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Fußball Fußball: Jiri Andrusak packt die Koffer

Von andreas richter 15.01.2012, 18:21

kemberg/MZ. - Jiri Andrusak ist nicht mehr Trainer der Fußball-Verbandsligamannschaft von Rot-Weiß Kemberg. Nach den Gesprächen zwischen Vorstand und Hauptsponsor am Freitagabend vollzog der 39-jährige Tscheche den bereits vorher von ihm in Betracht gezogenen, vorzeitigen Rückzug von seinem Posten (der Vertrag lief bis zum Ende der Serie 2011 / 12). Seine Vorstellungen von der Perspektive der Mannschaft und die des Vereines haben sich auch bei der Zusammenkunft am Freitag nicht unter einen Hut bringen lassen, darum der Weggang. Zumal er sich persönlich einer neuen Herausforderung stellen kann.

Denn Jiri Andrusak bleibt Trainer. Er übernimmt ab der kommenden Woche den Co-Trainerposten bei der Oberliga-Mannschaft des FSV Budissa Bautzen, neben anderen auch Kontrahent von Grün-Weiß Piesteritz. Die Kemberger Verbandsligafußballer werden ab sofort von ihrem bisherigen Co Falko Rupprecht trainiert. Auf Grund der Ereignisse fiel allerdings das für Sonnabend geplante, erste Training der Mannschaft aus. Ab Donnerstag steigen die Kemberger nun in die Vorbereitung auf die Rückrunde ein.

Der Wechsel nach Sachsen sei einer der Hauptgründe gewesen, Andrusak ziehen zu lassen. Dies betont Roger Lajow, stellvertretender Abteilungsleiter in Kemberg. "Ich sage es offen und ehrlich. Hätte Jiri zu einem Team wechseln wollen, das unterhalb der Verbandsliga aktiv ist, hätten wir einer vorzeitigen Vertragsauflösung nicht zugestimmt." So aber habe man sich Andrusaks Chance, sich als Trainer weiterzuentwickeln, nicht in den Weg stellen wollen.

Andrusak sagt nur Tschüss, weil er in die Oberliga wechseln kann? Dies ist nur die eine Seite der Medaille, fügt Lajow zu. "Natürlich, und dies haben ja alle mitbekommen, gab es noch einige andere Ursachen." Aus seiner Sicht waren es die unterschiedlichen Vorstellungen der sportlichen Entwicklung, die zu Differenzen führten. "Ich betone aber ausdrücklich, dass wir uns immer sachlich und fair auseinandergesetzt haben, es wurde mit offenen Karten gespielt."

Die sieht Andrusak ebenso. Und fügt an: "Ich habe schon eine Familie verlassen. Die Mannschaft ist mir unheimlich ans Herz gewachsen, die Trennung fällt nicht leicht." Gleichwohl: "Ich hatte andere Vorstellungen, wie es weitergehen sollte, als die Verantwortlichen bei Rot-Weiß. So etwas passiert im Leben." Wenn etwas nicht mehr zusammen passe, müsse man sich trennen. "Ich sage es aber noch einmal und zum letzten Mal. Es ging nicht um Geld, nicht um persönliche Befindlichkeiten, es gab keine persönlichen Abneigungen. Allein die sportliche Ausrichtung war ausschlaggebend." Welche das ganz konkret war, darüber legt der 39-Jährige aber den Mantel des Schweigens. "Ich fühle mich Kemberg gegenüber zur Loyalität verpflichtet."

Was auf Gegenseitigkeit beruht. Auch Lajow lässt sich genauere Angaben nicht entlocken. "Nein, es gibt Dinge, die bleiben hinter verschlossenen Türen, weil sie einfach vereinsintern sind." Für ihn sei wichtig, dass man sich ohne Groll getrennt habe.

Nur kann aber auch Lajow nicht bestreiten, dass es derzeit unruhig in Kemberg zugeht. Da war die Personalie Jens Panier (der frühere Abteilungsleiter musste im Dezember 2011 seinen Hut nehmen), die Erste blieb bisher in ihrem ersten Verbandsligajahr hinter den Erwartungen des nun ehemaligen Coaches zurück (Andrusak wollte am Saisonende einen Platz unter den ersten acht), Leistungsträger wie Dominik Weigel und Michal Salak haben das Team bereits verlassen. Für Roger Lajow kein Anlass zu Spekulationen. "Nein, Rot-Weiß Kemberg steckt nicht in der Krise." Das Saisonziel sei mit dem Klassenerhalt deutlich definiert. Doch selbst ein Abstieg in die Landesliga wäre kein dramatisches Ereignis. "Wir sind uns einig, dass es dann nahtlos weitergeht. Dazu steht auch unser Hauptsponsor."

Zum Thema personelle Verstärkungen mache man sich intensiv Gedanken. "Es gibt entsprechende Kontakte. Diese sind aber noch nicht spruchreif." Roger Lajow geht davon aus, dass in zwei Wochen Neuzugänge präsentiert werden können. "Wir wollen schlagkräftig in die Rückrunde starten."