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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Wasser macht schön und gesund

Von HEINZ NOACK 18.04.2011, 14:55

HOHLSTEDT/SITTENDORF/MZ. - Aber zunächst fand am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, die Konfirmation statt. Das Schuljahr war zu Ende und die Schulabgänger begannen eine Lehrausbildung. Am Gründonnerstag vor Ostern wurden pflichtgemäß die Gründonnerstagseier dem Lehrer übergeben. Diese Naturalabgabe gehörte mit zu seinem Einkommen. In Hohlstedt gab es diese Tradition noch bis 1930. Am Karfreitag gingen die Neukonfirmierten zum ersten Mal mit ihren Eltern zum heiligen Abendmahl in die Kirche.

Am ersten Ostertag begann der Gottesdienst auf den Dörfern bereits früh um sieben Uhr. Viel Aufmerksamkeit widmete man den bunten Ostereiern. Hier war auch die Mitarbeit der größeren Kinder willkommen. Ein oder zwei Tage vorher wurden je nach Bedarf die Eier zusammen mit Zwiebelschalen gekocht. Sie nahmen dabei eine gelbe oder rötliche Farbe an. Aufgelegte Gräser, mit einem Faden festgebunden, brachten zusätzliche Muster. "Bei uns wurden auch Rotkohlblätter mit gekocht", berichtet Martina Ermisch aus Wolfsberg. "Das gab dunkel gefärbte Eier. Man kann sie auch vorher mit heißem Wachs bemalen. Das gibt nach dem Färben helle Muster."

Violetta Georges aus Rosperwenda bemalt die Eier mit wasserfesten Farben. "Ich nehme aber nur ausgeblasene Eier", sagt sie. "Das gibt einen schönen Osterschmuck." Bei ihren kleinen Kunstwerken kennt die Fantasie keine Grenzen: Blumen, Landschaften, Märchenfiguren, Tiere und Sprüche, alles findet auf den Eierschalen seinen Platz.

Die kleineren Kinder bauten sich früher im Hof, Garten oder Scheune aus Heu und Stroh "Osternester". Dort sollte der "Osterhase" die Eier hineinlegen. Schließlich war er es, der sie, dem Volksmund nach, brachte. Schon Tage vorher hielt man in Feld und Flur Ausschau nach Hasen. Sie galten als gutes Zeichen für viele bunte Eier. Aber auch die Hähne konnten ausnahmsweise zu Ostern bunte Eier legen.

Am Morgen des Ostersonntags suchte die ganze Familie Ostereier. Sie wurden beim anschließenden Frühstück gegessen oder man ging mit ihnen zum Eierkullern. Dazu traf man sich mit Freunden und ließ die Eier bergab kullern. Der Sieger durfte sie einsammeln. Die Nacht vor dem Ostersonntag gehörte der Jugend. Man blieb lange auf, traf sich vor Mitternacht in kleinen Gruppen und zog aus zum Osterwasserholen. Es musste Fließwasser sein und konnte daher nur von der Helme oder aus den kleinen Bächen besorgt werden. Pünktlich um Mitternacht, beim Schlagen der Uhrglocke, schöpften es die Mädchen mit Eimern oder Kannen. Wichtig war, dass sie dabei kein Wort sprachen.

Schon auf dem Hinweg war Schweigen verordnet, denn sonst hätte das Wasser seine Zauberkraft verloren. Auch der Heimweg musste schweigend absolviert werden. Das versuchten die Jungen mit allen möglichen Tricks zu verhindern. Sie machten Faxen um die Mädchen zum Lachen zu bringen, oder erschreckten sie. Machten diese den Mund auf, war alles umsonst gewesen. Richard Sebicht (1864-1945) überliefert uns von Edersleben, dass die Mädchen sich als Schöpfplatz einen Garten an der Helme aussuchten, wo die Jungen keinen Zutritt hatten. Dafür wurden sie unterwegs mit selbst gebauten Wasserspritzen aufgehalten und nass gespritzt. Die Jungen klopften auch im Schutz der Dunkelheit an die Fensterläden und wenn jemand aus Neugierde öffnete, so bekam er ebenfalls eine Spritzenladung Wasser verabreicht. Dieser Schabernack war aber allgemein bekannt und wurde ihnen auch nicht übel genommen.

Ähnlich ging es auch in Drebsdorf oder Berga zu. Hier wurde das Wasser bei Familien mit jungen Mädchen aus Eimern in den Hausflur oder durchs Fenster in die Stube geschüttet. In Sittendorf holten die Mädchen das Osterwasser aus dem Klingelborn. "Es sollte schön machen und Gesundheit bringen, auch dem Vieh", schreibt der Chronist Ernst Becker (1843-?). "Man besprengte sich gegenseitig damit." In Edersleben wusch sich die ganze Familie, vom Kleinkind bis zu den Urgroßeltern, mit dem Osterwasser. "Es war gesund, machte schön und wenn der Hahn dabei krähte wurde es zu Wein", schreibt der Hohlstedter Chronist Willy Höroldt (1893 - 1965).

Was den Mädchen das Osterwasser, war für die Jungen das Osterfeuer. Heute brennt es in jedem Ort, mitunter sogar an mehreren Stellen. Das war früher anders, es gab Orte in denen man ein Osterfeuer abbrannte und Orte, wo es nur ein Johannisfeuer gab. Schon Tage vorher wurde alles Schneidelholz (Obstbaumschnitt) aus den Gärten zusammengefahren und an bestimmten Plätzen aufgetürmt. In Bennungen war das Osterfeuer früher an der Bockwiese, in Hohlstedt immer an der Helme, in Roßla im Weinberg oder in Berga auf dem Loh. Außer dem Baumschnitt fuhr man auch die alten Grabeindeckungen vom Friedhof an. Es gab regelrechte Wettbewerbe um das größte Osterfeuer der Orte untereinander. Gelegentlich wurde auch versucht, die fremden Haufen schon vorher anzuzünden. Der Zeitpunkt des Abbrennens war unterschiedlich, aber überwiegend am Ostersonntagabend. Ziemlich gefährlich ging es dabei in Sittendorf zu. Hier schwenkte man brennende alte Teerfässer und Besen. "Auf einem Platz vor der Helmebrücke wurde der Stoß errichtet und am 1. Feiertag abends abgebrannt", berichtet der Hohlstedter Chronist Willy Hörold. "Die Asche wurde am anderen Morgen abgeholt, da sie besonders fruchtbar sein soll und Garten und Acker damit gedüngt."