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Jan Ochmann Bürgermeister Jan Ochmann Verbandsgemeinde Saale-Wipper: "Die Verwaltung muss helfen an Lösungen zu arbeiten"

07.02.2019, 15:08
Jan Ochmann findet, dass die Verbandsgemeinde Saale-Wipper einiges zu bieten hat und möchte mit diesen Vorzügen gern mehr Menschen in die ländlich geprägte Region locken.
Jan Ochmann findet, dass die Verbandsgemeinde Saale-Wipper einiges zu bieten hat und möchte mit diesen Vorzügen gern mehr Menschen in die ländlich geprägte Region locken. Engelbert Pülicher

Güsten - Am 1. Januar 2010 wurde die Verbandsgemeinde Saale-Wipper gegründet. Nach schwierigen Zeiten, in denen jede der fünf Mitgliedsgemeinden nur für sich kämpfte, gibt es inzwischen ein gutes Miteinander. Bürgermeister Jan Ochmann (CDU) blickt im Gespräch mit Susanne Schlaikier auf das vergangene Jahr zurück und erzählt, welche Projekte in diesem Jahr in Saale-Wipper geplant sind.

Herr Ochmann, das Jahr 2018 ist Geschichte. Welche drei Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Jan Ochmann: Die Standardantwort für 2018 ist natürlich der lange Sommer. Das war privat sicherlich sehr schön, ermöglichte er doch den einen oder anderen Genuss an lauen Sommerabenden. Auf der anderen Seite hat jener Sommer aber gezeigt, welch großem Risiko unsere Landwirtschaft und deren regionale Folgegewerke immer ausgesetzt sind. Ich hoffe insoweit sehr auf normale Verhältnisse in diesem Jahr.

Ich möchte diese Frage aber gern mit drei Danksagungen verbinden: Ein Dank geht an meinen Schwimmmeister im Freibad Alsleben. Viele Gäste erfordern viel Arbeit, und damit keiner bei seinem Freizeitvergnügen zu Schaden kommt, braucht es einen aufmerksamen Beobachter.

Mein zweiter Dank geht an die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, die im Jahr 2018 unglaublich viele Einsätze fahren mussten, beginnend beim Sturmtief Friederike bis hin zum Jahresende. Ich kann da immer nur alle Einwohner der Gemeinden aufrufen, ihre Wertschätzung gegenüber unseren Kameraden zu bekunden.

Mein dritter Dank geht an meine Sangesgeschwister im Chor amici carminis und unseren Chorleiter. Wenn wir uns alle fast jeden Donnerstagabend nach getaner Arbeit noch zur Probe quälen, uns sehen und dann wirklich hart an unserer Sangeskunst arbeiten, bedeutet das ein wichtiges Gleichgewicht zu meinem Arbeitsleben. Und weil fast jeder in diesem Chor so denkt, gelingt eben auch so einiges, so dass Probenqual auch zu Erfolgen führt.

Wenn Sie jetzt besonders an die Verbandsgemeinde denken, wie fällt da Ihr Fazit aus?
Ochmann:
Das Jahr ist so schnell vergangen und bei manchen Dingen ist es unbefriedigend, dass es länger dauert als geplant. Ich finde aber, dass wir besonders in den Räten sehr sachliche Arbeit leisten. Wir sind zwar nicht immer einer Meinung, aber es herrscht Arbeitsatmosphäre. Auch der Weg zu einer echten Dienstleistungsverwaltung - so, wie ich mir das zu Beginn meiner Amtszeit vor zwei Jahren vorgenommen habe – ist noch lang.

Wie sieht das konkret aus?
Ochmann:
Ich möchte, dass wir weniger in Bescheiden denken und mehr auf die Bürger zugehen. Selbst wenn wir als Verwaltung nicht direkt helfen können, so sollen die Mitarbeiter helfen, an Lösungen zu arbeiten. Das klappt aber noch nicht immer.

Die Verbandsgemeinde ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Wie kann es gelingen, noch mehr Gewerbe anzusiedeln?
Ochmann:
Erstmal muss es gelingen, mehr Menschen hierher zu locken. Denn erstmal braucht es Arbeitskräfte. Daher müssen wir auf die Leute zugehen und ihnen zeigen, warum es sich lohnt, auf dem Land zu wohnen. Und wir haben einiges zu bieten, mit dem wir punkten können.

Was zum Beispiel?
Ochmann:
Zuerst einmal kann man bei uns günstig wohnen. Und dann haben wir eine sehr gute Infrastruktur: Mit dem Auto oder der Bahn ist man ganz schnell in der nächstgrößeren Stadt. Außerdem haben wir in allen Orten Kindertagesstätten und Ärzte, in 4 von 5 Orten eine Grundschule. Mit diesen Vorteilen müssen wir werben. Langfristig ist auch ein Relaunch der Homepage der Verbandsgemeinde geplant. Da soll dann zum Beispiel auch zu sehen sein, wo es noch Wohnraum gibt.

Zu einer attraktiven Wohngegend gehört aber auch das unmittelbare Umfeld. Welche Möglichkeiten gibt es, alte und verfallene Gebäude zu sanieren bzw. abzureißen?
Ochmann:
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär … Wenn ich könnte, wie ich wollte, müssten die Städte und Dörfer in Saale-Wipper angesichts des niedrigen Zinssatzes jetzt viel Geld in die Hand nehmen und verfallene Grundstücke aufkaufen. Danach könnten sie einem privaten Investor unter bestimmten Bedingungen, die mit der Stadt- oder Dorfentwicklung im Einklang stehen, übertragen werden.

So etwas mit zulässigen Haushaltsentscheidungen zu machen, ist recht kompliziert. Ich werde also da, wo es passt, andere Lösungen in den Mitgliedsgemeinden mit meiner Verwaltung begleiten. Ein Weg wäre, dass die Gemeinde für ein bestimmtes Gebiet ein Konzept erarbeitet, einen vernünftigen Mix zwischen Erhalt und Abriss. Wenn dieser Rahmen steht, kann man hiermit verlässliche Investoren anwerben.

Noch einmal zum Thema „Kita“: Die Einrichtung in Ilberstedt ist bekanntlich marode. Nun hoffen die Ilberstedter schon mehrere Jahre darauf, dass sich in diesem Punkt etwas bewegt.
Ochmann:
Klar ist: Es muss etwas passieren. Der Landkreis hat das ganze Jahr 2018 auf eine Richtlinie vom Land für die Fördermittelvergabe gewartet. Die ist jetzt da. Auf Antrag beim Landkreis steht Ilberstedt auch auf der Prioritätenliste, über die im Februar entschieden werden soll. Dann werden wir sehen, ob es finanzielle Unterstützung vom Land gibt. Wenn diese Zuwendung nicht kommt, werde ich nicht die Hände in den Schoß legen.

Wie sieht es beim Gerätehaus in Ilberstedt aus? Das sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr fertig sein.
Ochmann:
Das ist richtig. Aber die Kosten waren von Anfang an zu niedrig angesetzt, so dass zum Teil neu geplant und ausgeschrieben werden musste. Jetzt ist aber Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Es müssen unter anderem noch Fliesen verlegt, Wände gestrichen und das Außengelände gestaltet werden. Dann können wir in diesem Jahr auch einen Haken an dieses Projekt machen.

Welche Vorhaben stehen in diesem Jahr noch auf dem Plan?
Ochmann: Unser größtes Projekt ist die Sanierung der Grundschule in Güsten. Die ersten Arbeiten haben auch schon begonnen. Allerdings wird der Umbau, wie schon beim Ilberstedter Gerätehaus, teurer als anfangs geplant. Insgesamt rechne ich mit Kosten in Höhe von 3,3 Millionen Euro, davon sind knapp zwei Millionen Euro Fördermittel. Die Schüler werden ab den Winterferien bis zum Ende der Bauarbeiten - voraussichtlich Ende nächsten Jahres - in das Gebäude der früheren Kita in Güsten umziehen. Und wo wir schon beim Jahr 2020 sind: Wir wollen wieder eine Sekundarschule in Alsleben einrichten.

Das ist mal eine echte Neuigkeit! Wie weit sind die Pläne fortgeschritten?
Ochmann:
Die sind schon sehr konkret. Wir wollen mit der fünften Klasse starten. Träger wird die Oskar-Kämmer-Schule mit Sitz in Braunschweig sein, die auch schon die Grundschule in Plötzkau betreibt.

Die Schule soll eine landwirtschaftliche Ausrichtung haben. Die Gegend ist von der Landwirtschaft geprägt und wir wollen die Vielfältigkeit der Branche aufzeigen. Momentan sind wir schon auf der Suche nach Lehrern. (mz)