Theater Naumburg probt für neues Stück Theater Naumburg probt für neues Stück : Von der "Braut des Bösen"

Naumburg - Es ist kalt an diesem Vormittag im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg. Und es wird augenblicklich gefühlt noch einiges kälter, während Pia Koch mit Regisseurin Barbara Schöne an der letzten Szene für die Naumburger Inszenierung jenes Schauspiels feilt, welches das Leben der Eva Braun, von dem so wenig überliefert ist, in den Mittelpunkt rückt. „Fräulein Braun“, 1995 von Ulrich Hub geschrieben, endet vor dem Selbstmord der soeben mit Hitler frisch verheirateten Eva im Berliner Führerbunker. Kurz zuvor hat sie Blondi, des Führers geliebte Schäferhündin, vergiftet - brutal, kaltherzig. Der Wahnsinn versprüht Kälte.
Faden in die Gegenwart gelegt
„Die letzte Szene ist die schwierigste“, sagt die Regisseurin am Rande der Probe am Mittwoch. Spätestens hier gelte es für sie, Position zu beziehen. „Dabei gibt es heute eine neue Problematik, die zu bedenken ist“, spielt sie auf das verstärkte Wiederaufkeimen der rechten Gesinnung an. Lediglich eine biografische Abfolge auf die Bühne zu bringen, um dem Zuschauer Raum für ein eigenes Fazit zu lassen, sei gerade in dieser Thematik für die Regisseurin undenkbar. Barbara Schöne möchte mit Eva Braun als Antiheldin den Wahnsinn dieser Ideologie, dieses menschenverachtenden Regimes zeigen und spinnt dramaturgisch anschaulich den Faden in die Gegenwart.
Charmante Antiheldin
In dem etwa 80-minütigen Ein-Personen-Stück, das der Eva Braun spielenden Pia Koch gewiss allerhand abverlangt, gebe es, verrät Barbara Schöne, aber auch heitere Momente. Viele sogar. So ergäben sich Höhen und Tiefen im Stück und nur so sei es letztlich zu ertragen. „Eva kommt teils naiv daher, sogar so, dass man sie nur knuddeln möchte, sie erweckt Mitgefühl, ist teils sympathisch, liebenswert oder auch sehr charmant, so als Gastgeberin auf dem Obersalzberg. Das ist sehr gefährlich, denn das Fräulein Braun hat trotzdem klare Entscheidungen getroffen und wurde so die Braut des Bösen“, so die Regisseurin.
Zu Beginn der Proben habe sich in den beiden Frauen alles gespreizt, diese Eva Braun und das Geschehene für die Inszenierung anzunehmen. „Oft haben wir nur gedacht: Wie krank ist das denn?“, erzählt Barbara Schöne. Doch dadurch, dass sie am Schluss Position beziehen, sei es dann machbar gewesen. Lange tüftelte sie mit Pia Koch genau daran, ob diese subtil eingearbeitete Position erkennbar wird. Mit Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 8 in c-Moll, die das Grauen des Krieges widerspiegeln soll, fand sie die Lösung. „Die Sinfonie passt leider unglaublich gut. Erst durch die Musik funktioniert es“, sagt sie. Ob es auch zusammen mit den bereits stehenden, vorherigen Szenen funktioniert, genau das testen die beiden Frauen während der verbleibenden Probentage aus.
Freikarten für Generalprobe zu gewinnen
Vor der Premiere der Naumburger Inszenierung von Ulrich Hubs Schauspiel „Fräulein Braun“ am 6. Dezember lädt das Theater Naumburg am Sonnabend, 30. November, zu „Theatermenschen im Gespräch“ ins Nietzsche-Dokumentationszentrum ein. Ab 17 Uhr kommen die Gäste mit Regisseurin Barbara Schöne und Schauspielerin Pia Koch in einen Gedankenaustausch. Es moderiert Stefan Neugebauer.
Für die Generalprobe des Stücks am Donnerstag, 5. Dezember, 19.30 Uhr, im Nietzsche-Dokumentationszentrum verlost Tageblatt/MZ wieder 15 mal zwei Freikarten. Das Verlosungstelefon ist am Freitag, 22. November, ab 16 Uhr freigeschaltet unter der Rufnummer 03445/2 30 78 21.
