Kommentar zu kleinen Schulen Jetzt geht es um Wahlchancen
Die CDU will bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt mit dem Retten von Landschulen punkten. Eine Frage muss sie aber klären.

Magdeburg/MZ - Immer deutlicher zeigt sich: Die Entlassung von Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU) war nicht nur die Reaktion auf Eigenmächtigkeiten oder „mangelhafte Kommunikation“, wie es damals hieß. Die von Feußner verfügte Abschaffung der Skikurse war nur der Auslöser für eine Eskalation, an deren Ende der Rauswurf stand.
Die wahre Ursache ist eine andere: Die CDU will einen Schlussstrich unter die von ihr selbst verantwortete Bildungspolitik ziehen. Alte Konflikte mit Lehrern, Eltern und nicht zuletzt mit Kommunen sollen ein Ende finden. Es geht jetzt um die Wahlchancen im kommenden Jahr.
Ausnahmen für kleine Schulen sind das Gegenteil vom dem, was Feußner wollte
Demonstrativ ist der neue Bildungsminister Jan Riedel (CDU) auf Lehrer zugegangen. Den Streit um die Abrechnung von Überstunden will er abräumen, mehr Offenheit und Zuhören hat er versprochen. Nun kommt ein Signal, dass die Landesregierung dem Schulsterben auf dem Land etwas entgegensetzen will. Die Mindestschülerzahlen sollen dort sinken – das ist das Gegenteil von dem, was seine Vorgängerin mit ihrem Gesetzentwurf vorhatte.
In Dörfern und kleinen Städten wird die Ankündigung für Freude sorgen. Schließlich sind Schulen überall wichtige Ankerpunkte, um die herum sich gesellschaftliches Leben organisiert. Sterben Schulen, werden Schulwege länger, und das Leben abseits der Großstädte verliert an Attraktivität.
Die geretteten Schulen brauchen aber auch Lehrer
Allerdings wird der neue Minister Riedel die Frage beantworten müssen, mit welchem Personal er die geretteten Schulen betreiben will. Denn damit hatte seine Vorgängerin Feußner recht: Größere Klassen, größere Schulen können Lehrer effizienter einsetzen, Unterrichtsausfall wird verringert.
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Wer also Schulen unterhalb der jetzigen Mindestzahlen am Leben erhalten will, muss auch erklären, wie die Unterrichtsversorgung stabilisiert werden kann. Ein solches Konzept ist die CDU, die das Bildungsressort in Magdeburg seit mehr als neun Jahren führt, den Wählern schuldig.