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fachkräftemangel und Mindestlohn Steigende Gehälter: Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt haben mehr Geld in der Tasche

Nach der hohen Inflation steigt das Gehalt wieder. Durch den Fachkräftemangel gibt es besonders mehr Geld für Arbeitnehmer in Restaurants. Der Lohnabstand zu Westdeutschland wird immer geringer.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 07.05.2024, 10:35
Arbeitnehmer in der Gastronomie haben in Sachsen-Anhalt mehr Geld auf dem Konto. Der Grund dafür ist der Fachkräftemangel, der dazu zwingt das Gehalt anzupassen.
Arbeitnehmer in der Gastronomie haben in Sachsen-Anhalt mehr Geld auf dem Konto. Der Grund dafür ist der Fachkräftemangel, der dazu zwingt das Gehalt anzupassen. (Foto: picture alliance/dpa)

Halle/MZ. - Die Löhne in Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Laut Statistischem Landesamt liegen die Erhöhungen seit Herbst 2023 auch wieder über der Inflationsrate.

Das heißt, die Arbeitnehmer haben Reallohnzuwächse (siehe Grafik). Insgesamt lag das Lohnplus 2023 bei 6,1 Prozent. Mit Reallöhnen ist das Geld gemeint, das die Beschäftigten tatsächlich ausgeben können, also nach Berücksichtigung der Inflation.

Der Wert gibt damit auch Auskunft über die Kaufkraft. Der Nominallohn ist dagegen das tatsächlich ausgezahlte Arbeitsentgelt.

Gastgewerbe profitiert vom Mindestlohn

Wirtschaftsforscher Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden schätzt diese Entwicklung grundsätzlich als positiv ein. „Immerhin sind die realen Stundenlöhne in den letzten Jahren bis auf das Niveau des Jahres 2018 zurückgegangen, und das bedeutet nicht nur Wohlfahrtsverluste für die Beschäftigten, sondern ist auch eine Ursache für die aktuell so lahmende Konjunktur“, so Ragnitz.

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Die Gehälter stiegen nicht nur in Branchen mit hoher Tarifbindung wie im Öffentlichen Dienst, sondern in fast allen Wirtschaftszweigen. Ein hohes Plus gab es im Gastgewerbe mit mehr als elf Prozent. Die Steigerung geht auf die Mindestlohnerhöhung und den Fachkräftemangel zurück.

Da viele Gastronomen nur schwer Personal finden, werden auch die Verdienste erhöht. Deutliche Anhebungen gab es laut Statistischem Landesamt auch in der Freizeitwirtschaft/Unterhaltung mit mehr als zehn Prozent und bei Zeitarbeitsfirmen (rund 9,6 Prozent).

Berg- und Talfahrt: Die Entwicklung der Löhne in den vergangenen Jahren. Im vergangenen Jahr gab es für die Beschäftigen im Land aber einen starken Anstieg.
Berg- und Talfahrt: Die Entwicklung der Löhne in den vergangenen Jahren. Im vergangenen Jahr gab es für die Beschäftigen im Land aber einen starken Anstieg.
(Grafik: Büttner)

Die Hälfte der Arbeitnehmer zufrieden mit Gehalt

Wirtschaftsforscher Ragnitz geht davon aus, dass die Reallöhne in diesem Jahr sogar um 2,5 Prozent zulegen. Denn die Inflation geht weiter zurück, hohe Tarifabschlüsse etwa bei der Bahn oder im Nahverkehr werden erst in diesem Jahr wirksam.

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund ermittelte zuletzt in einer Umfrage mit 900 Teilnehmern, dass erstmals die Hälfte (51 Prozent) der Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt ihre Bezahlung als angemessen empfinden.

Unternehmen sehen Probleme in den steigenden Arbeitskosten

Die steigenden Löhne werden für etliche Unternehmen jedoch auch zum Problem. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau geben knapp die Hälfte der Unternehmen an, dass sie steigende Arbeitskosten als Risiko für die Unternehmensentwicklung sehen.

Erst danach kommt der Fachkräftemangel. „Die Kosten steigen weiter an und schmälern die Gewinne“, kommentiert IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel die Situation aus Sicht der Firmen.

Die Lohnlücke gegenüber Westdeutschland wird kleiner. Im vergangenen Jahr verdienten Vollzeitbeschäftigte im Osten laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 824 Euro brutto pro Monat weniger als Kollegen im Westen. Ein Jahr zuvor betrug die Differenz 842 Euro.