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Neubesetzung des Stiftungsrates Kunststiftung Sachsen-Anhalt: Liste für Neubesetzung des Stiftungsrates mit früherem und aktuellem MDR-Personal

Von Christian Eger 08.08.2017, 10:00
MDR-Logo in Leipzig. Nach Lage der Dinge könnte man es auch am Haus der Kunststiftung in Halle anbringen.
MDR-Logo in Leipzig. Nach Lage der Dinge könnte man es auch am Haus der Kunststiftung in Halle anbringen. dpa

Halle - An diesem Dienstag soll das Kabinett in Magdeburg die Neubesetzung des Stiftungsrates der Kunststiftung Sachsen-Anhalt beschließen. Fünf Mitglieder aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wirtschaft sind zu berufen, die neben den fünf gesetzten politischen Mitgliedern in den nächsten drei Jahren die Geschicke der 2004 gegründeten Stiftung in „allen Fragen von grundsätzlicher Bedeutung“ zu steuern und zu überwachen haben.

Der von Kulturminister Rainer Robra (CDU) geführte Rat ist ein machtvolles Gremium. Seine Entscheidungen betreffen die Förderung von Künstlern genauso wie die Kontrolle des Haushalts und des Vorstands, also in diesem Fall der Direktorin, die er zu berufen oder abberufen hätte.

Neubesetzung des Stiftungsrates: Wird die Kunststiftung ein Funkhaus?

Das alles wäre wenig aufregend, wenn nicht zwei Kandidaten auf der Liste für Erstaunen sorgen. Es sollen nachrücken: Johann Michael Möller, 61, von 2006 bis 2016 MDR-Hörfunkdirektor, und dessen Nachfolgerin im Amt, Nathalie Wappler-Hagen, 49, MDR-Programmdirektorin in Halle und Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission. Wird die Kunststiftung ein Funkhaus?

Erstaunlich sind an der Personalie zwei Punkte. Warum zwei Posten für den MDR? Auch wenn Möller nicht mehr aktiv im Sender tätig ist, heißt seine in der Kabinettsvorlage zitierte Expertise: „ehem. MDR-Hörfunkdirektor“. Vor allem aber stellt sich diese Frage: Warum Journalisten?

Neubesetzung des Stiftungsrates der Kunststiftung Sachsen-Anhalt: Warum Journalisten?

Was haben professionelle Berichterstatter in einem staatlichen Gremium zu suchen, das sie kritisch zu begleiten hätten? Eine Frage, die noch gar nicht den Punkt berührt, dass Möller als geborener Baden-Württemberger und Wappler-Hagen als Schweizerin nicht gerade als intime Kenner der ost-mitteldeutschen Verhältnisse gelten können, um die es auch gehen sollte in einer Stiftung des Landes. Das setzt sich ohne Not dem Anschein aus, dass man sich unerklärt eine Medienpartnerschaft sichert.

Der Ball in dieser Angelegenheit liegt administrativ bei Rainer Robra und nicht bei der Stiftungsdirektorin Manon Bursian, auch wenn diese die Kandidaten selbstverständlich bestens kennt. Die aus Magdeburg stammende Bibliothekarin hatte 2005 nach einem Job als persönliche Referentin des Kultusministers Jan-Hendrik Olbertz die neugegründete Stiftung übernommen, die sie in dritter Amtszeit führt.

Frauen-Quote steigt durch Berufung

Es sei „ein bisschen Zufall“, dass zwei Journalisten in den Stiftungsrat berufen werden sollen, teilt Robras Sprecher Daniel Mouratidis mit. Die habe man nicht ausgesucht, weil sie Journalisten, sondern weil sie Kulturkenner seien; Möller, der jetzt privatisiert und sich gern ehrenamtlich vernetzt (Petersburger Dialog, Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler), war in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre im FAZ-Feuilleton für Neue Sachbücher zuständig. Und Wappler-Hagen, MDR-Kultur-Chefin, hat zu Beginn ihrer Karriere in der Schweiz in einigen TV-Kultursendungen gearbeitet.

In Magdeburg gehe man davon aus, dass die Journalisten „ein großes Maß an Professionalität“ besäßen, dass ihre Rollen kläre, sagt Mouratidis. Im übrigen würde die Berufung den Frauenanteil heben. Neben Wappler-Hagen werden die Kuratorin der Hamburger Kunsthalle, Annabelle Görgen-Lammers, und die Direktorin des Mies van der Rohe Hauses Berlin, Wita Noack, berufen.

Auch im Künstlerischen Beirat geht es nicht-sachsen-anhaltisch zu

Hamburg und Berlin. Würde man dorthin einen Sachsen-Anhalter berufen? Nun, auch im Künstlerischen Beirat der Stiftung geht es vorzugsweise nicht-sachsen-anhaltisch zu. Eine seltene Ausnahme ist Tony Loeser, Geschäftsführer der Firma motion works Halle, der freilich bereits zum vierten Mal in den Stiftungsrat berufen wird.

Die notorische Sachsen-Anhalt-Distanz ist man gewohnt. Aber das Aufgeben des journalistischen Distanzgebotes ist eine neue Qualität. Auf die Frage, was sie als Journalistin im Stiftungsrat zu suchen habe, teilt Frau Wappler-Hagen mit: „Wie Sie aus einem Blick in die Stiftungssatzung erkennen können, handelt es sich um eine gemeinnützige Institution und ich wüsste nicht, welcher Grund gegen eine Mitwirkung sprechen sollte.“ Vielleicht der Umstand, dass die von einem Minister geführte Landesstiftung eine Quasi-Behörde ist?

Nathalie Wappler-Hagen: Objektivitäts-Dogma

Das sah Wappler-Hagen schon einmal genauer. Als Kulturchefin von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) stellte sie im Gespräch mit der Zeitschrift „Weltwoche“ klar: „Unser Journalismus ist unabhängig. Regelmäßig kritisieren uns Künstlerverbände, die finden, wir setzten die falschen Prioritäten.“

Für sie gelte das Objektivitätsdogma, wird sie zitiert, dass sich „ein guter Journalist nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten“. Das „sei auch für SRF-Kulturjournalisten das oberste Gebot.“ Was für den SRF galt, muss für den MDR nicht gelten. (mz)