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Orte des Nazi-Terrors Die Linke fordert verpflichtende Schulfahrten zu Gedenkstätten des Nationalsozialismus

Mehr rechtsextreme Straftaten und gezielte Angriffe auf die Demokratie: Aufgrund dieser Entwicklungen fordert Sachsen-Anhalts Linke eine Pflicht zu Gedenkstätten-Fahrten für Schüler. Sie sollen mehr über die Geschichte des Nationalsozialismus erfahren.

Von Jan Schumann 13.06.2025, 12:55
Linken-Fraktionschefin Eva von Angern hat neue Regelungen für Gedenkstätten-Schulfahrten gefordert.
Linken-Fraktionschefin Eva von Angern hat neue Regelungen für Gedenkstätten-Schulfahrten gefordert. (Foto: picture alliance/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Linksfraktion hat im Landtag eine Pflicht für Schüler gefordert, mindestens einmal in ihrer Schullaufbahn Gedenkstätten des Nationalsozialismus zu besuchen. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte dürfe nicht an Herkunft, Geldbeutel oder Wohnort scheitern, sagte Fraktionschefin Eva von Angern am Freitag. Im Antrag der Linken heißt es: „In einer Zeit, in der antisemitische Straftaten zunehmen, Verschwörungsnarrative Anschlussfähigkeit gewinnen und

rechtsextreme Akteure demokratische Institutionen gezielt angreifen, braucht es klare bildungspolitische Antworten.“ Er soll in den kommenden Monaten in den Ausschüssen des Landtags diskutiert werden.

Feußner setzt bei Gedenkstätten-Fahrten nicht auf Pflicht

Das Land unterstützt Schulfahrten zu Gedenkstätten, etwa zu früheren Konzentrationslagern. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) betonte den hohen Stellenwert der Fahrten, lehnte aber eine generelle Pflicht ab. Diese sei sowohl in den Schulen als auch in den Gedenkstätten „personell, organisatorisch und finanziell derzeit nicht umsetzbar“.

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Feußner nannte die Fahrten dennoch unverzichtbar. „Sie befähigt junge Menschen dazu, Geschichte in ihren Konsequenzen zu verstehen, Extremismus in seinen Wurzeln zu erkennen – und sich aktiv für unsere freiheitliche Demokratie einzusetzen.“

Laut Ministerium nahmen zuletzt mehr Schulen im Land die Möglichkeit für derartige Bildungsfahrten wahr. So habe die Landeszentrale für politische Bildung im vergangenen Jahr 172 Fahrten finanziert. „In diesem Jahr liegt die Zahl Stand heute bereits bei 180 Fahrten“, so Feußner. Sie schlug am Freitag vor, gemeinsam mit Gedenkstätten, Landeszentrale und Schulen zu prüfen, wie die Fahrten künftig auch ohne Pflicht für jeden Schüler möglich werden.

Sachsen-Anhalt verzeichnet mehr rechtsextreme Taten an Schulen

Die Debatte läuft vor dem Hintergrund zunehmender rechtsextremer Straftaten in Schulen. 2024 zählt die Landespolizei 185 rechts motivierte Delikte in den Einrichtungen – das war der Hauptteil der insgesamt 251 politisch motivierten Straftaten an Schulen.

Oliver Kirchner, Fraktionschef der rechtsextremen AfD, lehnte die von den Linken beantragten Pflichtfahrten als „Staatsbürgerkunde-Unterricht 2.0“ ab. Die AfD hatte im Mai das Ende der Gedenkstättenfahrten in Kooperation mit der Landeszentrale gefordert.