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THW Quedlinburg THW Quedlinburg: Training für Bundesentscheid in Neumünster

Von Susanne Thon 01.08.2016, 08:33
Hier geht’s um Kraft und Technik: Die Holzkonstruktion für die Duschvorrichtung muss stabil sein, um den Wassertank zu tragen.
Hier geht’s um Kraft und Technik: Die Holzkonstruktion für die Duschvorrichtung muss stabil sein, um den Wassertank zu tragen. Chris Wohlfeld

Weddersleben - „Das war knapp“, sagt Gerd Wahl und schaut mit strengem Blick auf die Uhr. Zwei Stunden sind fast abgelaufen. Und überhaupt: „Es gibt da ein paar Dinge, über die wir reden müssen.“ Was für Außenstehende nach einer gekonnt durchgeführten Übung ausgesehen hat, nimmt der Jugendbetreuer beim Technischen Hilfswerk (THW), Ortsverband Quedlinburg, der seinen Sitz in Weddersleben hat, mit seinem geschultem Blick nun dezidiert auseinander. Es sind vermeintliche Kleinigkeiten, die er aufzählt - an der einen Stelle fehlte eine Sicherung, an anderer lag Material im Weg. Am Ende aber können Fehler wie diese über Sieg und Niederlage beim Bundeswettkampf der THW-Jugend, der am Sonnabend in Neumünster (Schleswig-Holstein) stattfindet, entscheiden.

Alle zwei Jahre trifft sich die THW-Jugend zum Bundesjugendlager. Immer in einem anderen Ort. Rund 4.000 junge Helfer werden auch diesmal wieder dabei sein, um gemeinsam Spaß zu haben. Auf dem Programm stehen die verschiedensten Aktivitäten, viele haben gar nichts mit der Arbeit des THW zu tun.

Der Wettkampf aber gilt als Höhepunkt. Mannschaften aus 15 Bundesländern kämpfen um den Titel. Qualifiziert haben sie sich bei den Landeswettkämpfen im vergangenen Jahr. Was zumindest für die Jugendlichen vom Ortsverband Quedlinburg keine Kunst war: „Hat man keinen Gegner, ist man automatisch weiter“, erklärt Sebastian Wallborn, Gruppenführer der zweiten Bergungstruppe und heute auch Schiedsrichter - wie Wahl. Doch deshalb einen Gang zurückschalten? Nie und nimmer. Denn der Landeswettkampf war im Grunde ein Leistungsvergleich mit den Teams aus Berlin und Brandenburg - und aus dem gingen die Quedlinburger als Sieger hervor.

Aber von nichts kommt nichts. Und deshalb bereiten sie sich seit Anfang des Monats wieder intensiv vor. Üben, auswerten, aufräumen. Üben, auswerten, aufräumen. Immer wieder. „Ein bisschen Drill ist das schon“, sagt Wallborn. Am Ende aber wisse jeder, welcher Handgriff zu machen sei. Das Szenario ist immer dasselbe, weil vorgegeben, und von zwölf Aufgaben sind acht bekannt: Nach einem Erdbeben im Königreich Togastan müssen die Quedlinburger helfen.

Ein Haus ist eingestürzt, ein Helfer verunglückt

Es ist ihr erster Auslandseinsatz. Ihr Einsatzort gleicht einem Trümmerfeld. Ein Haus ist teilweise eingestürzt, der Treppenaufgang versperrt. Die Jugendlichen erkunden die Schadensstelle, räumen einen Weg frei - es ist mehr ein Kriechgang, durch den sie sich zwängen. Dabei passiert es: Einer der Helfer verunglückt. Er ist bewusstlos. Die anderen eilen zur Hilfe, bringen ihn zunächst ins höhergelegene Stockwerk und lassen ihn dann über eine schiefe Ebene hinab.

„Verletzter kommt!“ „Seil nehmen!“ „Leine ab!“ „Sinnig!“ Die Anordnungen, die Christoph Schreiber, ebenfalls Jugendbetreuer, gibt, sind kurz und präzise. „Verletztentransport vorbereiten! Vier Mann, vier Ecken!“ Der junge Mann wird die Mannschaft in den Wettkampf führen, das heißt: den Kräfteeinsatz koordinieren - an der Einsatzstelle und im Camp. Das wird nämlich zeitgleich aufgebaut. Die jungen Helfer installieren die Beleuchtung, konstruieren eine Dusche. Dann sind da noch die Holzarbeiten - messen, sägen, zusammenschrauben, Präzision unter Zeitdruck - und vier weitere Aufgaben, wie es auch im Wettkampf sein wird, nur variieren sie in den Trainingsdurchgängen von Runde zu Runde.

Für Sarah Ulrich, 16, ist es der sechste Wettkampf, dem sie sich stellt. Eingeteilt ist sie im Camp. Und da hat sie auch alle Hände voll zu tun, eine Sitzgruppe und die Garderobe wollen gebaut werden. „Das dauert schon am längsten“, sagt sie. Da sei man auf Unterstützung aus den anderen Fachbereichen angewiesen. Gewollt. „Die Übung ist so ausgedacht, dass immer eine latente Personalnot besteht“, erklärt Wallborn. Die Jugendlichen müssen sich helfen. „Wir brauchen keine Einzelkämpfer. Das Team muss funktionieren.“

Zu dem gehören zehn Mann - beziehungsweise acht Jungs und zwei Mädels sowie Schreiber als Betreuer und zwei Reserve-Helfer. Begleitet werden sie von zwölf weiteren THWlern. Die Fahrzeuge sind inzwischen gepackt. Am Donnerstag geht es in aller Frühe los. Sieben Stunden werden sie unterwegs sein. Was sich die Quedlinburger vorgenommen haben? „Die süddeutschen Verbände sind sehr stark“, sagt Wallborn. Im guten Mittelfeld wolle man aber landen und idealerweise alle anderen „Ost-Mannschaften“ hinter sich lassen. Ein sechster Platz war bisher das auf Bundesebene beste Ergebnis. Vor zwei Jahren waren die Quedlinburger Achter. (mz)

Gerd Wahl (l.) hat alles genau im Blick.
Gerd Wahl (l.) hat alles genau im Blick.
Chris Wohlfeld
Eine Duschvorrichtung wird aufgebaut
Eine Duschvorrichtung wird aufgebaut
Chris Wohlfeld
Auch die Rettung von Verletzten wird trainiert.
Auch die Rettung von Verletzten wird trainiert.
Chris Wohlfeld
Der Einsatz wird ausgewertet
Der Einsatz wird ausgewertet
Chris Wohlfeld