Tag der offenen Tür in JVA: Tag der offenen Tür in JVA: Freiwillig in den "Knast"

Naumburg - Wann gibt es das schon mal, dass mehr als 1.000 Menschen freiwillig eine Justizvollzugsanstalt (JVA) aufsuchen, um einige Zeit hinter Gittern zu verbringen? So geschehen zu den beiden Tagen der offenen Tür, zu denen die zwei neuen Eigentümer - die ITS Bau GmbH und die Binas Bau GmbH - des ehemaligen Naumburger Gefängnisses eingeladen hatten.

Für jeden Tag hatten sich rund 500 Interessenten via E-Mail angemeldet. Alexandra Wind und ihr Team sichteten im Vorfeld alle Anmeldungen und versuchten, den Wünschen nach den jeweiligen Führungen gerecht zu werden. Auch einige Interessenten, die sich nicht angemeldet hatten, wurden noch berücksichtigt. Michael Wille, Geschäftsführer der ITS Bau GmbH, und Uwe Binas, Geschäftsführer der Binas Bau GmbH, legten Wert darauf, dass möglichst noch viele Naumburger Gelegenheit erhielten, den ehemaligen „Naumburger Knast“ zu besichtigen. Allerdings galt es dabei, auch aus Sicherheitsgründen, bestimmte Bedingungen zu beachten. Im Foyer des ehemaligen Schwurgerichtsgebäudes, in dem sich dann die JVA-Verwaltung befunden hatte, begrüßte der Naumburger Denkmalpfleger Ulrich Böduel die Besucher. Er erläuterte die Geschichte des Hauses und ging auch auf das 1861 geschaffene Monumentalgemälde „Der Tod Abels“ ein.

Anschließend gab es die Möglichkeit, in Gruppen die Anstaltsräume zu besichtigen. Über 50 Helfer sorgten dafür, dass alle der 45-minütigen Touren reibungslos abliefen. Auch das Besteigen der beiden Wachtürme war möglich. 1859 war das erste Haftgebäude errichtet worden. In der 153-jährigen Nutzungsdauer des Gefängnisses gab es jedoch etliche Erweiterungen. 264 Haftplätze, davon 230 im geschlossenen Vollzug, acht im offenen Vollzug und 26 in der Krankenstation, befanden sich zuletzt in dem Gebäudekomplex. Zudem gab es Arbeitsmöglichkeiten für die Häftlinge. Wie Michael Wille sagte, hoffe er, dass beide Eigentümer noch in diesem Jahr mit dem Abriss der nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude beginnen könnten.

Beide hatten das knapp 17.000 Quadratmeter große Areal im Februar vom Land Sachsen-Anhalt gekauft. Im hinteren Teil des Geländes, also zur Parkstraße zu, sollen dann Mehrfamilienhäuser entstehen. 2010 war die Justizvollzugsanstalt Naumburg noch als Außenstelle in die Justizvollzugsanstalt Volkstedt eingegliedert worden. Zum 30. September 2012 wurde die Außenstelle und damit die Justizvollzugsanstalt Naumburg dann gänzlich geschlossen. (be/ag)