welche Argumente die Naturschutzbehörden vorlegen, hat MZ-Kollegin Heidi Thiemann notiert.
+++Immer wieder beschießen Unbekannte das Bauhaus-Museum in Dessau mit Kieselsteinen. Der Schaden ist immens. Frust und Ärger sind groß. Die Stiftung Bauhaus prüft nun neue Schutzkonzepte, erfuhr MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey.
+++In Dessau-Roßlau haben Betrüger eine 84-Jährige um Schmuck im Wert von 20.000 Euro gebracht. Das Vorgehen war dieses Mal besonders dreist - und brutal. Die Seniorin wurde verletzt. Wie die Betrüger dieses Mal vorgingen, hat MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey aufgeschrieben.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++120 Jahre wird der SV Dessau 05 in diesem Jahr. Der Verbandsligist feiert das mit zwei besonderen Spielen in der Vorbereitung. Diesen Sonnabend, 28. Juni, 14 Uhr, ist Zweitligist 1. FC Magdeburg mit dem neuen Trainer Markus Fiedler im Schillerpark zu Gast. Eine Woche später, Sonnabend, 5. Juli, 14 Uhr ist Drittligist Allemannia Aachen der Gegner.

+++Auf der Open-Air-Bühne des Anhaltischen Theaters steht das dritte und letzte Wochenende an. Freitag und Sonntag, 27. und 29. Juni, gibt es Highlights der Filmmusik und Stummfilmvertonungen zu den Filmen „The Adventurer“ und „One Week“. Dazwischen ist am Sonnabend, 28. Juni, das Jewish Chambers Orchestra Munich auf der Bühne vor dem Tierpark zu Gast und verspricht eine akustische Entdeckungsreise durch die Pop-Geschichte der letzten 50 Jahre mit Songs von May Winehouse bis zu den Beasty Boys.
+++Die 18. Auflage des Mosigkauer Fischerstechens findet am Sonnabend, 28. Juni, im Naturbad Mosigkau statt. Anmeldungen sind ab 13.30 Uhr möglich. Die Wettkämpfe starten dann 14.30 Uhr. Neben dem Spektakel auf dem Wasser, gibt es an Land Musik, einen Kuchenbasar und auch ein paar Angebote für kleine Besucher.
+++Das „Shamrock“ im Historischen Ratskeller lädt am Sonnabend, 28. Juni, wieder zu Livemusik ein. Zu Gast ist Stevie McGee mit Country, Pop, Rock & Folk. Los geht es 21 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Topf und Pfanne
+++Besondere Gäste hatte in dieser Woche das Restaurant „Orod“ in der Zerbster Straße in Dessau. Vertreter vom „Genussfinder Sachsen-Anhalt“ waren für Film- und Fotoarbeiten vor Ort. Der „Genussfinder Sachsen-Anhalt“ ist eine Initiative, die kulinarische Erlebnisse und regionale Produkte in Sachsen-Anhalt hervorhebt. Was man im „Orod“ wollte?" „Ihr dürft gespannt sein, was da kommt“, heißt es auf Instagram geheimnisvoll.
+++In sechs Monaten - ist Weihnachten schon wieder vorbei. „Ihr wisst, wie`s läuft - seid nicht zu spät“, schrieb deshalb das „Forsthaus Leiner Berg“ auf Facebook - und verkündete die Dezember-Veranstaltungstermine. Da gibt es am 7. Dezember „Die Feuerzangenbowle“ im beheizten Festzelt, ein gemütliches Glühweintrinken (14. Dezember), ein Weihnachtssingen mit Peggy aus Dessau (21. Dezember), zwei Weihnachtsessen an den Feiertagen und die Große Silvesterparty. Karten sind ab sofort erhältlich.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++In der Askanischen Straße in Dessau hat es am Montagabend einen schweren Verkehrsunfall gegeben. Die Ampel war außer Betrieb. Ein Fiat-Transporter überschlug sich nach einem Zusammenprall. Der Bericht erreichte auf Facebook über 10.800 Menschen.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Ab 1. Juli kann man der Arbeitsagentur Anhalt-Dessau-Wittenberg keine E-Mails mehr schreiben. Warum das so ist und wie man künftig mit der Behörde kommuniziert, das hat vergangene Woche die meisten Leser gefunden. 24.500 riefen den Artikel auf.
QUERBLICK
+++Die Wittenberger Innenstadt wird oft als Steinstadt verspottet: viele Gebäude, wenig Grün, zu museal, zu alte Besuchergruppen. In diesem Sommer aber will Wittenberg auf dem Markt junge Menschen anlocken. Wie, das hat sich der MDR angeschaut.
+++Nach aufwendiger Sanierung strahlen der Kanzelaltar und die Apostelfiguren in der Kermener Kirche bei Zerbst wieder in barocker Pracht. Pünktlich zum Peter-und-Paul-Fest am Sonntag wird das Herzstück der Kirche feierlich geweiht und die Kirche wieder in Dienst gestellt. Die Kollegen der Zerbster Volksstimme haben sich vorab in der Kirche umgesehen.
MZ-FOTO DER WOCHE

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