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Kreative Pandemie Kreative Pandemie: So erleben Menschen mit Behinderung im Haus am Hügel die Krise

Von Undine Freyberg 30.04.2020, 11:09
Sie dürfen gerade nicht in ihre Werkstätten: die Bewohner des Hauses am Hügel in Leuna.
Sie dürfen gerade nicht in ihre Werkstätten: die Bewohner des Hauses am Hügel in Leuna. Undine Freyberg

Leuna - Lagerkoller? „Manchen fällt natürlich langsam die Decke auf den Kopf, weil sie ja nicht rauskönnen“, sagt Jeanette Schmidt, die Leiterin des Hauses am Hügel, dessen Träger die Lebenshilfe ist. Doch ihre Mitarbeiter seien unheimlich kreativ und die Bewohner machten das Beste aus der Situation. Normalerweise gehen 32 der 36 Bewohner täglich zur Arbeit in geschützte Werkstätten. „Das ist jetzt schon seit Wochen nicht mehr möglich, und wir haben bisher noch keine Information bekommen, wann sich das ändern wird.“

Unterschiedlichsten Aktionen für die geistig Behinderten in Zeiten der Krise

Um dem Tag trotzdem Struktur zu geben und alle täglich zu beschäftigen, haben sich die Mitarbeiter die unterschiedlichsten Aktionen für die geistig Behinderten einfallen lassen. An einem Tag hätten sie zum Beispiel einen Beauty-Salon eröffnet. „Wir hatten einen Friseurstand, ein Nagelstudio und einen Kosmetikstand, wo man sich schminken lassen konnte. Unsere Bewohner hatten richtig Spaß“, erzählt Jeanette Schmidt und lächelt.

Sie hätten ein Fotoshooting gemacht, Plätzchen gebacken, Steine bemalt, gebastelt und würden immer wieder Sport treiben - auch mit den Rollstuhlfahrern. Außerdem ginge man regelmäßig in kleinen Gruppen spazieren. „Wir sind ja quasi eine Familie. Allerdings achten wir auch streng auf die Hygienevorschriften“, sagt die Hausleiterin.

Dokumentation für Corona-Tagebuch 

Es gelte ein Besuchsverbot für das Haus, gegessen würde mit Abstand und in zwei Durchgängen. Überall habe man Schilder mit Hinweisen zur Handdesinfektion in leichter Sprache aufgehängt. „Und wir umarmen uns nicht. Das ist allerdings schade.“ Traurig sei auch, dass der jährliche Tanzstundenball und die Gruppenfahrten ausfallen müssten.

Alles, was während dieser schwierigen Zeit im Haus stattfindet, wird fotografiert und dokumentiert. „So, dass wir am Ende ein Corona-Tagebuch machen können. Das habe ich allen versprochen“, sagt Jeanette Schmidt. „Und darauf freuen sie sich auch schon. “ (mz)