Salz ist schuld Gradierwerk Bad Dürrenberg: Salz ist schuld: Teile sollen abgerissen und neu aufgebaut werden.

Bad Dürrenberg - Salzwasser und Gradierwerk gehören unabdingbar zusammen. Schließlich dienen die mit Reisigbündeln gestopften Bauwerke ja dazu, den Salzgehalt der durchlaufenden Sole durch die Verdunstung auf dem Weg zu erhöhen und gleichzeitig Verunreinigungen zu entfernen. Doch auf Dauer ist das Salz für das Gradierwerk auch ein Problem, wie sich aktuell in Bad Dürrenberg zeigt.
Dort sind die Lagerhölzer, auf denen das Querstück des örtlichen Gradierwerks auf seinen Fundamenten ruht, versalzen, wie der Architekt Hans-Norbert Mertens erklärte, der sich seit zwei Jahrzehnten um die Instandhaltung des Bauwerks kümmert. „Die Lagerhölzer sind komplett tot, quasi versteigert, weil sie so lange liegen. Dadurch verlieren sie ihre statischen Eigenschachten, nehmen keine Zugkräfte mehr auf.“
Gradierwerk Bad Dürrenberg: Perspektivisch die Standsicherheit gefährdet
Eine akute Gefahr sieht der Experte deswegen zwar noch nicht, betonte aber: Wenn man nichts machen würde, wäre durch die Schäden perspektivisch die Standsicherheit gefährdet. Im Dürrenberger Bauausschuss stellte Mertens am Donnerstag daher Pläne für einen Neuaufbau des Querstückes und eines kleinen Teils des davon abknickenden südlichen Endstückes vor.
Weil Gutachter neben den versteinerten Lagerhölzern auch an anderen Holzbauteilen massive Schäden, in diesem Fall durch Moderfäule, diagnostiziert haben, sollen die Teile des Gradierwerks fast komplett abgerissen werden. Einzig die aus Naturstein gefertigten Fundamenten blieben erhalten.
Gradierwerk Bad Dürrenberg: Querhölzer sollen aus statischen Gründen dicker werden
Auf sie würde, so Mertens Plan, dann eines neues Holzgerüst gesetzt – mit kleinen Modifikationen gegenüber dem aktuellen Vorgänger: Die Querhölzer in der Lagerung sollen aus statischen Gründen dicker werden, eine Rampe soll den barrierefreien Zugang zur Zustiegsebene ermöglichen, zudem werden die Reisigbündel kürzer ausfallen, um in der Mitte Platz für einen Wartungsgang zu schaffen.
Mertens rechnet damit, dass der Abriss im kommenden Winter erfolgen könnte. Der Wiederaufbau würde wohl ein Jahr dauern, so dass im Winter 2019/20 die 32 Felder wieder mit Schwarzdornreisig gestopft werden könnten. Bisher habe man den immer aus Polen oder Ungarn bezogen. Entsprechende Gespräche für den neuen Bedarf seien im Nachbarland schon geführt worden, berichtete der Architekt: „Dadurch haben wir eine relative Kostensicherheit.“
Gradierwerk Bad Dürrenberg: Günstig wird der Neuaufbau keinesfalls
Günstig wird der Neuaufbau jedoch keinesfalls. Die Gesamtkosten schätzte Mertens auf 2,15 Millionen Euro. Dabei besteht aber noch eine Unsicherheit aufgrund der aktuellen Lage auf dem Handwerkermarkt. Kommunen machen immer wieder die Erfahrung, dass auf Ausschreibung keine oder deutliche teurere Angebote eintrudeln als erwartet. Bad Dürrenberg selbst müsste jedoch nur ein Zehntel der Kosten selbst zahlen, der Rest wären Fördermittel. „Wir sind jetzt auf dem Stand, dass wir die beantragen können,“ sagte Bauamtsleiter Rene Schaar. Aus seiner Sicht sind die Ausgaben erforderlich.
Dass eine solch umfassende Sanierung überhaupt notwendig ist, überrascht Mertens indes nicht: „Gradierwerke sind Verschleißbauwerke.“ Allerdings seien die Sanierungszyklen heute kürzer als zu Zeiten Borlachs. Denn als der Bergrat im 18. Jahrhundert die Solequelle in Dürrenberg entdeckte, sei das Holz noch fast ausnahmslos geflößt worden.
Gradierwerk Bad Dürrenberg: Heute ist die Holzqualität schlechter
„Dadurch war es sehr widerstandsfähig“, erklärte Mertens. Heute sei die Holzqualität schlechter. Feuchtigkeit dringe schneller ein, weswegen das Holz schneller kaputt gehe.
Bliebe noch die Frage, was eigentlich im kommenden Jahr mit dem Titel „längstes zusammenhängendes Gradierwerk Deutschlands“ wird, wenn mittendrin knapp 140 Meter fehlen. Mertens lachte: „Ach, wir rechnen in Fundamenten und die bleiben ja stehen.“ (mz)