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Der Sammler Der Sammler: Paul Meyer zeigt in Tilleda gern seine alten Schätze

Von Frank Schedwill 12.08.2018, 16:00
Paul Meyer bearbeitet einen Sandstein für einen seiner Enkel.
Paul Meyer bearbeitet einen Sandstein für einen seiner Enkel. Frank Schedwill

Tilleda - Ein mannshoher versteinerter Baumstamm im Vorgarten weist den Weg. Das Grundstück von Paul Meyer in der Ernst-Thälmann-Straße 6 des Kelbraer Ortsteils Tilleda ist kaum zu verfehlen. Hinter dem Haus betreibt der 78-Jährige in zwei Schuppen eine der ungewöhnlichsten Sammlungen, die es in der Sangerhäuser Region gibt. Und auch wenn der Tilledaer vor etwa zwei Jahren viele Stücke aus Altersgründen weggegeben hat, sind dort noch immer Raritäten zu finden.

So bewahrt der Rentner, der früher viele Jahre als Grabungstechniker auf der Königspfalz im Ort arbeitete, beispielsweise noch immer eine ganze Reihe alte Handwerkszeuge auf. „Ich will erhalten, was noch da ist“, sagt er.

Sammler Paul Meyer hat alte Schuhmacher-Nähmaschine und Brenneisen

Unter anderem zeigt er eine über hundert Jahre alte Schuhmacher-Nähmaschine, an der sein Vater Schuhe oder Stiefel hergestellt hat. Oder Brenneisen, mit denen Friseure den Frauen früher Locken ins Haar gezaubert haben. Stolz präsentiert er auch einen gebogenen Spezialhammer, mit dem Holztröge ausgehöhlt wurden.

„So ein Werkzeug kennt heute kaum noch einer“, sagt er und holt eine alte Zentrifuge hervor, mit der früher Butter hergestellt wurde. Sehr umfangreich ist noch immer die Mineralien- und Gesteinssammlung, die Paul Meyer zusammengestellt und deren Teile er oftmals auch selbst gesammelt hat.

Beim Schauen und Stöbern in Meyers Schuppen kann man Stunden verbringen, zumal der Rentner fast zu jedem Stück eine Geschichte zu erzählen weiß. Beispielsweise zu den Flaschen der früheren Joch’schen Brauerei in Kelbra oder der Barbarossa-Brauerei in Artern, die bei ihm Jahrzehnte seit deren Schließungen überlebt haben.

Tilledaer „leidet“ seit vielen Jahren unter Sammelleidenschaft

„Trinkst du Barbarossa-Bräu, bleibt dir die Alte treu“, lacht er über einen alten Spruch. Vieles aus seinen Sammlungen hat er von Nachbarn, Freunden und Bekannten geschenkt bekommen. „Den Großteil habe ich aber auf Flohmärkten gekauft“, berichtet er. Die Sammelleidenschaft steckt dem Tilledaer seit DDR-Zeiten, wie er sagt, tief in den Knochen. Deshalb ist er froh, dass viele Dinge, die er 2016 abgegeben hat, bei anderen Sammlern oder auch im Museen weiterleben und so weiter an vergangene Zeiten erinnern werden.

Darüber hinaus verblüfft Meyer seine Besucher mit artistischen Kunststückchen. Der Rentner ist mit seinen 78 Jahren noch immer topfit, was er sogleich mit einem Lauf auf selbstgebauten hölzernen Stelzen durch den Garten beweist.

Auch handwerklich begabt: Paul Meyer bearbeitet roten Sandstein

Geschick beweist er auch beim Bearbeiten des für die Kelbraer Region typischen roten Sandsteins. Viele Hausnummern und Schilder hat Meyer beispielsweise daraus hergestellt. Im Moment arbeitet er an einem Stein für einen seiner Enkel.

Er zeigt unter anderem eine Brosche, die eine Königin vor Jahrhunderten auf der Pfalz getragen hat. Der Stein wird künftig in der Nähe von Delitzsch von der Kunstfertigkeit des 78-jährigen Tilledaers zeugen.

Paul Meyer zeigt seine Kostbarkeiten gern. Wer einen Blick darauf werfen will, kann an der Tür in der Tilledaer Thälmannstraße 6 klingeln. (mz)