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AfD-Landesverband  André Poggenburg triumphiert im AfD-Machtkampf

Von Jan Schumann 23.05.2016, 06:40
Dirk Hoffmann (rechts) unterlag André Poggenburg deutlich.
Dirk Hoffmann (rechts) unterlag André Poggenburg deutlich. dpa

Eisleben - Das Händeschütteln, das Schulterklopfen - es nützte am Ende alles nichts. Dirk Hoffmann, AfD-Kreischef in Wittenberg, hatte sich am Samstag viel vorgenommen. Sein Platz auf dem AfD-Parteitag in Eisleben blieb lange leer. Stattdessen wuselte der 52-Jährige durch die Reihen, redete, scherzte und versuchte, zu überzeugen. Er brauchte Stimmen: gegen AfD-Landeschef André Poggenburg.

Dessen überraschende Andeutung, wieder als Parteichef kandidieren zu wollen, hatte erstmals nach der erfolgreichen Landtagswahl deutlich vernehmbare Poggenburg-Kritiker in der AfD auf den Plan gerufen. „Zwei Ämter, das ist zu viel für eine Person“, sagte der Abgeordnete Jens Diederichs. Parlamentskollege Robert Farle legte nach, sprach von Wortbruch: „Wie kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?“ - Poggenburg sei im März nur zum Fraktionschef gewählt worden, weil er auf den Landesvorsitz verzichten wollte.

Die erste offene Konfliktlinie in der AfD, sie verläuft zwischen den Poggenburg-Getreuen, darunter die mächtigen Kreisverbände Magdeburg und Halle-Saalekreis, und den Rebellen aus Mansfeld-Südharz und Wittenberg.

Freilich: Die Differenzen sind nicht ideologisch, sondern entzündeten sich am Sonnabend an der Frage, wie weit die Ämterhäufung in der AfD gehen darf. Hoffmann sagte vor seiner Kandidatur: „André, ich bin nicht grundsätzlich gegen dich, ich stehe auch hinter der Erfurter Resolution.“ Sie gilt als Manifest für den Rechtsruck in der Bundespartei seit dem Jahr 2014. Initiiert wurde sie von Poggenburg und dem Thüringer Fraktionschef Björn Höcke, beide gelten seitdem als Speerspitze des rechtsnationalen Flügels.

Dirk Hoffmann, Ex-Oberbürgermeisterkandidat in Wittenberg, trat als Erlöser gegen die Ämterhäufung in Sachsen-Anhalts AfD an. Rückendeckung kam von Farle: „Ich lehne das Konzept ab, dass das Amt des Landeschefs nur repräsentativ ist“, sagte er. „Schon aus historischen Gründen“ müsse diese Konzentration von Macht in der AfD verhindert werden, sagte Cornelius Hahn, Mitglied in Mansfeld-Südharz. „Die Machtkonzentration ist doch genau das, was wir den Altparteien vorwerfen würden“, sagte Hahn. Quittiert wurde die Diktaturen-Anspielung mit Buh-Rufen.

Auch die Kontroverse blieb folgenlos: Eine Satzungsänderung, die eine künftige Trennung von Partei- und Fraktionsämtern verboten hätte, scheiterte an der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit.

So war der Weg für Poggenburgs erneute Bewerbung frei. Und er stach Hoffmann aus: Mit 110 zu 52 Stimmen - rund 68 Prozent - setzte sich Poggenburg im Kräftemessen um den Parteivorsitz durch. Dass der 41-jährige Fraktionschef im Nachgang selbst von einer „Kampfkandidatur“ Hoffmanns sprach, ließ ahnen, dass seine Entscheidung für die Bewerbung nicht so spontan fiel, wie Poggenburg zuvor vermittelt hatte. „Poggenburg hat einiges im Vorfeld getan, um seine Truppen zu organisieren“, sagte Farle.

Dem Tauziehen um die Parteiführung folgte eine Kräfteverschiebung im Verband. Poggenburg-Konkurrent Hoffmann verlor nach der ersten Abstimmung auch seinen Sitz im Landesvorstand. „Nach der Kandidatur ist er für alle Ämter verbrannt“, sagte ein Mitglied der Parteispitze. „Auch das war ein Grund, aus dem es nicht mehr Gegenkandidaten gab.“ Auch die Poggenburg-Kritiker Jens Diederichs und Robert Farle, beide Mitglied der Landtagsfraktion, sitzen künftig nicht mehr im Vorstand.

Stattdessen wird der alte wie neue Landeschef künftig von seinen Vertrauten Ronny Kumpf, Kreischef in Magdeburg, und Andreas Mrosek, Abgeordneter aus Dessau-Roßlau, vertreten. Kumpf war bereits Vize, trat 2014 jedoch zurück, weil Polizeiermittlungen wegen Nötigung und Bedrohung gegen ihn bekannt wurden.

Zu den jüngsten „Reibereien“ im Vorstand sagte Poggenburg: „Das Problem haben wir jetzt nicht mehr.“ Es habe „Reibungsverluste“ gegeben, die gelte es abzustellen. Und der Wortbruch? Es habe schlicht keinen Kandidaten gegeben, „dem ich das Amt mit gutem Gewissen übergeben kann“.

Reibungsverluste gab es offenbar auch in der Buchhaltung der AfD. Die Kassenprüfer verwehrten Schatzmeister Alexander Raue auf dem Parteitag die Entlastung, weil er nicht alle nötigen Unterlagen eingereicht hatte. „Was wir nicht prüfen können, können wir nicht bewerten“, begründete das der Landtagsabgeordnete Gottfried Backhaus. (mz)