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Zander, Brasse, Aal Fünf Karren toter Fische in Nienburg: Das Sterben geht weiter

Von Andreas Braun 14.09.2019, 07:56
Fünf Karren toter Fische sind jüngst abgefahren worden.
Fünf Karren toter Fische sind jüngst abgefahren worden. F. Nowotnig

Nienburg - Wieder sind fünf Schubkarren toter Fische abgefahren worden. Frank Nowotnig, eigentlich kein Mann, der schnell aufgibt oder lange fackelt, wenn es zu handeln gilt, ist dabei zu verzweifeln.

Seit dem 6. September hält das Fischsterben in einem Altarm der Saale in Nienburg an - vom Parkplatz an der Brücke, am Anglerheim vorbei bis 200 Meter dahinter. „Dieser Abschnitt ist komplett betroffen. Man sieht es auch an der Wasserfärbung. Sie ist grasgrün. Es fehlt der Sauerstoff im Gewässer“, sagt der Vorsitzende der Nienburger Angler.

„Ein geregelter Zufluss im hinteren Teil wäre die Rettung für das Gewässer“, sagt Frank Nowotnig

Doch Nowotnig macht sich nicht nur Sorgen um die Fische. An dem betroffenen Gewässerabschnitt brütet der Eisvogel im Steilhang und ist vom Fischsterben nicht erfreut, so Nowotnig. Er fürchtet, dass der Vogel sich ein anderes Quartier sucht.

„Ein geregelter Zufluss im hinteren Teil wäre die Rettung für das Gewässer“, sagt er. Bisher könne durch ein Rohr zwar Wasser abfließen, wenn es zu Hochwasser kommt, aber einen Zufluss gebe es nicht.

„Seit vielen Jahren reden wir Angler mit Engelszungen über Sanierungen von Gewässern im Salzlandkreis. Viele Projekte in Form von Masterarbeiten haben wir in Zusammenarbeit mit Studenten der Hochschule in Strenzfeld erstellen lassen. Aber man findet kein offenes Ohr.“

Behörde weist mit Schreiben auf nötiges hydrologische Gutachten hin

Die Kritik richtet sich an die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis. Hier gab es lediglich auf seine Schreiben als Antwort, dass es einer gesetzlichen Regelung entsprechen müsse und hydrologische Gutachten eingeholt werden müssten, bevor man etwas tun könne.

„Das alles hatten unsere Vorfahren nicht, aber sie hatten ein funktionierendes Grabensystem, das den Wasserzufluss regelte, und dafür sorgte, dass Sauerstoff in den Gewässern war. Nun aber, da alles verlandet und der Altarm keinen Zufluss hat, wird es schwer für die Fische.“

Hinweise, dass alle Kleingewässer dem Untergang geweiht seien und kein Fisch überleben könne, seien ignoriert worden. „Aus diesem Grund hatten die Nienburger Angler beschlossen, einige Teiche aus ihrer Bewirtschaftung zu nehmen und sie der Verlandung zu überlassen.“

Sauerstoffmangel und Algenbildung in den Sommermonaten

Die größeren Gewässern seien an der Grenze des Machbaren, weil kein Durchfluss vorhanden sei. Es komme in den Sommermonaten zu Sauerstoffmangel und Algenbildung. „Im vergangenen Jahr konnten wir ein großes Fischsterben im Saalealtarm durch die Hilfe der Feuerwehr abwenden“, erinnert Nowotnig an eine Aktion im trockenen Sommer 2018.

„Wir mussten dafür Bearbeitungsgebühren an den Landkreis zahlen, da es ja nicht der Allgemeinheit zum Nutzen war, obwohl 45.000 Mitglieder des Landesanglerverbandes dort durch den Gewässerfonds angeln könnten. Und für die Entsorgung der toten Fische wäre der Landkreis verantwortlich gewesen“, blickt Nowotnig zurück.

Zuviel Faulschlamm in den Gewässern

Das aktuelle Fischsterben im Saalealtarm sei nun die Konsequenz. Es durchzieht die komplette Fischpalette. „Vom Zander bis zur Brasse und vom Aal bis zum Barsch verenden Tausende Fische durch den Sauerstoffmangel“, bedauert Nowotnig.

Dieser Sauerstoffmangel entstehe durch den enorm hohen Anteil an Faulschlamm in der alten Fahrrinne und durch sehr hohen Einfall von Pappellaub - ein Paradies für die Algenbildung in diesem stehenden Gewässer sei das.

Generell könne einem Fischsterben bei Sauerstoffmangel in einem Gewässer durch Einbringen von Frischwasser entgegengewirkt werden, so Mario Schulze, Fischereiberater beim Landkreis.

Sprudler oder Sauerstoffspringbrunnen installieren

Eine andere Möglichkeit wäre, einen Sprudler oder einen Sauerstoffspringbrunnen zu installieren, so Schulze weiter. Das könne allerdings nur vorübergehend Abhilfe schaffen. Die Aktion müsse regelmäßig wiederholt werden, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.

„Wir wollten die Feuerwehr um Hilfe bitten. Am Dienstag ist Dienstabend und eine Übung hätte da sicher helfen können. Aber hier schlägt die Bürokratie zu. Auch im Notfall kann man das nicht ohne Genehmigungen von der Umweltbehörde, Wasserbehörde und dem Straßen- und Schifffahrtsamt“, sagt Nowotnig und ist ratlos, weil man nun nur abwarten könne. (mz)