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Unstrutbahnmuseum Laucha Unstrutbahnmuseum Laucha: Ein Leben für die Eisenbahn

Von Constanze Matthes 23.07.2017, 08:27
Engagierter Eisenbahner: Günther Göbel kümmert sich seit Beginn an um das Unstrutbahnmuseum im Rathaus in Laucha.
Engagierter Eisenbahner: Günther Göbel kümmert sich seit Beginn an um das Unstrutbahnmuseum im Rathaus in Laucha. Biel

Laucha - Ein gusseiserner Weichenblock aus dem Jahr 1889, eine Heizerschaufel, mit der schon etliche Tonnen Kohle geschippt wurden, Fotografien in Schwarz-Weiß und Farbe von Zügen und Bahnhöfen. Über all das weiß Günther Göbel zu berichten, Geschichten über Menschen und Technik zu erzählen. Der 77-Jährige ist die gute Seele des Unstrutbahnmuseums in Laucha, das 2014 im Rathaus der Glockenstadt eröffnet wurde. Göbel heißt zu den Öffnungszeiten der Ausstellung Besucher willkommen, sammelte das eine oder andere Exponat. „Wir wollen zeigen, wie es früher mal auf unserer Bahn ausgesehen hat, mit welchen Mitteln der Verkehr abgewickelt wurde, was für Züge fahren und gefahren sind und wie die Bahnhöfe und Gleisanlagen aussahen. Wir retten, was zu retten ist“, erzählt der Lauchaer.

Kleine und große Eisenbahn-Freunde sind zum Unstrutbahnfest am Sonntag, 27. August, eingeladen. Es finden Pendelfahrten mit historischem Triebwagen zwischen Roßleben und Artern statt. Die Anreise kann per Burgenlandbahn erfolgen. In Donndorf, Artern und Roßleben gibt es verschiedene Aktionen. (cm)

Sein Leben steht ganz im Zeichen der Eisenbahn und das von Beginn an. Die prägende Gestalt in Kindheit und Jugend: sein Großvater, Eisenbahner und Schrankenwärter. Das prägendste Erlebnis: der fünfte Geburtstag am 29. Januar 1945, als die Familie in Schlesien den Räumungszug in Richtung Westen bestieg. Die Stadt an der Unstrut, in der der Großvater Arbeit erhält, wurde zur neuen Heimat, konkret ein Haus in der sogenannten Eisenbahner-Siedlung in der Karl-Stephan-Straße. Da der Vater von Günther Göbel im Krieg fiel, wurden die Großeltern wichtige Bezugspersonen. Der Lauchaer tippt auf ein Foto, das in der Ausstellung zu sehen ist, und sagt: „Dies ist der Güterboden am Lauchaer Bahnhof. Da hat mein Großvater gearbeitet.“

Nach der Schule absolvierte er die Ingenieurschule im sächsischen Görlitz, arbeitete im Anschluss in Naumburg beim Reichsbahnbaubetrieb als Konstrukteur, nebenbei noch als Kesselflicker für Lokomotiven. Sein Lebensweg führte ihn schließlich in die BRD, wo er mehr als drei Jahrzehnte lebte und im Traditionsunternehmen Orenstein und Koppel, 1876 gegründet, beschäftigt war. Als Rentner kehrte er wieder zurück an die Unstrut. „Hier ist meine Heimat und meine Familie“, sagt Göbel. Ein Haus nebst Grundstück fand er auch.

Geschichte und Gegenwart

Der Lauchaer zählt zu den Gründungsmitgliedern der Interessengemeinschaft Unstrutbahn, die 2005 ins Leben gerufen wurde und heute rund 40 Mitglieder zählt. Für ihr Engagement erhielt die Interessengemeinschaft 2016 den Wenzelspreis von Naumburger Tageblatt/MZ, der im Übrigen ebenfalls einen Platz im Museum gefunden hat - neben vielen anderen Exponaten auch, die von der Bedeutung und Tradition der Unstrutbahn und ihrer Gegenwart berichten. „Sicherlich schlummern in dem einen oder anderen Haushalt noch Stücke, die in unsere Ausstellung sehr gut passen würden“, so der Museumsleiter, der mit Wolfgang Preuß einen großen Leihgeber benennt. Doch neben der Geschichte - im Übrigen auch zur Finnebahn - wird ebenso der Gegenwart Raum gegeben. Auf einer Modelleisenbahn-Anlage „düst“ ein Mini-ICE über die Unstruttalbrücke, unter der die Strecke der Burgenlandbahn verläuft.

Für die Zukunft hat Göbel noch Wünsche: dass die Bahn wieder regulär bis Artern verkehrt, sich zudem mehr ehrenamtlich Aktive für das Museum finden. „So könnten wir die Ausstellung dann auch sonntags öffnen.“ Derzeit kann die Schau jeden Sonnabend von 15.30 bis 17.30 Uhr betrachtet werden. Besucher kommen aus allen Himmelsrichtungen, nicht nur aus der Region, sondern sogar aus anderen Bundesländern. Zeugnis legt das Gästebuch ab, das ebenfalls Teil des Museums ist.