Unstrutradweg Unstrutradweg: Brücke ans Ufer gezogen

Freyburg - Zentimeter für Zentimeter gleitet das Stahlgerippe über die Rollenlager, es knackt, es ächzt, es knirscht - dann hängt ein Ende der über 40 Tonnen schweren Metallkonstruktion frei über der Unstrut. Sven Franke und Carsten Kowalsky können zufrieden sein: Nichts ist gebrochen, nichts ist gerissen oder abgerutscht.
Franke, Hauptfeldwebel und Brückenspezialist der Bundeswehr, hat gestern mit seinen Leuten die Brücke an der Zeddenbachmühle bei Freyburg ans Ufer gezogen. Dort wird sie demontiert. Die Teile werden in einer Metallbaufirma in Rothenschirmbach aufgearbeitet und neu lackiert, gibt Kowalsky Auskunft, Oberbauleiter vom Meliorations-, Straßen- und Tiefbau Laucha („Meli“).
Die Widerlager der Fußgänger- und Radfahrerbrücke auf dem Unstrut-Radwanderweg sind dringend reparaturbedürftig. Sie werden nun mit Mitteln, die das Land aus dem Fonds zur Beseitigung von Hochwasserfolgen zur Verfügung gestellt hat, erneuert. Ausgeführt wird das von der „Meli“ im Auftrag der Verbandsgemeinde Unstruttal.
Ursprünglich, so Kowalsky, hatte man vor, die Brücke einfach mit einem Kran abzuheben. Jedoch einen, der das 40-Tonnen-Teil auch heben kann, zur Baustelle zu bringen, wäre schwierig geworden, vor allem die Überquerung der Bahngleise zwischen B176 und Unstrut. Deshalb habe man sich an die Bundeswehr gewandt, schließlich hatte die 1996 die einstige Militärbrücke als Ersatz für einen maroden und einsturzgefährdeten Holzsteg montiert. Kowalsky hatte diesmal die Beziehungen geknüpft und hatte in Franke einen Partner gefunden, den die Aufgabe reizte. Die Verbandsgemeinde hatte dann einen offiziellen Antrag auf technische Amtshilfe gestellt. „Die Demontage wird sauber herausgerechnet und an die Bundeswehr bezahlt“, erläuterte André Mirau vom Unstruttal-Bauamt.
Ausgeführt wurde die Demontage vom Ausbildungszentrum der Bundeswehr-Pioniere im bayerischen Münchsmünster. „Für uns ist das interessant, weil wir hier reale technische Bedingungen vorfinden“, sagte Ulrich Funke, Oberstleutnant und Leiter der Bauinstandsetzungseinrichtung des Ausbildungszentrums. „Das sind keinen neuen oder sauber eingelagerten Teile, sondern solche, die Jahrzehnte im Dienst waren. Da ist auch mal was eingerostet oder klemmt.“ So wurde denn auch der gestrige Einsatz von einem Filmteam der Bundeswehr für die Ausbildung auf Video festgehalten.
Eine gute halbe Stunde hatte es gedauert, bis die Brücke von den Widerlagern gezogen war. Allerdings hatte es einer sorgfältigen Vorbereitung bedurft. So waren an der linken Unstrutseite vier Rollenpaare aufgestellt und millimetergenau justiert worden. Um zu verhindern, dass die Brücke in den Fluss kippt, sobald sie vom Lager am rechten Ufer gezogen war, hatte man sie dort mit einem „Schnabel“ um etwa zehn Meter verlängert. Auf die andere Seite hatte man sechs Tonnen Stahl gepackt, um die Konstruktion im Gleichgewicht zu halten. „Je besser und sorgfältiger man das vorbereitet, um so rascher und reibungsloser geht es am Ende“, meinte Funke.
Im Mai oder Juni, so hieß es, werde die Brücke wieder montiert. In den kommenden Wochen wird der Unterbau erneuert. Dazu werden Pfähle aus Stahlbeton sieben Meter in den Boden getrieben. Darauf kommt eine Betonkappe, erläuterte Bernd Kubeil vom Planungsbüro Boy und Partner. Die Lager werden so ausgelegt, dass sie auch eine andere Brücke tragen können, falls die betagte Militärbrücke dann doch irgendwann den Dienst versagt oder die Verbandsgemeinde so viel Geld hat, dass sie doch die ursprünglich geplante elegante Bogenbrücke errichten kann.

