1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Unfälle mit Wildtieren: Unfälle mit Wildtieren im Harz: Polizei und ADAC geben Tipps für Autofahrer

Unfälle mit Wildtieren Unfälle mit Wildtieren im Harz: Polizei und ADAC geben Tipps für Autofahrer

Von Sophie Elstner 08.11.2017, 08:55
Ein Reh ist Opfer eines Wildunfalls geworden.
Ein Reh ist Opfer eines Wildunfalls geworden. Archiv/dpa

Quedlinburg - Es ist der Albtraum eines jeden Autofahrers: Man ist im Dunkeln in Waldgebieten oder zwischen Feldern unterwegs und plötzlich läuft ein Reh auf die Straße. Innerhalb von Sekundenbruchteilen muss der Fahrer reagieren, doch manchmal ist ein Zusammenstoß nicht zu vermeiden.

2016 gab es insgesamt 1.170 Wildunfälle im Landkreis. Die Zahl ist im Vergleich zu 2015 leicht angestiegen, 1.137 mal kam es da zu Zusammenstößen mit Wildtieren. Dabei sei besonders in der dunklen Jahreszeit Vorsicht geboten.

Reaktionen der Tiere sind unvorhersehbar

„Aufgrund der Paarungszeit von Rot- und Schwarzwild im Herbst sind Reaktionen des Wildes unvorhersehbar und für Kraftfahrer noch gefährlicher“, sagt Polizeisprecher Uwe Becker. Polizei und ADAC appellieren daher an Autofahrer, mit dem Einsetzen der Dunkelheit besonders aufmerksam zu sein. Wichtig sei, den Fuß vom Gas zu nehmen und immer bremsbereit zu sein.

Falls tatsächlich ein Tier auf oder an der Fahrbahn auftaucht, sollten Autofahrer beide Hände ans Lenkrad legen und ihr Fahrzeug kontrolliert abbremsen. Der ADAC rät außerdem, langsam an dem Tier vorbeizufahren, damit es nicht in letzter Sekunde noch vor das Auto springt.

Nach Unfall Warnblinkanlage an und Warndreieck aufstellen

Manchmal, so belegen es die Zahlen, ist ein Zusammenstoß mit Bambi und Co. allerdings unvermeidlich. Ist es zu einem Unfall gekommen, sollte man als erstes die Unfallstelle sichern und die Warnblinkanlage einschalten. „Das Warndreieck muss mit ausreichend Abstand aufgestellt werden“, sagt Polizeisprecher Becker.

Innerorts ist eine Entfernung von 50 Metern vorgeschrieben, außerorts 100 Meter. „Ein Wildunfall muss dann sofort der Polizei unter Telefon 110 gemeldet werden“, so Becker. Das Wild sollte nicht angefasst werden. Wer das tote oder verletzte Tier mitnimmt, macht sich wegen Jagdwilderei strafbar.

Auf einigen Strecken im Landkreis Harz ist die Gefahr von Wildunfällen besonders hoch (siehe Infografik). Ganze 21 Mal krachte es im vergangenen Jahr auf der Bundesstraße 242 zwischen Rieder und Ballenstedt. Zwischen Dardesheim und Hessen auf der B79 ereigneten sich 20 Unfälle. Zum Unfallschwerpunkt wurden auch die B81 zwischen Pfeifenkrug und Böhnshausen mit 18 Wildunfällen sowie die B 79 zwischen Quedlinburg und Münchenhof (15).

Auf der B 185 zwischen Ballenstedt und Mägdesprung kam es zu 14 Unfällen mit Wildtieren, zwischen Benzingerode und Wernigerode krachte es 13 Mal, zwischen Ilsenburg und Stapelburg zwölfmal. Die meisten Zusammenstöße würden nach Polizeiangaben Rehe verursachen (711), Schwarzwild war in 204 Fällen beteiligt.

Unfälle nicht oder zu spät gemeldet

Zuletzt übten Jagdpächter Kritik, weil sich Fälle häuften, in denen sie nach einem Wildunfall nicht oder erst 24 Stunden später benachrichtigt wurden. „Dann ist es für eine Versorgung des Wildes einfach zu spät“, sagt Jens Schneidewind, Vorsitzender der Jägerschaft Quedlinburg.

Besonders, wenn Tiere verletzt von der Unfallstelle flüchten, würden sie sich häufig mit Knochenbrüchen und inneren Verletzungen quälen.

„Zwischen der Polizei und der Jägerschaft gibt es eine Zusammenarbeit im Rahmen der Verkehrsunfallkommission“, sagt Polizeisprecher Becker. „In diesem Gremium werden jährlich die Unfallschwerpunkte analysiert und Vorschläge zur Reduzierung der Unfälle erarbeitet und umgesetzt.“

Erst in der vergangenen Woche war ein Autofahrer auf der Autobahn 38 bei Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) in eine Rotte Wildschweine gefahren. Fünf Tiere starben, wie durch ein Wunder blieb der Fahrer unverletzt.

Im Bereich der für die A 38 zuständigen Autobahnpolizei wurden zwischen Januar und Oktober 2017 auf gut 100 Kilometern 104 Wildunfälle verzeichnet. Bundesweit kommen nach Angaben des Deutschen Jagdschutzverbandes jedes Jahr mehr als eine Million Wildtiere bei Unfällen ums Leben. (mz)