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Pässe, Pornos, Peinlichkeiten Pässe, Pornos, Peinlichkeiten: Hacker stellen Politiker bloß

Von Hagen Eichler 04.01.2019, 20:04

Magdeburg - Kriminelle haben persönliche Daten hunderter deutscher Prominenter und Politiker gestohlen und im Internet veröffentlicht, betroffen sind auch mehr als 30 Politiker aus Sachsen-Anhalt. Ihre Handynummern, teilweise auch Kreditkarteninformationen, Reisepässe und private Chat-Nachrichten wurden öffentlich zum Herunterladen bereitgestellt.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) wertete die Attacke als „schwerwiegenden Angriff“. Die Urheber wollten das Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen beschädigen, sagte sie. Attackiert wurden sämtliche Bundestagsparteien mit Ausnahme der AfD sowie Prominente, die in der rechten Szene verhasst sind, beispielsweise der Moderator Jan Böhmermann oder der Schauspieler Til Schweiger.

Sangerhäuser Bundestagsabgeordneter zählt zu den schwer Geschädigten

In den meisten Fällen wurde die Handynummer veröffentlicht. In einigen Fällen reicht der Übergriff bis in die Privat- und Intimsphäre. Zu den besonders schwer Geschädigten gehört der Sangerhäuser Bundestagsabgeordnete Torsten Schweiger (CDU).

Kopien seines Reisepasses und des Bundestagsausweises sind ebenso einsehbar wie ein Kaufvertrag über Immobilien, Mieteinnahmen und ein Bewerbungsschreiben seiner Tochter. „Ich wurde im vergangenen Sommer gehackt. Mein E-Mail-Konto, Facebook, Twitter, die Dropbox - ich hatte auf nichts mehr Zugriff“, erklärte er. Das Landeskriminalamt habe aber keinen Täter finden können.

Unter den Schweiger zugeordneten Daten sind auch einige pornografische Bilder. Die stammten aber nicht von seinen Geräten, sondern seien von den Hackern hinzugefügt worden, sagte der Abgeordnete. „Das Ziel ist die Diskreditierung, mit welchem Hintergrund auch immer.“ Auch die Bundesregierung warnt, unter dem Material könnten Fälschungen sein.

Hacker-Angriff: „Das fühlt sich an, als würden fremde Menschen meine Briefe lesen“

Umfangreich bestohlen wurde auch die Landtagsabgeordnete Eva von Angern (Linke). Unter anderem wurden eine Reisepasskopie sowie ihre Kommunikation über den Facebook-Messenger veröffentlicht. Facebook-Inhalte wurden auch bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Katrin Budde abgesaugt. Buddes Konto wurde im Sommer geknackt, das von Angerns im Dezember. „Das fühlt sich an, als würden fremde Menschen meine Briefe lesen“, klagt Budde. „Es muss doch für jeden Menschen einen Bereich geben, der nicht einsehbar ist.“ Von Angern nannte die Täter schlicht „Idioten“.

Von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und dem langjährigen CDU-Landeschef Thomas Webel wurden Handynummern verbreitet. Der Regierungschef sei dadurch aber nicht beunruhigt, so Regierungssprecher Matthias Schuppe. Andere Politiker hingegen zeigten sich alarmiert. SPD-Landeschef Burkhard Lischka sprach von einem erschreckenden Vorfall. „Der Hackerangriff ist ein Angriff auf die digitale Souveränität und die Persönlichkeitsrechte jedes Betroffenen.“ Lischka kündigte an, Union und SPD würden im Bundestag eine Sondersitzung des Innenausschusses einberufen.

Der Bundestagsabgeordneter Christoph Bernstiel (CDU) warnte vor voreiligen Schlüssen: „Dass nur die AfD ausgelassen wurde, könnte darauf hindeuten, dass Russland dahinter steckt. Vielleicht wollen die Hacker aber gerade erreichen, dass wir das denken.“ Die Linke spricht von einem „Fall organisierter Kriminalität gegen Mitglieder von Verfassungsorganen“. (mz)