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Kliniken Rettungsdienst und medizinische Versorgung im Salzlandkreis: Ameos will mit zentraler Patientensteuerung die Probleme beseitigen

Von Marko Jeschor 04.06.2018, 11:42
Robert Möller ist als Regionalgeschäftsführer von Ameos Ost für 14 Kliniken und Pflegeeinrichtungen an neun Orten in Sachsen-Anhalt zuständig.
Robert Möller ist als Regionalgeschäftsführer von Ameos Ost für 14 Kliniken und Pflegeeinrichtungen an neun Orten in Sachsen-Anhalt zuständig. Amoes

Aschersleben - Es war eine Ankündigung, die ließ angesichts der Vorgeschichte doch aufhorchen: Klinikbetreiber Ameos will künftig nur noch in Ausnahmefällen Stationen und damit Funktionsbereiche der Notfallaufnahmen abmelden.

Jetzt erklärt der Konzern auf MZ-Anfrage, wie er die teilweise akuten Probleme bei der Versorgung der Patienten in den Griff bekommen will: durch organisatorische Anpassungen, mit denen „behutsam Abläufe optimiert“ werden, wie Unternehmenssprecherin Alexa von Dossow am Freitag sagte. Personalaufstockungen sind dagegen nicht geplant. Die Belegschaftszahl sei ausreichend bemessen.

Fast täglich wurden Stationen bei der Rettungsleitstelle abgemeldet

Insbesondere Ameos stand in den vergangenen Monaten am Pranger, weil beinahe täglich Stationen an allen vier großen Standorten im Salzlandkreis bei der Rettungsleitstelle abgemeldet wurden und Rettungswagen deswegen nicht mehr die gesetzlich vorgegebenen Hilfsfristen einhalten konnten.

Zuletzt befasste sich sogar der Landtag mit den Vorgängen. Regionalgeschäftsführer Robert Möller rechtfertigte die Probleme öffentlich zwar stets mit außergewöhnlichen Situationen wie der Grippe-Welle.

Mitarbeiter und mittlerweile auch interne Dokumente belegen allerdings eindeutig, dass schon lange Zeit vorher oft nicht genügend Personal zur Verfügung stand, um die tägliche Arbeit zu erledigen.

So häuften sich nicht nur sogenannte Überlastungsanzeigen von Krankenschwestern. Auch machten verschiedene Führungskräfte schon seit Ende vorigen Jahres deutlich, dass Dienstplanungen unter den Umständen unmöglich seien.

Ameos verweist auf hohen Krankenstand und Mitarbeiter, die gekündigt haben

Sie verwiesen sowohl auf Langzeiterkrankte als auch Mitarbeiter, die gekündigt haben. Ärzte berichten auch von „Beinahe-Katastrophen“. Dennoch lehnten die Hausspitzen Neueinstellungen ab.

Das verbliebene Personal soll nun mit dem Instrument „Zentrale Patientensteuerung“ entlastet werden. Ameos-Sprecherin von Dossow sagte, damit werde eine optimale Steuerung der Patientenströme, der Bettenauslastung, der Stationsbelegung und der OP-Kapazitäten ermöglicht.

„Infolgedessen können Dienstpläne optimiert und ärztliches und pflegerisches Personal gezielter eingesetzt werden.“ Konkreter wurde sie zunächst nicht. Dafür haben erfahrene Mitarbeiter eine ungefähre Ahnung: So sei vorstellbar, dass Patienten über die Stationsgrenzen hinweg verlegt werden, um Platz im Notfall zu schaffen.

Auch auf den normalen Stationen fehlen Personal und Know-how

So sei zum Beispiel denkbar, Patienten relativ schnell von der Intensivstation auf eine Überwachungsstation oder normale Station zu verlegen. Hintergrund: Sogenannte ITS-Betten wurden in der Vergangenheit häufig abgemeldet. Das soll laut Ameos nur noch geschehen, wenn die Beatmungskapazitäten erschöpft sind.

Allerdings werden die Probleme nach Ansicht der mit den Vorgängen vertrauten Mitarbeiter nur verschoben. Denn: „Auch auf den normalen Stationen haben die Mitarbeiter keine Zeit und teilweise auch nicht das nötige Know-how für die Versorgung schwerst kranker Patienten.“

Die Probleme werden nur verschoben

Sie glauben: Ohne zusätzliches Personal ist die von Ameos nach dem Gipfeltreffen Mitte Mai verbreitete Ankündigung schlicht nicht umsetzbar.

Das Problem dabei: Erstens gäbe es nicht genügend Fachkräfte auf dem Markt. Und die, die zur Verfügung stehen, würden um den Arbeitgeber Ameos wegen des mittlerweile deutlich angekratzten Images einen Bogen machen.

So habe es nach einem von Robert Möller kurz nach seinem Dienstantritt Mitte vorigen Jahres verhängten Einstellungsstopp deutlich weniger Bewerbungen gegeben. Ameos teilte dagegen mit, man habe im vergangenen Jahr fast alle eigenen Auszubildenden mit entsprechendem Abschluss übernommen. (mz)