"Schwerwiegender Angriff" Hackerangriff auf Politiker und Promis : Das wissen wir über die die Hacker und den Leak

Berlin - Hunderte deutsche Politiker auf Bundes- und Landesebene sind offenbar Opfer eines Hackerangriffes geworden. Die Hacker verbreiteten unter anderem Handynummern und Adressen, private Chatverläufe und parteiinterne Dokumente von Politikern, Journalisten und Musikern über Twitter. Ein Überblick über die Faktenlage.
Welche sensiblen Daten wurden veröffentlicht?
Zu den Daten zählen unter anderem Telefonnummern, Chat-Verläufe, Kreditkarteninformationen, Rechnungen und Personalausweise. Die Sicherheitsbehörden bemühen sich den Angaben zufolge, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass die Daten nicht mehr abgerufen werden können. Nach Angaben der Bundesregierung wurden keine sensiblen Daten des Kanzleramts veröffentlicht. Das sagte Vize-Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag. Das gelte auch für die Bundeskanzlerin.
Wie wurden die Daten verbreitet?
Verbreitet wurden die Daten über Twitter via Links von einem dubiosen Account. Sie wurden im Format eines Adventskalenders bis Weihnachten veröffentlicht. Auf dem Account werden seit Sommer 2017 immer wieder persönliche Daten von mehr oder minder prominenten Personen veröffentlicht. Er hat angeblich mehr als 17.000 Follower. Der Account gehört zu einer Internet-Plattform, der Betreiber soll sich laut „rbb“ in Hamburg befinden. Am späten Donnerstagvormittag wurde der Account @_Orbit, über den die Daten verbreitet wurden, gesperrt. Die Angriffe sollen bis Ende Oktober 2018 gegangen sein, wann sie starteten, ist derzeit nicht bekannt. Ob alle Daten authentisch sind, ist ebenfalls unklar. Mindestens ein Politiker hat angemerkt, dass zwischen sehr vielen echten Daten über ihn mindestens eine Datei ist, die ihm nicht gehört.
Wie reagiert die Bundesregierung?
Die Bundesregierung wertete die massenhafte Veröffentlichung teils sensibler Daten von Politikern, Parteien und Prominenten als „schwerwiegenden Angriff“. „Die Urheber wollen Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen beschädigen“, erklärte Justizministerin Katarina Barley (SPD).
Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, Armin Schuster (CDU), forderte, dass die geleakten Daten von Politikern und Prominenten möglichst schnell aus dem Netz genommen werden. „Die Bundesregierung arbeitet mit den Providern daran, dass das möglichst schnell geschieht. Denn das sind ja kapitale Daten“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Im Übrigen seien alle Sicherheitsbehörden des Bundes damit befasst, den Fall aufzuklären.
Was schreibt das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik?
Hackerangriff auf Politiker: Das BSI prüft den Fall derzeit in enger Abstimmung mit weiteren Bundesbehörden intensiv. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum hat die zentrale Koordination übernommen. Nach jetzigem Erkenntnisstand liegt keine Betroffenheit der Regierungsnetze vor.
Wer ist von dem Daten-Leak betroffen?
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“, der einige der Daten gesichtet hat, wurden nicht nur Daten von Politikern und Parteien veröffentlicht, sondern auch von Bands, Moderatoren und Journalisten. Zu den Betroffenen Parteien zählen demnach die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, SPD, Linken und FDP, die Parteizentralen des EU-Parlamentes, der Landes- und Kreisverbände von CDU, SPD, Grünen, Linken und FDP.
Persönlich betroffen sind unter anderem Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Grünen-Chef Robert Habeck, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, Ex-SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, die Moderatoren Jan Böhmermann (Neo Magazin Royal) und Christian Ehring (extra 3.).
Auch Journalisten der ARD und des ZDF sollen zu den Opfern zählen. Außerdem sind bekannte YouTuber aus dem Gaming-Bereich Ziel des Angriffs geworden. Darunter Simon Unge, der am Donnerstag in einem veröffentlichten Video mitteilte, dass sein Twitter-Account gehackt wurde.
Gibt es Hinweise darauf, wer hinter dem Angriff steckt?
Noch ist unklar, wer genau hinter dem Angriff steckt. Nach Einschätzung von „tageschau.de“ deutet die Auswahl vieler attackierten Personen, Kommentare und teilweise die Bildsprache auf einen rechten Hintergrund hin. Am 1. Dezember etwa traf es den Satiriker Jan Böhmermann. Die unbekannten Urheber kommentierten ihre Veröffentlichung mit den Worten: „Das 1. Türchen geht an J. Böhmermann und an sein tolles Projekt „reconquista internet“. Nette Sachen mit denen man Spaß haben kann.“ Böhmermann hatte auf das rechtsradikale Troll-Netzwerk „Reconquista Germanica“ mit der Aktion „Reconquista Internet“ reagiert.
Wie geht es jetzt weiter?
Das nationale Cyber-Abwehrzentrum kam am Morgen zu einer Krisensitzung zusammen. Nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) wollen sich die Parteien abstimmen und eine gemeinsame Erklärung herausgeben. (rnd, ngo/lf, dpa)