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Nach Unfall auf A38 Nach Unfall auf A38: Böen werden für Laster zur Gefahr

23.02.2016, 09:06
Unfall auf der Brücke der A38
Unfall auf der Brücke der A38 Peter Wölk

Querfurt - Die 595 Meter lange Weitzschkertalbrücke auf der Autobahn 38 zwischen Eisleben und Querfurt erweist sich bei starkem Seitenwind als Gefahr für Lastkraftwagen. Am 10. Februar hatte eine Sturmböe dort den leeren Hänger eines Gespanns umgerissen, am Montag wiederholte sich das Szenario. Am Morgen war der unbeladene Anhänger eines Lkw mitten auf der Brücke umgekippt. Der Brummi stand quer, die Richtungsfahrbahn Leipzig musste voll gesperrt werden. Für den Fahrer endete das Malheur glimpflich.

Allerdings stellt sich die Frage nach der Sicherheit auf der Brücke. Im vergangenen Jahr hatte es auf dem Bauwerk zwei Unfälle gegeben, bei denen Lastkraftwagen von Sturmböen umgerissen wurden. Das passierte ebenfalls in Richtung Leipzig. Offenbar begünstigt der Geländeeinschnitt unmittelbar vor der Brücke die Unfallgefahr. So rollt der Verkehr wie durch einen Canyon auf die Brücke zu und wird dann plötzlich und mit voller Wucht von Böen erfasst. „Wir haben die Weitzschkertalbrücke aufgrund ihrer Windanfälligkeit im Auge. Um Fahrzeugführer zu warnen, wurden im Dezember extra noch Windsäcke aufgestellt, an denen man sich orientieren kann“, sagt Kay Christoph, Sprecher der Autobahnpolizei.

Unterdessen werden Stimmen laut, die bauliche Veränderungen auf der Weitzschkertalbrücke fordern, um dem Wind Paroli zu bieten. Beispiel dafür ist die wenige Kilometer entfernte Weidatalbrücke. Dort wurden schon während des Autobahnbaus Lärmschutzwände installiert, die gleichzeitig als Windfang dienen. Das Resultat: Probleme wie auf der Weitzschkertalbrücke gibt es hier nicht, wie die Polizei auf MZ-Nachfrage erklärt.

Brücken sind standsicher

In der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalts hält Präsident Uwe Langkammer derartige Vorschläge allerdings für nicht umsetzbar. „Man kann nicht einfach so im Nachgang Wände an eine Brücke schrauben. Das würde die komplette Statik beeinträchtigen.“ Er weist auch Vorwürfe zurück, nach denen die 2008 fertiggestellte Brücke nicht richtig konzipiert worden sei, und man den Faktor Wind hätte stärker berücksichtigen müssen. „Wind ist nie ein spezielles Kriterium, wenn eine Brücke gebaut wird. Das liegt vor allem daran, dass sich solche Wetterbedingungen nicht kalkulieren lassen. Die Brücken sind aber so ausgelegt, dass sie standsicher sind“, sagt Langkammer.

Die Behörde will nun aber prüfen, ob zusätzlich zu den Windsäcken und Warnschildern noch die braunen Hinweistafeln mit Verweis auf die Brücke installiert werden sollten. „Das könnte die Aufmerksamkeit der Fahrer zusätzlich erhöhen.“ Jeder wisse schließlich, was einen erwarte, wenn man auf eine Brücke fahre. Die Debatte, ob die Weitzschkertalbrücke besser beschildert werden müsste, wird seit einer Massenkarambolage bei Glätte im November 2012 geführt.

Das Autobahnpolizeirevier in Weißenfels, das für die A38 in Sachsen-Anhalt zuständig ist, sieht die Spediteure selbst in der Pflicht. „Die Fahrzeugführer müssen dafür Sorge tragen, dass ihr Gespann sicher ist“, erklärt Kay Christoph. Und dazu würde auch gehören, die Planen von Anhängern oder auch der Lkw-Ladefläche aufzurollen, wenn die Fahrzeuge unbeladen unterwegs sind. „Dann hat der Wind weniger Angriffsfläche. Allerdings wird dieser Ratschlag nur selten berücksichtigt.“ (mz)