800 Kilogramm tote Fische 800 Kilogramm tote Fische: "Baumann und Klausen" rühren sich nicht

Nienburg - Wenn jemand wie Frank Nowotnig sagt, das habe er noch nicht erlebt, dann bekommt eine Angelegenheit noch ein größeres Gewicht. Der Vorsitzende das Anglervereins Nienburg neigt zwar nicht dazu, in die Kategorie „Leisetreter“ zu fallen. Aber ungerechtfertigte Übertreibungen liegen ihm fern.
Nun ist es im Saalaltarm wieder zu einem Fischsterben gekommen. Das ist nicht neu, aber die Dimension überrascht sogar so hartgesottene Angler wie Nowotnig, der seit Kindesbeinen die Gewässer um Nienburg kennt und auch schon so lange angelt.
„Große Hechte und andere Fische haben sich durch den Sprung an Land retten wollen“
„Ich habe gedacht, das ist nicht die Realität. Große Hechte und andere Fische haben sich durch den Sprung an Land retten wollen, weil sie keinen Sauerstoff mehr im Wasser hatten. Sie wollten dem Tod entrinnen und springen aus Verzweiflung in selbigen. So etwas habe ich in 30 Jahren Regentschaft noch nicht erlebt“, ist Nowotnig, der ebenso lange Vorsitzender des erfolgreichen Anglervereins ist, fassungslos.
„Zum wiederholten Male müssen wir zusehen, wie unsere Vereinsbesatzgelder dahinsterben und vergraben werden müssen. Seit 30 Jahren wurde in Nienburg und Umgebung kein Gewässer vor dem Sterben gerettet. Ich habe ja schon unzählige Versuche gestartet, aber ,Baumann und Klausen’ sitzen es in aller Ruhe aus! Jetzt hat es zum dritten Mal hintereinander unser Hauptgewässer im Erholungsgebiet erwischt. Alle Edelfischsorten sind in einer noch nie dagewesenen Größenordnung betroffen, von Zander über Schlei, Karpfen, Aal, Barsch“, ist Nowotnig wütend.
Angelgewässer musste gesperrt werden
Hunderte Kilogramm Fische seien das. Bis Sonntag gut 800 Kilogramm. „Wir mussten jetzt die Notbremse ziehen und eins der beliebtesten Angelgewässer im Landkreis bis zum Jahresende sperren. Hier würde nur ein sehr schneller Einsatz vom THW in Frage kommen, um Saalewasser in Größenordnung in den Saale-arm zu pumpen. Wäre ja kein Problem, da beide Gewässer erster Ordnung sind. Aber da wir das Spiel kennen und schon genug Geld und Zeit geopfert haben, um eine Genehmigung dafür zu bekommen, ist dieser Gedanke auch zwecklos“, erinnert er sich an eine Aktion im vergangnen Jahr, als zwar eine Genehmigung kam, dann aber auch eine Rechnung.
Dabei, so Nowotnig, habe man Schaden vom Kreis abgewendet, in dem man die Fische selbst barg und entsorgte, was eigentlich eine Angelegenheit des Kreises sei. Ein Antrag, hieß es am Montag aus der Kreisverwaltung, sei aber zwingend notwendig. Allerdings wolle man das auch noch einmal im Fachamt erörtern, was für die Zukunft möglich sei.
Ringen für eine saubere Lösung geht seit Jahren
Frank Nowotnig ringt seit vielen Jahren um die regulierbare Öffnung im oberen Teil, selbst Masterarbeiten habe man dafür erstellen lassen und eingereicht. Da die Saale, die vom Büro Reiner Lücke vermessen wurde, dort 50 Zentimeter höher sei als der Saalealtarm, wäre das eine saubere Lösung, wenn eine Möglichkeit des Zulaufes geschaffen würde.
Der Landkreis reagiert hier immer mit Zurückhaltung. Einem Fischsterben könne bei Sauerstoffmangel in einem Gewässer durch Einbringen von Frischwasser entgegengewirkt werden. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Sprudler oder einen Sauerstoffspringbrunnen zu installieren, hatte der Landkreis auf eine Anfrage, wie mit solchen Situationen umzugehen sein, geantwortet. Das könne allerdings nur vorübergehend Abhilfe schaffen. Die Aktion müsse regelmäßig wiederholt werden, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.
Muss erst alles den Bach runtergehen?
Genau das wollen die Angler. Doch in diesem Punkt hat sich nichts getan. „Wir hätten immer Frischwasserzufluss, wenn hier etwas getan würde. Das beste Beispiel ist ja der Saalealtarm hinter Wispitz, der nur durch ein größeres Rohr Verbindung hat und somit immer Frischwasser einlaufen kann. Bei uns besteht noch der Vorteil, das es am anderen Ende, bei Höchststand, durch ein vorhandenes Rohr auch wieder auslaufen könnte, aber wir finden keine offenen Ohren“, meint Nowotnig. Es müsse erst alles den Bach runter gehen, bis die Alarmglocken klingen und es in die Amtsstuben vordringt. (mz)