Korruptionsverdacht Korruptionsverdacht: Ermittler heften sich an Marseilles Fersen
Halle/MZ. - Ob die Anklage gegen Ulrich Marseille vom Amtsgericht Halle-Saalkreis zur Verhandlung zugelassen wird, bleibt abzuwarten. Er bestreitet die Vorwürfe. Viel wollte die Ermittlungsbehörde vorab nicht sagen zu dem Fall. "Wir klagen an wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit", so Staatsanwältin Heike Geyer.
Marseille soll einer Mitarbeiterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MdK) von 1999 bis 2003 die Leasingraten für ihr Privatauto bezahlt haben. Die Gutachterin war damit betraut, Pflegestufen festzulegen. Das Geld für das Auto könne sie, so Geyer, beeinflusst haben, Patienten in zu hohe Pflegestufen einzuordnen. Hat die Marseille Kliniken AG davon profitiert? Die Staatsanwaltschaft weiß es nicht, hat aber die Frau wegen Bestechlichkeit angeklagt. Der MdK entließ die Pflegefachkraft fristlos. "Sie hat das Auto für Dienstfahrten benutzt. Das war ein Vergehen", begründet Sachsen-Anhalts MdK-Chef Rudolf Sickel.
Schon der Versuch, auf die MdK-Mitarbeiterin Einfluss zu nehmen, sei strafbar, so Geyer. Es müsse nicht nachgewiesen werden, ob Patienten tatsächlich zu hoch eingestuft wurden. Bei einer Hausdurchsuchung in Hamburg fanden die Ermittler Belege für den Geldfluss. Die Leasingraten für den Rover 214 seien von dem Marseille eigenen Halle-Neustädter Wohnungsunternehmen EWG Hansel KG bezahlt worden, sagte Geyer.
Ein Sprecher Marseilles bestätigte am Donnerstag, dass Raten für ein Privatauto überwiesen wurden. "Der Pkw hat aber nicht der MdK-Mitarbeiterin gehört, sondern ihrem Verlobten." Er habe einen Beratervertrag mit der EWG gehabt und sei mit dem Auto für das Unternehmen unterwegs gewesen. Dass das Auto auch von der Frau genutzt wurde, da sie kein eigenes hatte, mag so sein. Möglicherweise habe sie es auch für Fahrten zum Marseille-Pflegeheim in Thale genutzt. "Das ist aber nur Zufall", so der Sprecher. Die Anklage sei deshalb konstruiert und völlig unbegründet.