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Querschnittsgelähmter Wehrleiter Querschnittsgelähmter Wehrleiter: Für Ronny Müller ist Treppe keine Hürde mehr

Von Andrea Hamann-Richter 09.05.2019, 07:00
Ronny Müller fährt mit dem neuen Lift die Treppe in seinem Wohnhaus hinauf. Sein elfjähriger Sohn Lenny freut sich, dass der Weg für seinen Vater nun viel einfacher geworden ist.
Ronny Müller fährt mit dem neuen Lift die Treppe in seinem Wohnhaus hinauf. Sein elfjähriger Sohn Lenny freut sich, dass der Weg für seinen Vater nun viel einfacher geworden ist. Peter Lisker

Hohenmölsen - Für Ronny Müller aus Hohenmölsen hat sich in den vergangenen Wochen vieles verändert. Zwei Treppenlifte ermöglichen ihm seit kurzem wieder ein großes Stück mehr Lebensqualität und der Mann, der durch eine Krankheit seit nunmehr zwei Jahren im Rollstuhl sitzt, geht sogar wieder arbeiten. Dabei ist es eine aufreibende Zeit gewesen, auf die er nun zurückblickt.

Seit Januar 2017 ist bei Ronny Müller nicht mehr, wie es vorher war, das Schicksal traf ihn hart. Zunächst litt Ronny Müller unter unglaublichen Schmerzen im Rücken. Die Schmerzen waren so stark, dass der Notarzt gerufen werden musste, der ihn in das Klinikum Bergmannstrost nach Halle brachte. Die Ärzte diagnostizierten einen Abszess an der Wirbelsäule. Er wurde entfernt, aber Ronny Müller war ab diesem Moment querschnittgelähmt. „Sie werden nie wieder stehen und nie wieder laufen können“, lautete die niederschmetternde Prognose der Mediziner zunächst.

Jede Woche für mehrere Stunden in der Physiotherapie

Das wollte der 43-Jährige so nicht akzeptieren und er quälte sich von da an jede Woche für mehrere Stunden in der Physiotherapie. Es lohnte sich. Heute kann der Hohenmölsener sich schon alleine aus dem Rollstuhl erheben und einige kleine Schritte laufen. Sein Ziel: Irgendwann möchte er sich wieder selbstständig in seinem Haus bewegen können.

Einziges Problem: Die Treppe ist eine nur schwer überwindbare Barriere. Ganze sechs Minuten dauerte es jedes Mal, bis der Hohenmölsener die 15 Stufen in die erste Etage erklommen hatte. Sein sehnlicher Wunsch war daher ein Lift. Kosten: 11.000 Euro, die die Familie alleine nicht aufbringen konnte.

Spendenbereitschaft vieler Menschen war überwältigend

Die Feuerwehrmitglieder aus Hohenmölsen, deren Wehrleiter er ist, schlugen ihm eine Spendenaktion vor. Erst wollte er andere nicht um Hilfe bitten, denn das war ihm unangenehm. Doch dann wurde Müller klar, dass er nahezu keine andere Wahl hatte und entschied sich doch dafür.

Was dann passierte, war unglaublich. Die Spendenbereitschaft vieler Menschen war überwältigend. Der Mitteldeutsche Basketball Club (MBC) in Weißenfels sammelte ebenfalls Geld. Steffen Müller, der in Teuchern den Edeka betreibt und den neuen Edeka-Mark in Hohenmölsen führen wird, gab 1000 Euro, genauso wie der Investor des Supermarkt-Gebäudes, Herman Schröder, aus Zeitz. So kamen innerhalb weniger Wochen die benötigten 11000  Euro zusammen.

Ronny Müller: „Wir haben es geschafft“

Anfang März konnte Ronny Müller verkünden: „Wir haben es geschafft“, und der Auftrag für den Lift wurde ausgelöst.

„Ich habe die Tage gezählt, bis er geliefert wurde. Noch fünf Mal hoch, noch drei Mal hoch“, erinnert sich der Mann an den kräftezehrenden Weg. Stück für Stück musste er sich jede einzelne Stufe in die obere Etage seines Hauses ziehen. „Es ist jetzt vieles leichter“, resümiert der 43-Jährige.

Treppenlift ist ein Segen für Ronny Müller

Der Treppenlift ist ein Segen für Ronny Müller. Er schafft es aus eigener Kraft auf das Gerät, mit einem Knopfdruck fährt er hinauf. Der früher beschwerliche Weg ist jetzt in nicht einmal mehr zwei Minuten zurückgelegt. Laut seiner Frau Kathrin sei durch den Lift ein großes Stück Normalität in das Leben der Familie zurückgekehrt.

Ronny Müller übernimmt wieder zunehmend Aufgaben, die sich oberhalb des Erdgeschosses befinden. Das war für seine Frau erst einmal sogar eine Umstellung, denn sie hatte es sich angewöhnt, dies zu erledigen, damit ihrem Mann die Treppe erspart blieb. „Jetzt nehme ich beispielsweise den Wäschekorb auf den Schoß und fahre ihn nach oben“, sagt Ronny Müller.

Auch in der Feuerwache der Stadt gibt es seit Kurzem einen Lift. Ronny Müller ist trotz des Rollstuhles zum Wehrleiter ernannt worden. Die Kommune investierte in das Transportgerät, bald soll auch sein Büro verlegt werden, damit es für ihn noch einfacher zu erreichen sei.

Und: Seit einigen Wochen geht Ronny Müller auch wieder arbeiten. Sein Betrieb im Zeitzer Ortsteil Luckenau hat seinen Arbeitsbereich und auch Sanitärräume barrierefrei umgerüstet. Eigenes Geld zu verdienen, ist Müller wichtig - bedeutet es doch auch wieder ein Stück weit mehr Normalität. (mz)