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Statistik 2017 Unfall-Statistik 2017 im Landkreis Harz: Weniger Verletzte, viele Wildunfälle

Von Andreas Bürkner 18.04.2018, 07:55
Ein Mitsubishi-Pickup liegt nach einem Unfall im Straßengraben der B81.
Ein Mitsubishi-Pickup liegt nach einem Unfall im Straßengraben der B81. Polizei

Halberstadt/Quedlinburg - Zuerst die schlechte Nachricht: Im vergangenen Jahr hat es auf den Straßen im Landkreis Harz so oft gekracht wie lange nicht. Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg 2017 erstmals wieder - um 467 auf 6.655 im Vergleich zum Jahr davor.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Bei den vielen Unfällen kamen deutlich weniger Menschen zu Schaden. 649 wurden leicht verletzt, also ambulant behandelt, 2016 waren es 667.

Zahl der Schwerverletzten bei Verkehrsunfällen sank deutlich

Die Zahl der Schwerverletzten, also jener, die nach Unfällen stationär in Krankenhäusern aufgenommen wurden, sank auf 189 (2016: 241). „Da sind wir beim geringsten Wert der letzten fünf Jahre“, sagt Marco Zeuner, Revierleiter im Polizeirevier in Halberstadt, bei der Vorstellung der Harzer Unfallzahlen am Dienstag.

Und doch gab es auch 2017 tödliche Unfälle. Sechs Menschen (2016: 10) kamen im Landkreis Harz ums Leben, drei Auto- und zwei Krad-Fahrer sowie ein Fußgänger. Vier von ihnen starben durch Unfälle allein in der Gemeinde Oberharz am Brocken. Im Altkreis Quedlinburg wurde dagegen kein Verkehrsteilnehmer tödlich verletzt.

Fußgängern und Radfahrer sind häufig die Opfer

Noch immer ist die Gesundheit von Fußgängern und Radfahrern im Verkehr am höchsten gefährdet. „Rund drei Viertel dieser Unfälle enden mit Personenschäden, meist mit langwierigen Folgen“, macht Zeuner klar.

Dass 2017 kein Radfahrer starb, sei eher eine „glückliche Fügung“, zumal mehr als die Hälfte der Unfälle, an denen ein Radfahrer beteiligt war, von diesem selbst verursacht wurde. Dabei würden für Radfahrer die gleichen Regeln gelten wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer.

Chef vom Polizeirevier Harz rät zum Tragen von Fahrradhelmen

„Auch wenn es keine Helmpflicht für Radfahrer gibt, sollten Helme aus Vernunftsgründen getragen werden“, betont Zeuner. Er appelliert an die Eltern, „nicht nur bei den Kindern darauf zu achten, sondern selbst mit gutem Beispiel voranzugehen“.

An den Unfallursachen hat sich 2017 im Vergleich zu den Vorjahren wenig geändert. Unangefochten auf Platz eins stehen nach wie vor die Wildunfälle. Es sind sogar noch mehr geworden: Sie machten mit 1.334 (2016: 1.170) inzwischen schon ein Fünftel aller Unfälle aus, sagte Zeuner.

„Das kann daran liegen, dass es immer mehr Touristen in den Harz zieht und damit auch mehr Fahrzeuge von auswärts kommen, die solche Bedingungen nicht kennen“, vermutet er als einen Grund. Meist bleibe es bei Wildunfällen bei Sachschäden, erklärt Zeuner, sofern sich die Fahrzeugführer an das hielten, was sie in der Fahrschule gelernt hätten: „Lenker festhalten und nicht ausweichen.“

Alles andere habe meist schwerwiegendere Folgen. Am häufigsten kollidierten Fahrzeuge mit Rehwild (57 Prozent), gefolgt von Wildschweinen (26). Pressesprecher Uwe Becker mahnt die Kraftfahrer in diesem Zusammenhang, „vor allem in der Dämmerung und bei angrenzendem Wald nicht die möglichen Höchstgeschwindigkeiten auszureizen, sondern lieber etwas langsamer zu fahren. Dadurch können die Folgen der Zusammenstöße reduziert werden“. Die Tiere seien unberechenbar.

Nach den Wildunfällen sind Wenden oder Rückwärtsfahren (1 092), nicht angepasste Geschwindigkeit (782) und ungenügender Sicherheitsabstand (632) weitere Ursachen für Unfälle.

Wenn die Polizei von Unfällen beim Wenden oder Rückwärtsfahren spricht, dann sind das ganz oft Parkplatzunfälle. Das könne jedem mal passieren, sagt Zeuner. Sein Verständnis endet allerdings, wenn sich die Verursacher unerlaubt vom Unfallort entfernten, „weil sie sich möglichen Folgen entziehen wollen“. Dabei würden die meisten Geschädigten nur eine vernünftige Schadensregulierung anstreben, statt großen Wert auf die Bestrafung der Täter zu legen.

Die Polizei registrierte 2017 insgesamt 1.302 Fahrerfluchten. 518 wurden aufgeklärt - 40 Prozent. „Es könnten sogar viel mehr sein, wenn wir mehr Personal dafür hätten“, sagt Zeuner. Alkohol- (87) und Drogeneinfluss (11) spielten als Unfallursache nur eine untergeordnete Rolle, stellte Zeuner fest.

Dennoch zeigten Kontrollen, dass die Zahl derer, die unter Einfluss von Alkohol im Verkehr unterwegs sind, noch immer hoch sei. Und die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. „Ein Taxi zu nehmen, ist definitiv billiger.

Allein für den Bluttest sowie die Folgekosten muss viel mehr Geld aufgewendet werden, geschweige denn, wenn es zum Fahrverbot kommt“, sagt Zeuner. Er wünscht sich, dass „die Menschen bei Feiern oder anderen Gelegenheiten besser aufeinander aufpassen“.

(mz)