Theater Naumburg Theater Naumburg: Ein bühnenreifer Auftritt

Naumburg - Einen solchen Auftritt hat es im Naumburger Gemeinderat wohl noch nicht gegeben: Statt in die üblichen Zahlenkolonnen und Satzungsbeschlüsse blickten die Stadträte hoch auf die Bühne des Ratskellersaals. Dort hatte gerade der Münchner Theater-Planer Reinhold Daberto vorgestellt, warum eine Erneuerung des jetzigen Theater-Standortes im „Goldenen Hahn“ am Salztor zu teuer werden würde und wie eine Variante im ehemaligen Schlachthof in der Roßbacher Straße aussehen könnte.
Und dann ergriff Intendant Stefan Neugebauer das Wort. Energisch, doch sachlich pries er zunächst den „Schlachthof“ als Standort, der „ideal“ sowie „bezahlbar“ und dank der Straßenbahn auch „gut erreichbar“ sei. Ein Umzug wäre eine „gefühlte Vergrößerung der Stadt“ und eine „Signalwirkung“ fuhr er fort, um anschließend einen bühnenreifen Auftritt hinzulegen. Er verwies auf Luther und dessen Vorhaben, ein Apfelbäumchen zu pflanzen, schuf allerlei Parallelen zum erhofften Theaterumzug und entflammte in dem Satz: „Lassen Sie uns ein Theater pflanzen!“
Ein Auftritt, der den gewünschten Effekt hatte. Ohne Gegenstimme, mit lediglich drei Enthaltungen, stimmten die Stadträte zu. Jedoch nicht dem ursprünglichen Vorschlag der Stadtverwaltung, die eine Art „Blanko-Scheck“ für den „Schlachthof“-Standort wollte. Nein, die Verwaltung ist nun erst einmal nur aufgefordert, Fördermittel für das Vorhaben zu besorgen. Keine Rolle mehr spielte am Mittwochabend hingegen der Verbleib im „Goldenen Hahn“. Auch ein viele Jahre erwogener Umzug auf das ehemalige JVA-Gelände kam nicht zur Sprache.
Bliebe das Thema Fördermittel: Die sind nötig, um das Vorhaben zu finanzieren. Käme man an den begehrten 90-Prozent-Zuschuss des Bundes, wäre die große Variante für 11,5 Millionen Euro drin, bei der dank Zuschuss des Landkreises aus den „Lützen-Millionen“ und dem Vermächtnis einer vermögenden Naumburgerin (wir berichteten jeweils) keinerlei Kosten für den städtischen Haushalt entstünden. Käme man nur in den Genuss einer Zwei-Drittel-Förderung, würde man eine rund acht Million Euro teure, abgespeckte Variante wählen, die einen laut Oberbürgermeister Bernward Küper „machbaren“ Eigenanteil mit sich brächte.
Beiden Varianten gemein ist eine Nutzung der am „Schlachthof“ vorhandenen Hallen und Gebäude (außer der „Villa“) sowie ein verbindender Neubau als Empfangsgebäude. Die Zuschauerkapazität soll nur leicht gesteigert werden. Für die Architektur liegt aber noch nicht einmal eine Vorplanung vor, wie Küper betonte. Man habe bislang lediglich die Machbarkeitsstudie.
Von den Räten lobte Torsten Pörnig (Bündnis 90/Die Grünen) den „Schlachthof“ als Industriedenkmal mit großen Entwicklungsmöglichkeiten. Auch Michael Bartsch (CDU) sprach sich für das Theater aus, äußerte aber bezüglich der Kosten seine „Sorgen“ aufgrund der immensen Preissteigerungen der letzten Jahre im Baugewerbe. Die Kosten für die Unterhaltung des Theaters an der Roßbacher Straße, so es einmal fertig sein sollte, hatte indes Evelyn Bach (CDU) im Blick. Sie befürchtet einen höheren Zuschussbedarf aus dem Stadtsäckel und fragte nach Einnahmequellen. Solche hatte Intendant Stefan Neugebauer in seinem Plädoyer am Rande erwähnt, als er den ausreichenden Platz auf dem Gelände für Gewerbetreibende, etwa für eine Gastronomie, erwähnte.