Erinnerung an Nazi-Terror Kommentar zur Gedenkstätten-Fahrten für Schüler: Diese Lehrstunden verändern Leben
Das Gedenken an die Verbrechen der Nationalsozialisten ist für Schüler unverzichtbar. Das gilt heute mehr denn je, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann angesichts des Zulaufs rechtsextremer Organisationen in Sachsen-Anhalt.

Magdeburg/MZ - Wer wissen will, wie sich der Nazi-Terror vor fast 100 Jahren in Deutschland angefühlt hat, muss nicht unbedingt Geschichtsbücher lesen. Er muss nicht einmal in eines der früheren Konzentrationslager fahren, die heute zu Gedenkstätten umgebaut sind.
Es reicht, sich in seiner Heimatregion in Sachsen-Anhalt umzuschauen – in Halle, in Bernburg, in Bitterfeld, überall. Man muss nur einmal gründlich die Biografien der verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen lesen, an die überall im Land auf Stolpersteinen im Straßenpflaster erinnert wird – plötzlich ist die Geschichte des Nationalsozialismus nicht mehr nur ein Buchkapitel, sondern ganz nah.
Man muss nicht nach Auschwitz fahren, um den Nazi-Terror zu verstehen
Es gibt Politiker in Sachsen-Anhalt, die Schulfahrten zu Gedenkstätten des Nationalsozialismus zur Pflicht machen wollen. Ja, in den großen und kleinen Mordfabriken der Nazis – von Auschwitz bis Prettin – erlebt man den Terror der Nazis und ihrer Helfer auch heute noch so unmittelbar, dass es einem die Sprache verschlägt.
Wer sich auf diese Art einmal ernsthaft mit den deutschen Verbrechen befasst hat, kann den Nationalsozialismus nicht mehr relativieren. Es sind Lehrstunden, die auch heute noch das Leben von Menschen verändern können – vor allem dann, wenn es Schüler sind.
Pflicht zu Gedenkstätten-Fahrten ist wünschenswert - aber nicht machbar
Obwohl es wünschenswert ist, wird eine Pflicht für Gedenkstättenfahrten organisatorisch nicht zu stemmen sein. Schon jetzt wissen viele Lehrer im Land nicht, wie sie das nächste Schuljahr angesichts des Personalmangels schaffen sollen. Die Schulen müssen das Gedenken an die Verbrechen auch auf andere Weise erhalten.
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Das ist heute nötiger denn je: Die Landesregierung muss zusammen mit den Schulen neue Wege finden, ein historisches und demokratisches Bewusstsein zu wecken. Rechtsextreme Straftaten an Schulen häufen sich aktuell, rechtsextreme Organisationen haben enormen Zulauf. Es ist Aufgabe und Pflicht des Landes, sich dem jetzt entgegenzustellen.