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"Gartenfreunde" Kleingartensparte "Gartenfreunde" in Thale: Flüchtlinge sind nicht erwünscht

Von Fabian Wölfling 31.07.2017, 10:00
Kleingärtner in Thale wollen keine Flüchtlinge in ihrere Anlage. (Symbolbild)
Kleingärtner in Thale wollen keine Flüchtlinge in ihrere Anlage. (Symbolbild) dpa

Thale - Für viele ist es ein kleines Stückchen Paradies: Liebevoll gestaltete Kleingärten mit Blumen, Beeten und Obstbäumen. Dazu eine Laube mit Kochecke und Toilette und fertig ist der persönliche Naherholungsort vom Arbeitsalltag. Der Zugang zu solch einem Gartenparadies steht im Kleingartenverein „Gartenfreunde“ in Thale aber nicht allen offen. Denn Geflüchtete dürfen dort keinen Kleingarten mieten.

Sozialzentrum Bode hatte angefragt

Das Sozialzentrum Bode, das sich um die Geflüchteten in Thale kümmert, hatte deswegen beim Kleingartenverein angefragt. „Laut unserer Satzung dürfen aber nur deutsche Staatsbürger einen Kleingarten mieten“, sagt Peter Wende, ehemaliger Vorsitzender des Gartenvereins.

Nach 24 Jahren hat er sein Amt im Mai abgegeben. „Kurz vor der Wahlversammlung habe ich aber noch bei meiner designierten Nachfolgerin angerufen und gebeten, dass ein Beschluss gefasst wird, Flüchtlinge aufzunehmen.“

85 von 230 Pächtern waren anwesend

Dafür wäre eine Satzungsänderung erforderlich gewesen. Bereits Ende Mai wurde darüber im Kleingartenverein abgestimmt. Von den insgesamt 230 Parteien, die einen Kleingarten besitzen, waren 85 anwesend. Das Ergebnis war eindeutig: Nur 5 Parteien stimmten für die Satzungsänderung, 4 enthielten sich, 76 votierten dagegen. „Ich persönlich finde es schade“, sagt Susanne Kliesch zum Wahlergebnis. Sie hat im Mai die Nachfolge von Peter Wende als Vorsitzende des Gartenvereins angetreten. „Ich denke, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, Geflüchteten den Zugang zu den Kleingärten zu verwehren“, sagt sie.

„Wir kennen die Menschen nicht..."

Die üblichen Bedenken gegenüber Geflüchteten hätten bei den Gartenbesitzern eine Rolle gespielt. „Wir kennen die Menschen nicht, wissen nicht, ob sie hierbleiben, unsere Sprache sprechen oder ob sie sich ihren Pflichten bewusst sind“, zählt Kliesch die Argumente der Gegner der Satzungsänderung auf.

Die Vorsitzende will aber trotz des deutlich ablehnenden Abstimmungsergebnisses weiterhin versuchen, Geflüchteten die Nutzung eines Gartens zu ermöglichen. „Wir sind derzeit noch ein privater Gartenverein, wollen aber in den Regionalverband wechseln“, sagt Kliesch. Deshalb wolle sie das weitere Vorgehen mit dem Regionalverband, aber auch mit Thomas Balcerowski (CDU), dem Bürgermeister von Thale, abstimmen.

Stadt könnte Gärten an Flüchtlinge weitervermieten

Eine mögliche Option: Die Stadt Thale mietet mehrere Kleingärten des Vereins an und vermietet sie dann an Geflüchtete unter. Dann wäre die Stadt in der Verantwortung. „Das wäre ein guter Kompromiss und meine präferierte Lösung“, sagt Kliesch. Das Problem: Auch die Untervermietung an Dritte ist laut Satzung des Gartenvereins nicht gestattet.

„Daher bräuchten wir auch dafür eine Satzungsänderung“, so Kliesch. Wenn Stadt und Regionalverband die Kompromiss-Variante unterstützen, würde die Vorsitzende daher eine Sondermitgliederversammlung einberufen, um über die notwendige Satzungsänderung abstimmen zu lassen. Wann Kliesch das Gespräch mit Bürgermeister Balcerowski führen wird, ist noch offen. „Ich muss mich vorher noch mit meinen Vorstandskollegen abstimmen“, sagt sie.

Regionalverband will sich nicht äußern

Der Regionalverband Quedlinburg wollte sich zum konkreten Fall nicht äußern. „Der Verein ist zurzeit noch kein Mitglied des Verbandes“, begründet der Vorsitzende Herbert Lindner. Grundsätzlich gebe es aber von Seiten des Verbandes keine Vorgaben an die Mitgliedsvereine zum Umgang mit Geflüchteten. „Das kann und muss jeder Verein für sich selbst entscheiden“, sagt Lindner. (mz)

* * *

In einer früheren Version des Berichts ist ein Fehler passiert, den wir korrigiert haben. Dort war irrtümlich die Rede vom Kleingartenverein „Freundschaft“.  Bei dem Verein, dessen Mitglieder gegen eine Satzungsänderung gestimmt haben, die eine Vergabe von Gärten an Geflüchtete ermöglicht hätte, handelt es sich jedoch um die Anlage „Gartenfreunde“.  „Freundschaft“ und „Gartenfreunde“ sind zwei verschiedene Anlagen; auf der Webseite der Stadt war bis Montag unter „Kleingartenvereine“ der Eintrag „Kleingärtner Freundschaft-Gartenfreunde Thale e.V.“ zu finden. Im Kleingartenverein  „Freundschaft“ gebe es auch ausländische Mitglieder, sagte eine Vertreterin der MZ.