1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Flugtag hat Jubiläum : Flugtag hat Jubiläum : Und der Himmel hängt voller Flieger

Flugtag hat Jubiläum  Flugtag hat Jubiläum : Und der Himmel hängt voller Flieger

Von Sabine Herforth 26.05.2017, 06:32
Die YAK-Kunstflugstaffel zeigt eine professionelle und beeindruckende Leistung am Himmel.
Die YAK-Kunstflugstaffel zeigt eine professionelle und beeindruckende Leistung am Himmel. Chris Wohlfeld

Badeborn - Die blaue Yak-52 schraubt sich kunstvoll in die Höhe, bleibt einen Moment lang in der Luft stehen und macht dann eine umständliche Drehung, bevor sie für eine Sekunde vom Himmel zu fallen scheint. Die Zuschauer am Boden verfolgen das Spektakel gespannt.

Es ist einer von vielen Höhepunkten beim Flugtag auf dem Verkehrslandeplatz Ballenstedt. Zum 25. Mal haben der Motorflugverein sowie der Aeroclub Ballenstedt am Himmelfahrtstag dazu eingeladen.

Viererformationen jagen über die Zuschauer hinweg

Kaum ist das Kunststück gelungen, steuert ein anderer Pilot - dieses Mal in einer Yak-50, ins Blickfeld. Weißer Rauch zieht eindrucksvoll die Drehungen nach, die er spielerisch vollführt. Auch in einer Viererformation jagen die Maschinen über die Zuschauer hinweg.

Unten können die Besucher nur erahnen, was für Kräfte die Piloten dabei aushalten müssen. „Da werden die Ohrläppchen schon mal lang“, tönt es aus den Lautsprechern.

Während in der Luft ständig etwas passiert, geht es am Boden gemütlicher zu. Landwirtschaftsmaschinen und Oldtimer können am Rande des Flugfeldes bestaunt werden, während Kanoniere das Brüllen der Flugzeugmotoren in unregelmäßig mit Schüssen unterbrechen.

AN-2 dreht unüberhörbar ihre Runden

Immer wieder knattert und brummt es unüberhörbar, als sich eine Antonow AN-2 langsam über die Start- und Landebahn schiebt und allmählich abhebt. Der größte einmotorige Doppeldecker der Welt ist beim jährlich stattfindenden Flugtag nicht wegzudenken.

Aus Dessau ist am Himmelfahrtstag eine zweite AN-2 zu Gast und unternimmt ebenfalls Rundflüge. So sind die Maschinen unter anderem über Quedlinburg zu hören und drehen auch beim Ritterfest auf Burg Falkenstein ihre Runden.

Mehr Platz in der Ikarus

Wem es in einer Antonow zu eng ist, der steigt bei Karl-Heinz Rau ein und genießt eine Viertelstunde Freiheit. „Wir haben ein zweisitziges Flugzeug - der Pilot will ja auch mit“, scherzt er. Die Ikarus gehört zu den Ultraleichtflugzeugen und darf mit maximal 472,5 Kilo Gewicht abheben.

„Die C42 hat ein Gesamtrettungssystem“, erklärt Rau einige Details seiner Maschine. Sollte der Flieger in der Luft - durch einen Zusammenstoß, einen Pilotenfehler oder anderes - so starken Schaden nehmen, dass er selbst nicht mehr sicher landen kann, übernimmt das System.

Eine Pyrorakete im hintern Bereich öffnet dann einen Fallschirm, „an dem das gesamte Flugzeug hängt und zu Boden sinkt“, so Rau.

Neugierig lauscht Bärbel Brandt seinen Ausführungen und möchte am liebsten direkt Platz nehmen. Mit der AN-2 sei sie bereits zweimal geflogen. „Das hat mir sehr gut gefallen“, schwärmt sie.

Dieses Mal liebäugelt sie jedoch mit der Ikarus von Karl-Heinz Rau. „Das werde ich jetzt auch mal versuchen“, kündigt Brandt, die aus der Nähe von Eisleben stammt, an.

Bärbel Fritschler ist schon einen Schritt weiter und zückt ihr Ticket, als sie am Flugzeug ankommt. „Die Flugshow ist bisher ganz toll“, lobt sie. Nachdem die Zeit im letzten Jahr nicht für einen Rundflug reichte, erfüllt sie sich dieses Mal ihren Wunsch.

„Mit so einem kleinen Flugzeug bin ich noch nicht geflogen, deswegen wollte ich heute gern hier mitfliegen“, verrät die Nordhäuserin. „Das ist etwas persönlicher“, findet sie und lässt sich von Fluglehrer Rau einweisen.

Keine Bodensicht, kein Sprung

Im Hangar bereitet sich derweil Gerald Bürgel mit seinem Team auf ihren Auftritt vor. Der Vorsitzende des Fallschirmsportvereins Zerbst besteigt kurz darauf mit zehn anderen Fallschirmspringern einen der beiden Doppeldecker. Bis dieser die Absetzhöhe erreicht, sorgen Modellflieger für Unterhaltung.

Die Zuschauer müssen erst suchen, um das kleine Flugzeug am wolkenverhangenen Himmel zu finden, auch wenn sie es längst hören. Mit über 400 Kilometern pro Stunde schießen erst ein, dann ein zweites Modellflugzeug mit Pulso-Triebwerk über den Platz hinweg - und machen dabei einen Höllenlärm.

Als der Motor zum Ende des Programms ausgeht und die Mini-Jets nach unten gleiten, herrscht kurz befremdliche Stille. Doch es gibt schon wieder etwas anderes zu sehen: Die Antonow hat ihren Bestimmungsort erreicht.

Drei Rundkappen öffnen sich am Himmel. Gerald Bürgel ist nicht dabei - er sitzt noch immer im Flugzeug, das aber nicht höher steigt, sondern die Landung einleitet. Etwas zerknirscht kehren die übrigen Springer in ihre Halle zurück.

Die Wolken hängen zu tief, erklärt Bürgel. „Der Fallschirmspringer muss vor dem Absprung Bodensicht haben“, führt er aus. Für die Rundkappen genügte die Sicht in etwa 800 Metern Höhe. Die übrigen Springer hätten zwei Kilometer über dem Flugplatz nicht mehr sehen können, was sich in und unter der Wolkendecke abspielt.

„Sicherheit geht gerade bei so einer Veranstaltung immer vor“, betont Bürgel und hofft, dass das Wetter doch noch einen Sprung zulässt.

Die Zuschauer bekommen davon nichts mit, das Programm hat genügend Alternativen zu bieten. Kunstflüge, Hubschrauber, und Segelflieger sorgen dafür, dass der Himmel den ganzen Tag voller Flugzeuge hängt. (mz)

Mit über 400 Kilometer pro Stunde sausen die Pulso-Modellflugzeuge über das Flugfeld.
Mit über 400 Kilometer pro Stunde sausen die Pulso-Modellflugzeuge über das Flugfeld.
Wohlfeld
Die Fallschirmspringer machen sich auf den Weg zum Flugzeug.
Die Fallschirmspringer machen sich auf den Weg zum Flugzeug.
Wohlfeld