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Lesung  Lesung : Fernsehjournalistin Huß besucht Pretzsch

Von Paul Damm 16.03.2020, 09:57
Katrin Huß singt für ihr Publikum in Pretzsch .
Katrin Huß singt für ihr Publikum in Pretzsch . Paul Damm

Pretzsch - „Gibt es denn keinen Begrüßungssekt?“, fragt ein Besucher die frühere Pretzscher Ortsbürgermeisterin Diana Skowronek und nickt ihr lachend zu. „Nein, dafür aber Desinfektionsmittel“, entgegnet sie schlagfertig und zeigt auf das kleine Fläschchen am Eingang des Bürger- und Vereinshauses.

Obwohl in den vergangenen Tagen zahlreiche Veranstaltungen aufgrund des Coronavirus ausfallen mussten, wird diese mit der einstigen Fernsehjournalistin Katrin Huß in Pretzsch dennoch veranstaltet. Ausgerichtet wird die Lesung vom Seniorentrupp Pretzsch, dem auch Skowronek angehört, und in Zusammenarbeit mit Marion Sommer-Manns von „MaRe - Wir leben!“, dem Bad Schmiedeberger Begegnungszentrum.

Unterhaltung als Ablenkung

„Das Virus macht uns jetzt keinen Strich durch die Rechnung“, stellt Skowronek klar. Sie findet es wichtig, dass die Menschen nicht nur über eine Ansteckungsgefahr reden, sondern auch durch andere Themen abgelenkt werden. „Wenn die Besucher später nach Hause gehen, steht endlich mal nicht nur das Virus im Vordergrund, sondern geht es um die schönen Erlebnisse des Abends.“

Der Gast am Samstagabend ist Katrin Huß. Die Moderatorin hat den mehr als 30 Besuchern etwas mitgebracht: ein Buch. „Die traut sich was“ lautet der Titel des Werkes. Es ist ein aufregender Streifzug durch das Leben der Journalistin. Die 50-Jährige ist viel herumgekommen und hat das alles nun zu Papier gebracht. Aber sie schildert den Gästen im Bürgerhaus auch ihre Liebe zur Musik und stellt ein neues Musikvideo vor.

In ihrem Vortrag schafft sie es, in Erinnerungen zu schwelgen und die Besucher mit auf die Reise in ihr Buch zu nehmen. In fast 20 Jahren Fernsehen ist Huß durch die MDR-Sendung „Hier ab Vier“ bekannt geworden. Das Moderieren bereitete ihr viel Spaß, beim Fernsehpublikum war sie beliebt. Aber auch bei sportlichen Veranstaltungen machte die Delitzscherin eine gute Figur. In Pretzsch präsentiert sie Videos vom Marathonlauf in New York, an dem sie für das Fernsehen teilgenommen hat. „Ich war nie wirklich eine Spitzensportlerin“, gibt sie zu. Dennoch trainierte sie mehrmals pro Woche und steigerte sich. Nach fast einem Jahr fühlte sie sich bereit für den Marathon, an dem mehr als 50.000 Läufer teilnahmen. Mit einer kleinen Gruppe aus Sachsen flog sie nach Amerika und hielt alles mit der Kamera fest. „Die Zuschauer sollten ja auch wirklich sehen, dass ich mitlaufe.“

„Ich habe mir immer etwas Außergewöhnliches vorgenommen“, erklärt Huß. Dabei hat sie sich viel getraut. Der Titel ihres Buches ist somit alles andere als zufällig entstanden. „Ich bin neben der Wanderung auf dem Jacobsweg auch auf mehrere Berge gestiegen, die knapp unter einer Höhe von 6.000 Metern liegen.“

Sie zeigt ein weiteres Video, wie sie mit Skisprunglegende Jens Weißflog den Mount Everest bewältigt. „Wir haben es beide geschafft“, sagt sie stolz. Der Aufstieg war kein Kinderspiel. Sie hatten nur wenig Zeit und mussten viele Höhenmeter pro Tag zurücklegen. „Du merkst richtig, wie dein Kopf anfängt zu pochen und du kaum noch einen klaren Gedanken fassen kannst“, schildert sie. „Die Luft wird dünn und man muss alle zehn Meter anhalten und verschnaufen.“ Am Ende hat sie es geschafft und konnte eine unfassbare Aussicht genießen.

Yoga statt Journalismus

Der nächste Schritt, den sie sich nach ihrer TV-Karriere getraut hat, ist der Start in die Selbstständigkeit als Yoga-Lehrerin. „Schon vor etwa zehn Jahren kam diese Art des Sporttreibens in mein Leben“, sagt Huß. Vor fünf Jahren gründete sie dann ihr eigenes Studio und bietet seitdem Kurse an. Daneben ist sie weiterhin selbst sportlich aktiv. Im Jahr 2017 legte sie 2.600 Kilometer beim Friedenslauf von Wittenberg nach Rom zurück. „Natürlich gestaffelt, sonst wäre es nicht machbar gewesen“, berichtet sie.

Ihr neues Hobby ist das Singen. Denn auf dem 850 Kilometer langen Jacobsweg hat sie viel gesungen und gemerkt, dass sie daran Freude hat. Und diese Freude hat sie auch in das Pretzscher Bürgerhaus gebracht. Denn zu dem Lied „Ich mag Yoga Yoga“ sollten die Besucher kleine Yoga-Übungen ausprobieren, was im Saal für viel Stimmung sorgte.

(mz)