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Schulpforte als literarischer Schauplatz Schulpforte als literarischer Schauplatz: Jacobs Reise durch Europa

Von Constanze Matthes 01.04.2021, 13:41
Blick auf Schulpforte aus der Vogelperspektive: Der Ort ist einer der insgesamt 17 Schauplätze in Katharina Kramers historischem Roman.
Blick auf Schulpforte aus der Vogelperspektive: Der Ort ist einer der insgesamt 17 Schauplätze in Katharina Kramers historischem Roman. Nicky Hellfritzsch

Schulpforte - Zwar leben nur rund 120 Einwohner in Schulpforte. Doch der kleine Ort zwischen Naumburg und Bad Kösen ist reich an Geschichte und Geschichten. Stoff für einen Roman gibt es hier mehr als genug.

Sieben Jahre nach dem Buch „Alles Licht, das wir nicht sehen“ des amerikanischen Pulitzer-Preisträgers Anthony Doerr (C.H. Beck, 2014) über die Zeit der Napola führt die Hamburgerin Katharina Kramer mit ihrem Debüt „Die Sprache des Lichts“ ebenfalls nach Schulpforte - zeitlich allerdings noch weiter zurück. Der Leser findet sich wieder im 16. Jahrhundert, in dem die Religionskriege Freunde zu Feinden machen, und direkt in das Leben des sprachbegabten Lateinlehrers Jacob Greve. Er verlässt die Fürstenschule, um auf einer abenteuerlichen Reise quer durch Europa das mysteriöse Buch „Soyga“, das die Sprache der Schöpfung enthalten soll, zu entschlüsseln. Das real existierende Manuskript - Autor und Erscheinungsjahr sind unbekannt - galt lange als verschollen, bis es 1994 von der Historikerin Deborah Harkness gefunden wurde.

Während der Entwicklung ihres Helden und weiteren Recherchen war die Autorin, die als Wissenschaftsjournalistin für mehrere Zeitungen und Zeitschriften sowie als Lehrerin und Übersetzerin tätig war, auf den Ort und die legendäre Schule als einen der insgesamt 17 Handlungsorte gestoßen. „Ich kannte die Gegend zuvor nicht. Mein Held sollte gut in Sprachen und logischem Denken sein. Ich dachte an einen Lateinlehrer und besuchte Bibliotheken, um über Schulen im 16. Jahrhundert zu recherchieren. Allerdings gab es damals nicht so viele. Doch über Pforta fand ich viel heraus“, erzählt Katharina Kramer.

2009 besuchte sie schließlich den Ort - drei Jahre nachdem sie die Idee zu diesem Buch entwickelt hatte. Damals beschäftigte sie sich intensiv mit der Suche nach der Ursprache, entdeckte in einem Buch des italienischen Semiotikers und Schriftstellers Umberto Eco sowie in einer Dokumentation den Namen des englischen Hofastronomen John Dee. Der Wissenschaftler war einst auf der Spur der Ursprache und hat an der Seite weiterer historischer Persönlichkeiten sowie einiger fiktiver Figuren im Roman seinen großen Auftritt.

Für ihr Debüt hat die Autorin ausgiebig recherchiert, ist gereist und hat viel gelesen; unter anderem auch die „Essais“ von Michel de Montaigne oder Schriften von Erasmus von Rotterdam. Zu ihren Vorbildern zählt auch Eco, Verfasser des Weltbestsellers „Der Name der Rose“. In der British Library, der Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs in London, bekam Katharina Kramer die einmalige Gelegenheit, das rätselhafte Buch „Soyga“ in den Händen zu halten. „Das war so ein magischer Moment, wie ihn das Schreiben historischer Romane beschert.“ Ihre Wege führten sie auch an die Saale. „Ich fand Schulpforte ganz toll. Ich habe viel fotografiert und geschaut, wo Jacob wohnen könnte“, so die Autorin.

Während ihrer Arbeit macht sie eine besondere Erfahrung: dass das literarische Schreiben anders, weitaus anspruchsvoller ist als das Verfassen journalistischer Beiträge. Angefangen vom Entwerfen lebendiger, sinnlicher Szenen und eines Spannungsbogens bis hin zum Entwickeln des Innenlebens eines Helden. „Je länger ich schrieb, desto mehr wurde die Welt des Romans eine Art Heimat für mich, auch ein Zufluchtsort mit vertrauten Figuren, die ich nicht mehr missen wollte“, so Katharina Kramer, die mit Hilfe der Züricher Literatur-Agentur Liepman den bekannten Verlag Droemer als Herausgeber fand. An ihrem nächsten Buch arbeitet die Norddeutsche bereits. Das macht einen kräftigen Sprung in Richtung Gegenwart und führt ins Münchner Künstlermilieu 1911.