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Schloss Neuenburg  Schloss Neuenburg : Wilhelms Bruder im Fokus

Von Constanze Matthes 19.06.2020, 08:25
Wieder sichtbarer gemacht: der Bergfriedstumpf, nur einen Steinwurf vom Bergfried „Dicker Wilhelm“ entfernt.
Wieder sichtbarer gemacht: der Bergfriedstumpf, nur einen Steinwurf vom Bergfried „Dicker Wilhelm“ entfernt. Biel

Freyburg - Sie muss einen imponierenderen Eindruck gemacht haben als heute - die Neuenburg in der Vergangenheit mit ihren Türmen, die achteckig und rund geformt waren. Nur einer hat die Zeit überdauert: der Bergfried „Dicker Wilhelm“.

Dabei hat es früher noch zwei weitere runde Bergfriede gegeben. Von dem ersten, der nahe der Doppelkapelle errichtet wurde, künden nur noch eine Pflasterung im Hof der Kernburg. In den vergangenen Monaten bekam indes Bergfried Nummer drei, errichtet in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhundert, vermehrt Aufmerksamkeit. Dessen Stumpf auf der Vorburg, nur einen kräftigen Steinwurf vom „Dicken Wilhelm“ entfernt, war seit Herbst bis in das Frühjahr hinein eine Baustelle. Nun konnte das besondere Bauvorhaben, das nicht nur der Restaurierung des Stumpfes mit seiner Zisterne galt, abgeschlossen werden. „Es ist ein besonderer Rundturm, der aber von den Besuchern meist gar nicht wahrgenommen wurde“, sagt Philipp Jahn, Kunsthistoriker und Museumsmitarbeiter.

Ziel sei es deshalb auch gewesen, ihn sichtbarer zu machen. Die Überreste waren zugewachsen, das Mauerwerk Witterung und Feuchtigkeit ausgesetzt. Die Besonderheit: Der einst stattliche Turm mit einer Höhe von rund 35 Metern besaß für Deutschland heute einzigartige Ecksporen aus wuchtigen Steinen, deren Fehlstellen nun ergänzt wurden. Allerdings half diese spezielle Bauweise nicht der Wehrfunktion, so Jahn weiter. „Sie haben eher der Repräsentation gedient.“

Doch im Jahr 1662 schlug der Blitz ein. Der Turm wurde daraufhin abgetragen, das Material in der Kernburg, unter anderem für den bis heute bestehenden Brunnen, verbaut. In den 1870er-Jahren, zur preußischen Domänenzeit, diente der Stumpf als Zisterne und Wasserspeicher des damaligen Pumpwerks Freyburg. Mit einem internationalen Studenten-Projekt 1994, bei dem Schuttmassen beseitigt wurden, erwachte das Interesse für den Bergfried. „Auf der Vorburg ist noch immer viel zu entdecken“, bemerkt Tobias Strehle, Kulturhistoriker und seit März neu im Museumsteam.

Herausforderung des aktuellen Bauprojekts war es, Feuchtigkeitsschäden und Schwamm zu beseitigen. Ein Wasserablaufsystem wurde installiert. Des Weiteren wurden Risse geschlossen und das Gründach erneuert. Für die Restaurierung - eine Zusammenarbeit zwischen Museum, der Baudirektion der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sowie dem Landesamt für Denkmalschutz - war eine Firma aus Thüringen beauftragt worden. Für den „Dicken Wilhelm“ stehen dann im kommenden Jahr Arbeiten an der Außenhülle an. Auch die Ringmauer der Neuenburg wird weiter restauriert.

Philipp Jahn, Museumsmitarbeiter und Kunsthistoriker, blickt in die Zisterne des einstigen Bergfrieds.
Philipp Jahn, Museumsmitarbeiter und Kunsthistoriker, blickt in die Zisterne des einstigen Bergfrieds.
Biel
Tobias Strehle, Museumsmitarbeiter und Kulturhistoriker, steigt mit der Leiter in die Zisterne.
Tobias Strehle, Museumsmitarbeiter und Kulturhistoriker, steigt mit der Leiter in die Zisterne.
Biel