Stadt Nebra Stadt Nebra: Gefragte Baustandorte

Nebra - In Nebra, der einstigen Kreisstadt im Westen des Burgenlandkreises, waren am 31. Dezember 2017 genau 3 128 Einwohner gemeldet - wohlgemerkt in der Kommune Nebra, zu der auch Wangen und Reinsdorf gehören. Die Stadt selbst hatte zum Stichtag 2 184 Einwohner, 227 weniger als zwei Jahre zuvor.
Den Einwohnerschwund teilt die Kleinstadt mit den meisten anderen Kommunen im Land. Doch es ist wohl keinesfalls so, dass die Jugend Nebra geschlossen den Rücken kehrt. Viele wollen bleiben, manche kehren zurück. „Die Nachfrage von jungen Nebraer n nach Baugrundstücken ist jedenfalls groß,“ sagte Bürgermeisterin Antje Scheschinski in einem Pressegespräch über die Vorhaben des neuen Jahres. Und auch, was die Innenstadt angeht, stemmt sich die Kommune gegen den Verfall von Bausubstanz, hat jüngst beispielsweise mit der Sanierung eines historischen Hofkomplexes an der Breiten Straße ein vorzeigbares Stück Stadtsanierung geschaffen.
Im Eigenheimgebiet, das die Stadt vor Jahren östlich der Einkaufsmärkte an der Wetzendorfer Straße erschlossen hat, sind die Grundstücke fast alle verkauft. Nun sollen acht bis zehn weitere erschlossen werden. Antje Scheschinski hofft, dass das in Trägerschaft der Sparkasse Burgenlandkreis erfolgen kann, die dann auch die Vermarktung der Grundstücke übernehmen würde. In der Innenstadt sind laut Bürgermeisterin Flächen, die für den Neubau von Eigenheimen in Frage kommen, kaum noch vorhanden. Um junge Leute in der Stadt zu halten, sei die Erschließung von Grundstücken für Häuslebauer deshalb eine vordringliche Aufgabe. Und die Erschließung ist wichtig noch aus einem anderen Grund: Die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf will die Stadt in die Straßensanierung stecken.
Die Reinsdorfer Straße in Nebra ist die innerstädtische Straße, für welche die Bürgermeisterin den Reparaturbedarf als am dringlichsten einstuft. Auch die Elektroleitungen dort müssen dringend erneuert werden. „Dort ist über die Jahre immer nur geflickt worden. Mittlerweile erreichen Kabelbrände schon die Wohnungen“, beschreibt sie die Situation. Die Kosten für die Sanierung werden auf 350 000 Euro geschätzt. An denen haben die Versorgungsträger, die Leitungen erneuern, ihren Anteil zu erbringen, einen weiteren Teil will die Stadt aus den Sanierungsbeiträgen bezahlen, die die Grundeigentümer in der Innenstadt zu entrichten haben. Das aber reicht nicht aus, weshalb die Stadt für die Straßensanierung gern die Einnahmen aus dem Verkauf weiterer Grundstücke im Baugebiet verwenden würde. „Die Planung für die Reinsdorfer Straße ist in Arbeit. Jetzt geht es darum, dass wir das finanziell hinbekommen“, sagte Antje Scheschinski.
Am Vierseitenhof an der Breiten Straße 34 und 36 soll die Sanierung fortgesetzt werden. Die Kommune hatte den stadtbildprägenden Komplex vor einigen Jahren erworben, um ihn zu erhalten und ihn für den Bauhof zu nutzen.
Im komplett sanierten Wohnhaus hat sich zudem die Rettungswache der Johanniter eingemietet. Nun soll das angrenzende Haus in Angriff genommen werden. Dort sollen für die Johanniter weitere Räume geschaffen werden. „Die Rettungswache muss 24 Stunden besetzt sein, braucht deshalb zusätzliche Räume für den Bereitschaftsdienst“, erläuterte die Bürgermeisterin. Zurzeit nutzen die Rettungssanitäter Räume im nahen Hotel „Himmelsscheibe“. Damit die Johanniter der Stadt als Mieter langfristig erhalten bleiben, müsse man aber in absehbarer Zeit die benötigten Räume an Ort und Stelle zur Verfügung stellen.
In den Gebäudekomplex fließt alles, was die Stadt derzeit an Eigenmitteln für die Stadtsanierung aufbringen kann. Die Planung ist derzeit aber nur eine Absichtserklärung, da die Kommunalaufsicht dem aktuellen Etat die Bestätigung verweigert hat.
Zum Haushalt 2018 hat die Aufsicht Hausaufgaben aufgetragen. Das betrifft die Eröffnungsbilanz, die im Zuge der Umstellung auf die doppisce Haushaltsführung gefordert ist. Zudem pocht die Aufsicht auch in Nebra auf den Abbau freiwilliger Aufgaben, so bei der Unterstützung der Vereine. Die Stadt hatte deshalb im vorigen Jahr den Fußballern und den Keglern die von diesen genutzten Objekte übertragen. Diese sollen für diese nun zumindest 20 Prozent der Betriebskosten selbst aufbringen. „Nun müssen wir sehen, inwieweit das greift“, so Bürgermeisterin Scheschinski.
Der Karnevalsverein von Nebra allerdings braucht nicht unbedingt finanziellen Beistand. Derzeit ist Nebras Bürgermeisterin als Vermittlerin bei den Karnevalisten gefordert. Dort steht ein Generationswechsel ins Haus, und der geht offenbar nicht ohne Knirschen ab. So gab es im November diesmal erstmals seit Jahren keine Veranstaltung des NCV. „Und das ausgerechnet im 70. Jahr des Vereinsbestehens, das wir im Sommer gefeiert haben“, bedauert die Bürgermeisterin, die selbst lange bei den Karnevalisten aktiv war.
Die Ruine der alten Nebraer Burg im Park hinterm Schlosshotel bereitet der Stadt Sorge. Das denkmalgeschützte Objekt gehört dem Kreis, der es Anfang der 1990er Jahre hatte sichern lassen. Damals war aber, wie an anderen Objekten der Region auch, ein ungeeigneter Mörtel verwendet worden. Jedenfalls ist das Mauerwerk instabil und die Ruine ist mit Bauzäunen abgesperrt. Das ärgert besonders die Akteure des Nebraer Laienschauspielvereins, die nebenan ihr Domizil haben und das historische Gemäuer für ihre Aufführungen nicht nur als Kulisse nutzen möchten, sondern auch gern „bespielen“ würden. Eine erneute und dauerhafte Mauerwerkssanierung, so Bürgermeisterin Scheschinski, sei nicht abzusehen. Allerdings gebe es Gespräche mit dem Kreis über einen Pflegevertrag, der zumindest ein Betreten der Ruine ermöglichen würde.

