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Am Flughafen Cochstedt Am Flughafen Cochstedt: Besondere Vogelarten auf dem ehemaliges Militärgelände?

Von Marko Jeschor 18.05.2016, 17:08
Die Natur hat sich das Gelände des ehemaligen Munitionsbunkers am Flughafen längst zurückerobert.
Die Natur hat sich das Gelände des ehemaligen Munitionsbunkers am Flughafen längst zurückerobert. Gehrmann

Cochstedt - Früher lagerten die Russen in der Nähe des Flughafens Cochstedt ihre Munition, künftig könnten unweit des ehemaligen Militärgeländes bis zu 80.000 Hühner Eier für die Lebensmittelindustrie legen. In den vergangenen Jahrzehnten aber eroberte sich die Natur das Gelände unweit des Flughafens zurück - und schuf damit einen Hotspot, wie Ornithologe Uwe Nielitz vor einigen Tagen bei einem Vor-Ort-Termin feststellte.

Nielitz hatte sich nach dem MZ-Bericht über das Vorkommen der besonders geschützten Primelart Himmelsschlüssel auf den Weg dorthin gemacht, um zu schauen, ob sich dort nicht auch Vögel niedergelassen haben.

Seine ersten Beobachtung waren zwar noch vage, immerhin bekam der Ornithologe an diesem Nachmittag keinen Vogel vor den Feldstecher. Einige Indizien aber sprechen seiner Aussage nach durchaus dafür, dass Vogelarten wie das Blaukelchen, der Neuntöter, die Sperbergrasmücke oder auch die Nachtigall zwischen den dortigen Bauruinen, Erdwällen und Bäumen zu finden sind.

Nielitz, der bereits im vergangenen Jahr in der Gegend war, um nach dem Bienenfresser zu suchen, will in nächster Zeit weitere Beobachtungen am ehemaligen Munitionsbunker vornehmen, um die Ergebnisse dann auch dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mitzuteilen. Wobei nicht nur Vögel in seine weiteren Untersuchung einfließen werden. „Die sind nur die Spitze des Eisbergs.“ Das Vorhandensein Vögel spreche laut Nielitz immer für die Vielfalt der Natur. Die im Übrigen in den vergangenen Jahrzehnten sehr gelitten habe.

Bau einer Legehennen-Anlage möglich

Sollte es tatsächlich Belege geben, will die der BUND-Landesverband in einem späteren Genehmigungsverfahren zum Bau der Legehennen-Anlage einbringen, wie Geschäftsführer Oliver Wenden-kampf am Mittwoch der MZ sagte. Spätestens dann müssten die Sichtungen von einem Experten überprüft werden. Wendenkampf hält es generell für möglich, dass in der Nähe des Flughafens eben jene Vogelarten vorkommen.

Die Frage bei einem möglichen Verfahren wäre dann, inwieweit die Planungen des Investors den Naturschutzbelangen standhalten, konkret: Ob die Vögel unter Umständen auch umgesiedelt werden können und welchen Einfluss die Anlage auf das Wasser in der Region hat. Falls notwendig, werde der BUND die Planungen auch juristisch überprüfen lassen, so der BUND-Landeschef. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Projekt auf diese Art gekippt wird. Zuständig für eine Anlage dieser Größenordnung ist zunächst jedoch das Landesverwaltungsamt.

Noch befinden sich die Planungen der Wimex Agrarprodukte Import und Export GmbH jedoch in der frühen Phase, wie Betriebsleiter Claus Möllmann bereits Anfang des Monats nach dem Fund der Himmelschlüssel-Blume auf MZ-Anfrage wiederholte. Tatsächlich gibt es lediglich eine sogenannte Willensbekundung der Stadt Hecklingen, die Flächen an den Geflügelproduzenten aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu verkaufen - sofern Gutachten nicht dagegen sprechen. Die sollen derzeit erstellt werden.

Unabhängig vom Planungsverfahren gibt es gegen die zweite Wimex-Anlage in der Region seit Bekanntwerden des Vorhabens vor einem Jahr teilweise heftigen Widerstand. Zunächst gründete sich eine Ortsgruppe des BUND in Hecklingen, später gab es sogar Informationsveranstaltungen in Aschersleben zu den Auswirkungen der industriellen Produktion auf Tier und Umwelt; organisiert vom Bündnis Tierfabriken-Widerstand aus Berlin.

Nielitz will sich dem Widerstand nicht anschließen. Gleichzeitig aber hält er im Sinne des Naturschutzes die industrielle Produktion von Lebensmitteln nicht für die richtige Entwicklung. „Wenn man so etwas baut, ist hier alles weg. Da helfen auch keine Ausgleichsflächen“, sagt der Ornithologe. Schon jetzt lasse die umliegende Landwirtschaft nur wenig Raum für eine vielfältige Tierwelt. Auf vielen Feldern wird ertragreicher Raps angebaut. (mz)