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Kosten von rund 3.400 Euro Kommentar zur geplanten Führerschein-Reform: Der Lappen darf kein Luxus sein

Wenn die Kosten für Führerscheine nicht sinken, wird Autofahren zum Privileg, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann. Das Grundproblem: Vielen Menschen sind auf das Auto angewiesen, weil Bus und Bahn den Bedarf nicht annähernd decken.

Von Jan Schumann 22.10.2025, 17:59
MZ-Redakteur Jan Schumann hält eine Preissenkung der Führerschein-Ausbildung für dringend nötig.
MZ-Redakteur Jan Schumann hält eine Preissenkung der Führerschein-Ausbildung für dringend nötig. (Foto: MZ/Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Mehr als 3.000 Euro müssen Jugendliche und junge Erwachsene aktuell einplanen, wenn sie einen Auto-Führerschein machen wollen – und das ist nur die Mindestkostengrenze.

In vielen Fällen kostet der Lappen deutlich mehr, oft liegt das nicht allein in der Hand der Fahrschüler. Wenn der Lehrer auf mehr Praxisstunden besteht – wer sagt da nein? Und wenn in der Prüfung andere Verkehrsteilnehmer kreuz und quer fahren – dann fällt selbst ein guter Fahrschüler schnell durch, obwohl er in den Übungsstunden souverän war. Prüfungswiederholungen sind ein Faktor für hohe Führerschein-Kosten.

Oft hängt es am Elternhaus, die Fahrausbildung der Kinder zu zahlen

Das Ziel der Bundesregierung, den Preis für die Fahrausbildung deutlich zu senken, ist angesichts des Preisanstiegs absolut nachvollziehbar. Noch vor 20 Jahren lagen die Führerscheinkosten bei ungefähr 1.000 Euro – das war damals schon viel, aber immer noch deutlich weniger als heute.

Von jungen Menschen ist es sehr viel verlangt, die aktuellen Preise selbst zu stemmen: selbst mit Jobs und Nebenjobs. Damit hängt die Finanzierung des Führerscheins in vielen Fällen automatisch an den Eltern. Und an der Frage, ob diese sich die Fahrausbildung ihrer Kinder leisten können.

Das Grundproblem: Für viele Sachsen-Anhalter ist das Auto alternativlos

Somit wird der Führerschein mehr und mehr zum Privileg gut situierter Familien. So darf es nicht sein, deshalb ist das Ziel der Bundesregierung richtig. Dass Fahrlehrer um ihr Geschäft bangen, ist logisch. Das Argument, dass eine schlankere Ausbildung automatisch auch weniger Wissen und Praxiskenntnisse vermitteln würde, ist aber nicht von der Hand zu weisen. An dieser Stelle wird sich entscheiden, ob die Reform Wirklichkeit wird. Fahrsimulatoren allein werden es wohl nicht richten.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Ein Grundproblem bei all dem ist, dass das Auto für viele Menschen außerhalb der Großstädte alternativlos ist. Bus und Bahn können den Bedarf nicht decken. Dieses Manko muss von der Bundesregierung als Großprojekt angegangen werden.