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Saale-Unstrut-Klinikum  Saale-Unstrut-Klinikum : Kinderärztin mit Leib und Seele

Von Jana Kainz 24.11.2016, 09:04
Kinderärztin Christel Franz-Stannigel
Kinderärztin Christel Franz-Stannigel Biel

Naumburg - Was erzählt man aus 42 Berufsjahren, ohne die angetragene Redezeit zu überschreiten oder die Kollegen, die in wenigen Augenblicken auch offiziell zu Ex-Kollegen werden, zu langweilen? Über diese Frage zerbrach sich in den vergangenen Tagen Christel Franz-Stannigel den Kopf. Immerhin liegen bewegte, arbeitsreiche, schöne wie ebenso schwere Berufsjahre hinter ihr. Gestern wurde das Kapitel „Arbeitsleben“ für sie, die Monate über ihren Renteneintritt hinaus am Klinikum tätig war, abgeschlossen - und das mit einem kleinen Festakt im Saale-Unstrut-Klinikum Naumburg, an dem sie als Kinderärztin gewirkt hat.

„Kinderarzt - für mich ist das ein wunderbarer Beruf. Ich konnte mehrere Generationen Naumburger Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten“, erzählt die 67-Jährige. Beglückend sei für sie gewesen, wenn sie nach dem ersten Schrei des Neugeborenen den Glanz und die Freude in den Augen der Mutter sah. Und Kraft habe sie geschöpft, wenn sie schwer kranke Kinder gesund aus der Klinik entlassen konnte. Denn kräftezehrend war ihre Arbeit oft genug gewesen. „Wir haben immer um etwas gekämpft“, sagt sie. Wie kurz nach der politischen Wende 1989/90. Damals war die Anzahl von „unglaublichen 120 Betten“, über die die einst in zwei alten Villen in der Bethgestraße/Wenzelsring untergebrachte Kinderklinik verfügte, auf sieben eingestampft worden. Schließlich stand gar deren Fortbestand auf der Kippe. „Damals sind OB Curt Becker und ich nach Magdeburg ins Ministerium zu einer Anhörung gefahren, um die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass Naumburg eine Kinderklinik braucht“, erinnert sie sich. Die Kinderklinik blieb bestehen, die später in die Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde umgewandelt wurde.

Schaut die promovierte Medizinerin auf ihre Arbeitsjahre zurück, stimmt sie einiges froh, manches weniger. Erleichtert ist sie, dass schwere Kinderkrankheiten wie Diphtherie oder Typhus, die sie in ihren ersten Berufsjahren noch behandeln musste, inzwischen zurückgedrängt wurden. Eher traurig schaut sie auf die Entwicklung der Geburtenrate. „In den 50er-Jahren hatten wir in Naumburg und Umgebung jährlich um die 1300 Geburten. Heute kommen bei uns zwischen 360 und 400 Kinder jährlich zur Welt.“ Allerdings sei damals die Säuglingssterblichkeit mit 5,8 Prozent recht hoch gewesen. Heute liege sie vor allem dank der Fortschritte in der Kindermedizin zwischen 0,3 und 0,4 Prozent.

Eine Herzensangelegenheit war ihr die Ausbildung von guten Kinderärzten über viele Jahre. Sie selbst habe während ihrer Facharztausbildung beim Naumburger Kinderarzt Wilhelm Kniest eine akribische Ausbildung genossen.

Für das Wohl der kleinen Patienten stieß sie einige Entwicklungen mit an. So etablierte sie 1980 eine EEG-Abteilung. 2009 baute sie die Neuropädiatrie und Kinderneurologie im stationären Bereich auf. Sechs Jahre später brachte sie die Methode des Neurofeedbacks nach Naumburg - zunächst für Patienten der Sprechstunde. Inzwischen wurde wegen der großen Nachfrage eine Ergotherapiepraxis eingerichtet, die diese Methode anbietet.

Anfang 2015 legte die Ärztin ihren Chefarztposten in Mandy Kerstens Hände. Weil es aber noch keinen Nachfolger für die Neuropädiatrie gab, leitete sie diese weiter. Mitte dieses Jahres war der Klinik das Glück hold. Mit der zum Team stoßenden Oberärztin Kirstin Schaetz kam eine qualifizierte Neuropädiaterin ins Haus. So kann Christel Franz-Stannigel jetzt, da sie alles in guten Händen weiß, auch von der Arbeit loslassen.

Nach 42 Jahren in der Naumburger Kinderklinik wurde Kinderärztin Christel Franz-Stannigel von Klinik-Chef Lars Frohn verabschiedet.
Nach 42 Jahren in der Naumburger Kinderklinik wurde Kinderärztin Christel Franz-Stannigel von Klinik-Chef Lars Frohn verabschiedet.
Biel