Verkehrprojekt mit Schule Nebra Verkehrprojekt mit Schule Nebra : Plötzlich ist die Klasse weg

Karsdorf - Was ist ein toter Winkel? Und vor allem: Wie vermeidet man, in einem solchen von einem Kraftfahrer übersehen und zum Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden? Das erfuhren 30 Schüler der beiden dritten Klassen der Ganztagsschule Nebra während des Projekttages „Aufgepasst - der tote Winkel“. Der so genannte tote Winkel ist eine häufige Unfallursache bei Abbiegeunfällen von Lastwagen und Bussen. Um vor allem Kinder auf die Gefahr aufmerksam zu machen und sie für dieses Problem zu sensibilisieren, engagiert sich im besonderen Maße seit Jahren die CI-Logistik GmbH in Karsdorf. Bereits zum fünften Mal hatte der Betrieb, der im Opterra-Zementwerk ansässig ist, Schüler der dritten beziehungsweise vierten Klassen zum Verkehrstraining eingeladen. Dazu hatte die CI-Gruppe zwei Sattelzüge bereitgestellt und mit Fahrlehrer Thomas Kühn von der Verkehrsschule Eisenschmidt Leipzig einen Sicherheitstrainer vor Ort.
Nach Erläuterungen zu Sichteinschränkungen an einem Modellauto ging es, aufgeteilt in zwei Gruppen, zu den Silofahrzeugen. Ein Team der Drittklässler übernahm der CI-Sicherheits- und Umweltmanager Ulrich Steinharter. Er und Kühn demonstrierten den mit gelben Warnwesten bekleideten Schülern das Phänomen des toten Winkels und die damit verbundenen Gefahren, die gerade bei großen Autos lauern. Rechts von der Beifahrertür der Autos steckten die Kinder mit Bändern und Verkehrskegeln ein Dreieck ab, das der Größe des toten Winkels entsprach. Sie konnten kaum glauben, dass ihre gesamte Schulklasse in dem Bereich verschwinden kann, der trotz Spiegels für den Lkw-Fahrer nicht einsehbar ist.
„An diesem anschaulichen Beispiel erleben die Schüler erst einmal, wie groß der tote Winkel tatsächlich ist, und dass sie deshalb besonders aufpassen müssen“, so der Trainer. „Seht ihr den Fahrer?“, fragte Kühn. „Nein!“, riefen die Kinder. „Wenn ihr ihn nicht sehen könnt, dann sieht euch der Fahrer auch nicht“, erklärte er das Grundproblem. Die Faustregel laute deshalb: Immer Blickkontakt zum Fahrer suchen.
Wie groß der tote Winkel speziell auf der rechten Seite ist, konnten die Schüler auf dem Fahrersitz selbst testen. Die beiden Fahrer Werner Melzig und Rolf Rockstroh halfen dem einen oder anderen hinters Steuer ihrer Silofahrzeuge, während Kühn und Steinharter Szenarien durchspielten. Sie positionierten einige Mitschüler direkt vor den Lkws. Erst nach mehreren Schritten vorwärts erschienen sie im Blickfeld der „Fahrschüler“.
Die Schüler erlebten, wie „blind“ ein Kraftfahrer ist, wenn Fußgänger oder Radfahrer direkt vor, hinter oder neben seinem Fahrzeug stehen. Wie all den Neunjährigen gefiel es auch Max und Leon, einmal hinter dem Lenkrad eines Zementlasters zu sitzen. „Wir finden es gut, dass wir lernen, was wir beachten müssen“, sagten sie. Am Ende der Aktion fasste Kühn für die Kinder zusammen: „Meidet die gefährlichen Bereiche, in denen der Fahrer euch nicht sieht. Geht nicht unmittelbar vor dem Lkw entlang, bleibt weit rechts und wartet im besten Fall, bis das Auto abgebogen ist.“
Das Erkennen und Erleben der eingeschränkten Sichtverhältnisse vom Führerstand aus ist ein wichtiger Aspekt für die Schüler, sagte Steinharter. Kindern in dem Alter müsse die Problematik anschaulich erklärt werden, sonst verstünden sie es nicht. Mit der Verkehrsaktion sollen die Mädchen und Jungen für mögliche Gefahrensituationen auf den Straßen aufmerksam gemacht werden. Insgesamt soll der Projekttag helfen, dass jedes Kind zu Fuß oder mit seinem Fahrrad sicher in die Schule und wieder nach Hause kommt.
