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Serie  Serie : Sie bringt Anfängern das Ruder-Abc bei

Von Torsten Kühl 20.01.2021, 13:23
Claudia Baumgart, Nachwuchstrainerin beim Naumburger RV Rot-Weiß von 1908, vor dem aktuellen Domizil des Vereins am Klingenberg.
Claudia Baumgart, Nachwuchstrainerin beim Naumburger RV Rot-Weiß von 1908, vor dem aktuellen Domizil des Vereins am Klingenberg. Torsten Biel

Naumburg - Die Vielfalt der Sportarten in der Saale-Unstrut-Finne-Region ist groß - genauso wie das Engagement der Athleten, Übungsleiter und Funktionäre. Diese stellt Tageblatt/MZ in der neuen Serie „Mein Sport - meine Welt“ in loser Folge vor. Dazu füllen die Sportler einen Fragebogen aus.

Im neunten Teil - nach Turnerin Juliane Titus (SC Empor Laucha/siehe Ausgabe vom 15. Dezember), Floorballer Hannes Kowalewicz (SV 1924 Nebra/18. Dezember), Tischtennisspielerin Marie Vater (TV 1922 Saubach/ 28. Dezember), Kletterer Tristan Runkewitz (SSV Eintracht Naumburg/30. Dezember), Fußball-Torhüterin Stefanie Glaß (BSC 99 Laucha/4. Januar), Triathlet Jens Bauer aus Naumburg (7. Januar), Kegler Günter Noserke (SG ZW Karsdorf/11. Januar) und Läufer Sven Meinhardt (SG Finne Billroda/15. Januar) dreht sich alles um Claudia Baumgart vom Naumburger Ruderverein Rot-Weiß von 1908.

Die 40-Jährige, die als Kaufmännische Leiterin in den Firmen Metallbau Behnke sowie Baumgart und Thomas Holzbau GmbH arbeitet, ist in ihrer Sportart nicht nur selbst aktiv, sondern auch als Trainerin der meist zehn- und elfjährigen Anfänger tätig.

1. Darum liebe ich meinen Sport: Rudern ist eine Freiluftsportart, die wir in unmittelbarer Nähe zu unserer Stadt ausüben können. Saale und Unstrut gehören zu den schönsten Ruderrevieren in Deutschland. Der Rudersport beansprucht fast alle Muskelgruppen, steigert die Ausdauer, fördert zudem noch die kognitiven Fähigkeiten und den Mannschaftsgeist! Der Einer (Skiff) ist die Basis für das Erlernen des Rudersports, deshalb beginnen alle Kinder in dieser Bootsklasse ihre ersten Ruderschläge. Durch dieses Einertraining bekommt man ein unvergleichliches Bootsgefühl, das manchmal auch im Wasser endet. Für mich ist es selbstverständlich, sämtliche Ruderübungen und Technikdetails im Skiff vorzuführen. Der Wechsel vom Einer in einen Zweier oder Vierer bedarf einiger Anstrengungen, um dann im Takt technisch einwandfrei rudern zu können.

2. Diese Ausrüstung benötigt man/das reicht schon für Anfänger: Als Ausrüstung benötigt man eng anliegende Sportsachen (zum Beispiel Einteiler), natürlich der Jahreszeit angepasst. Die verschiedenen Boote sowie die Ruder (Skulls und Riemen) sind in unserem Verein für alle Altersklassen ausreichend vorhanden. Der Bootspark ist ausgewogen für alle Bedürfnisse und wird stetig erweitert.

3. Deshalb trete ich so gern für meinen Verein an: Da wir kein Leistungszentrum, sondern ein Verein mit breitensportlichen Strukturen sind, können wir unter eigener „Flagge“ selektiv bei Wettkämpfen antreten. Sämtliches Engagement ist ehrenamtlich und erfolgt neben dem Berufsleben her. Der Übergang zwischen ambitionierten Ruderern und Wanderruderern ist fließend: sowohl im Kinder- und Jugendbereich als auch bei den Erwachsenen. Das eine schließt das andere nicht aus!

4. Mein/e Lieblingsgegner ist/ sind: Wettkämpfe in umittelbarer Nachbarschaft, gepaart mit breitensportlichen Aktivitäten, wie die Teilnahme an den Kreis- Kinder- und Jugendspielen in Weißenfels, waren in den vergangenen Jahren immer Begegnungen auf Augenhöhe, mit vielen Erfolgen und sorgten für Begeisterung bei Jung und Alt, zumindest so lange, bis die Rudertour zurück 16 Kilometer stromaufwärts ging. Bei Landesmeisterschaften und anderen Regatten konnten ebenfalls gute Platzierungen erzielt werden.

5. Am meisten hat mich inspiriert/meine Vorbilder sind: Familiär bedingt war mir der Rudersport in die Wiege gelegt worden, da meine Mutter und meine Großeltern über mehrere Jahrzehnte aktiv im Verein tätig waren. Meine Großmutter Lilo Schmidt organisierte lange das Training für die Erwachsenen (in den 70er- und 80er-Jahren). Als ich Anfang der 90er mit dem Rudern begann, war Jens Bittersohl unser Übungsleiter - eine prägende Zeit mit vielen schönen Erlebnissen. Zu meiner damaligen Trainingsgruppe zählte auch Stefan Brand, der heute noch eine feste Größe im Verein ist.

6. Das war meine bisherige sportliche Sternstunde: Auf Höchstleistungen im Leistungssportbereich liegt natürlich nicht unser Augenmerk. Nichtsdestotrotz haben wir über die Jahrzehnte bis zuletzt unsere Erfolge gehabt. Am Anfang stand der nationale Titel DDR-Meister 1955 im Vierer ohne für Helmut Graßme. Dieser trainierte dann in den 60er- und 70er-Jahren sehr erfolgreich unsere Jugend, Helmut Grusenick ebenso. Neben verschiedenen Erfolgen national auf Vereinsebene kam dann der Höhepunkt: Bei den ersten Ruderweltmeisterschaften für Frauen 1974 in Luzern errang Renate Doberschütz (damalige Bänsch) den Vizeweltmeistertitel im Zweier ohne Steuerfrau! Nicht zuletzt möchte ich aus der jüngeren Vergangenheit erwähnen, dass Jan Berend, nachdem er bei uns ein Jahr trainiert hatte, danach Vizeweltmeister der Junioren 2016 im Doppelvierer sowie Europameister der Junioren 2017 im Doppelzweier wurde.

7. Das möchte ich in meinem Sport noch erreichen: Ich hoffe, dass wir Ende März/Anfang April wieder mit dem Training beginnen können. Es wird schwierig werden, ohne das gewohnte Wintertraining in der Halle und auf dem Ergometer die entsprechende Kondition zu generieren, aber ich bin optimistisch. Über die Saison verteilt stehen schöne, abwechslungsreiche Trainingsstunden, Wanderfahrten und Regatten auf dem Plan, bevor dann zum Saisonende hoffentlich mehrere Großboote verschiedener Altersklassen zur 92. internationalen Langstreckenregatta „Quer durch Berlin“ antreten werden. Dass wir dazu in der Lage sind, haben wir im vergangenen Jahr gezeigt. Wenn möglich, bin ich dann auch - nicht nur als Trainerin - dabei.

8. Das gefällt mir nicht, das müsste sich in meiner Sportart/meinem Verband ändern: Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Breitensportvereine wie wir mehr Unterstützung von der öffentlichen Hand erfahren. Die Förderung durch Sponsoren aus unserer Region ist enorm. Ohne diese wäre manche sportliche Leistung nicht möglich, dafür sind wir alle dankbar. Bleibt zu hoffen, dass nun endlich der Bootshausneubau, nach langer Anlaufzeit, beginnt. Wenn dann noch das Kirschfest und der Ruderball stattfinden, wird es ein schönes Jahr.

Mehr Informationen im Internet: www.ruderverein-naumburg.de

Im Einer (auch Skiff) zeigt die 40-Jährige den Anfängern die ersten Ruderschläge.
Im Einer (auch Skiff) zeigt die 40-Jährige den Anfängern die ersten Ruderschläge.
Torsten Biel
Im Winter geht es zum Training in den Kraftraum auf das Ruderergometer.
Im Winter geht es zum Training in den Kraftraum auf das Ruderergometer.
Torsten Biel