Sechs Jahre nach der Flut Hochwasserschutz Saalekreis und Halle: Geplanter Deich bei Hohenweiden soll kommen
Schkopau - Überflutete Straßen, bis zur letzten Kraft kämpfende Fluthelfer - die Bilder vom Hochwasser im Jahr 2013 sind unvergessen. Die Fluten von Saale und Weißer Elster richteten in Halle und im Saalekreis immense Schäden an.
Eine Naturkatastrophe, die sich so schnell nicht wiederholen soll, wenn es nach den Experten des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) geht. Im Kampf gegen künftige Hochwasser ist die Behörde nun einen entscheidenden Schritt weiter: Denn der Spatenstich für den Bau eines mehrere Kilometer langen Schutzdeichs von Rattmannsdorf bis Benkendorf rückt offensichtlich immer näher.
Baustart zuvor immer wieder verschoben: Pläne für Deichbau liegen aus
„Der Planfeststellungsbeschluss für den Bau ist bearbeitet soll in den betroffenen Verwaltungsgemeinschaften ausgelegt werden“, erklärt Christian Jöckel, Geschäftsbereichsleiter Grundlagen, Planung und Bau beim LHW. Noch bis zum 28. Februar können Betroffene die Unterlagen unter anderem im Rathaus Schkopau einsehen und prüfen, ob sie gegen die Pläne klagen wollen.
Zuvor war der Baustart immer wieder verschoben worden. Grund war, dass sich LHW und Bahn in die Quere kamen. Durch Überschneidungen bei den Plänen zum Bau von Deich und ICE-Trasse gab es Probleme bei den Flächen für Ausgleichsmaßnahmen. „Diese Aufgaben sind nun gelöst“, freute sich Jöckel.
Vorbereitungen für Deichbau: Kampfmittelräumer und Archäologen rücken an
Schon ab diesem Monat müssten demnach vor Ort Bäume weichen, um ein freies Baufeld schaffen zu können. Dann rücken Kampfmittelräumer und Archäologen an, wie es hieß. „Ein Termin für einen Spatenstich kann daher derzeit noch nicht belastbar festgelegt werden“, muss der LHW-Mitarbeiter allerdings nach wie vor einräumen.
Im Fokus steht mittlerweile aber auch noch ein Mega-Projekt an der Weißen Elster bei Oberthau. Südlich des Flusses soll von der sächsischen Landesgrenze bis Höhe Raßnitz ein Polder mit drei Kammern entstehen, der im Falle eines Hochwassers bis zu zwölf Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten könnte. „Die Projektbearbeitung hat begonnen“, bestätigte jetzt Christian Jöckel.
Lehren aus der Flut 2013: Vom Polder profitieren auch die Saale und die Stadt Halle
Hintergrund des Vorhabens ist eben jene letzte Flut, die an der Elster zu skurrilen Szenen geführt hatte: Weil die Saale im Juni 2013 bereits komplett vollgelaufen war und kein Wasser aus der Elster mehr aufnehmen konnte, floss der Fluss an der Saalemündung nahe Döllnitz rückwärts. „Neben der Verbesserung des Hochwasserschutzes in der Weißen Elster selbst würden auch die Saale und die Stadt Halle profitieren“, erklärte Jöckel.
Deshalb habe der Polder, für dessen Bau derzeit grob 49 Millionen Euro veranschlagt werden, oberste Priorität in einem dicken Maßnahmenkatalog der Landesregierung. Zum Zeitplan äußerte sich der Fachmann nicht. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) sprach vor einiger Zeit bei einem Vor-Ort-Termin jedoch von einer Aufgabe für Jahrzehnte.
Umweltschützer kritisieren Maßnahmen
Kritik an beiden Maßnahmen kommt derweil vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (Aha). Im Falle des Deichs bei Hohenweiden warnen die Umweltschützer davor, dass direktes Saale-Hochwasser zwar abgehalten werden könnte, gleichzeitig aber das Risiko besteht, dass Druckwasser hinter dem Deich Probleme bereitet. „Die Behörden erwecken in unverantwortlicher Weise Hoffnungen“, sagte Aha-Vorsitzender Andreas Liste. Im Fall des geplanten Polders sprach der Aha von einer massiven wasserbaulichen Rückentwicklung, die zulasten der sensiblen Auenlandschaft gehen werde. (mz)