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Motocross Motocross: Anne Borchers setzt sich erfolgreich in Männerdomäne durch

Von Nico Grünke 07.05.2018, 11:40
Anne Borchers startet für den MSC Teutschenthal.
Anne Borchers startet für den MSC Teutschenthal. Privat

Teutschenthal - Anne Borchers lässt ihren Blick über das weiträumige Areal wandern. Große Tribünen, steile Rampen sowie enge Kurven fügen sich vor ihren Augen zu einem besonderen Gebilde zusammen. Doch trotz seiner enormen Dimensionen wirkt das Ganze zwischen mehreren Feldern fast schon etwas versteckt. Anne Borchers ist der ungewöhnliche Anblick jedoch vertraut. „Für mich ist das hier meine zweite Heimat“, erzählt die 26-Jährige, die gebürtig aus Zerbst stammt.

Anne Borchers schon früh von Motocross fasziniert

Die Motocross-Strecke im Talkessel bei Teutschenthal habe sie schon als Kind ins Herz geschlossen. Hier hatte Anne Borchers bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten die spannenden Weltmeisterschaftsläufe der Motocross-Fahrer verfolgt, damals noch als kleines Mädchen.

Das Knattern der Maschinen, die teils waghalsigen Überholmanöver in den engen Kurven und die oft meterhohen Sprünge über die steilen Rampen - all das war Faszination pur. Und jene Faszination für den als Männerdomäne geltenden Sport führte letztlich dazu, dass Anne Borchers irgendwann selbst als Aktive dabei sein wollte. Der Ehrgeiz wuchs, ihrem Vater sowie dem Bruder nachzueifern. „Beide sind auch Rennen gefahren.“

Im Alter von neun Jahren steuerte Anne Borchers dann endlich selbst die erste Motocrossmaschine über noch nicht ganz so gefährliche Trainingsstrecken. Ein relativ später einstieg. „Andere fangen früher mit dem Sport an.“ Doch Anne Borchers war damals froh, dass es mit der Verwirklichung ihres Traumes überhaupt klappte.

Denn fast wäre dieser geplatzt: „Als kleines Kind hatte ich eine Hirnhautentzündung“, erzählt die 26-Jährige. Über mehrere Jahre hatte sie mit den gesundheitlichen Folgen zu kämpfen. Erst nach unzähligen Untersuchungen und einer langen Zeit des Hoffens und Bangens gaben die Ärzte grünes Licht für eine mögliche Sportlerkarriere.

16 Jahre später hat sich Anne Borchers längst zu einer Spitzenfahrerin gemausert. Die für den Motorsportclub Teutschenthal startende Zerbsterin hat sich in der Weltspitze etabliert, betreibt den Sport mittlerweile professionell. Und bei einigen Stationen der letzten WM-Serien war sie bereits unter die besten Zehn gekommen. „In Indonesien war ich zum Beispiel nach zwei Läufen Vierte geworden.“ Allerdings fehlt bislang noch etwas in der sportlichen Vita der 26-Jährigen. Bei der WM war sie bislang mehrmals knapp daran gescheitert, den Sprung aufs Treppchen zu schaffen. „Unter den besten Dreien war ich leider noch nicht.“ In ihrer zweiten Heimat könnte sich das beim WM-Lauf am 19./20. Mai ändern.

Anne Borchers und ihre steinige Karriere

Es ist die dritte WM-Station dieser Saison und auch die einzige auf deutschem Boden. Rennen gab es zuvor schon in Italien und Portugal. Allerdings ist Anne Borchers nicht in Topform, wie sie verrät. „Die Vorbereitung auf die Saison lief nicht optimal.“ Von den Folgen einer schweren Grippe hat sich die Zerbsterin noch nicht komplett erholt. Und Kraft sowie Kondition seien sehr wichtig, um die Maschinen perfekt über die anspruchsvollen Strecken zu manövrieren. Ohnehin hatte es das Schicksal nicht immer gut mit ihr gemeint.

Vor zwei Jahren erfuhr die sportliche Karriere einen Knick, „als ich mir bei einem Sturz den Oberschenkel gebrochen habe“. Und im vorigen Jahr war die Zerbsterin ebenfalls schwer gestürzt. Dabei hatte sie sogar beinahe das Sehvermögen des rechten Auges eingebüßt. Außerdem brach sie sich dabei den Arm. Eine längere Wettkampf- und Trainingspause waren die Folge.

Doch trotz aller Rückschläge: „Der Sport hat so viele schöne Seiten“, betont die 26-Jährige und spricht vor allem über das gute Klima beim MSC Teutschenthal. Der Club sei weltweit einer der wenigen, der es noch schafft, einen WM-Lauf durch ehrenamtliches Engagement auf die Beine zu stellen - ein wahrer Kraftakt, für den sich Borchers zufolge viele Mitglieder fast schon rund um die Uhr einsetzen. Wenn dann nach mehrmonatiger Vorbereitung viele Tausend Fans die Strecke säumen, sei die Anfeuerung sowie die gesamte Stimmung einfach grandios, schwärmt Anne Borchers.

Beim WM-Lauf im Talkessel Teutschenthal wird es wieder ein ansprechendes Rahmenprogramm geben. Der Kartenvorverkauf für die Veranstaltung hat bereits begonnen. Der Motorsportclub Teutschenthal informiert auf seiner Internetseite auch über die einzelnen Rennklassen, die in Teutschenthal starten. (mz)