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Versuchter "Ehrenmord" Prozess um "Ehrenmord" in Essen: Hat Syrerin aus Naumburg Bluttat durch Clan angeordnet?

Von Harald Boltze 24.01.2019, 11:00
Ein Justizbeamter steht im Gerichtssaal des Landgerichts in Essen.
Ein Justizbeamter steht im Gerichtssaal des Landgerichts in Essen. dpa

Naumburg - Im Prozess um einen versuchten „Ehrenmord“, der am Dienstag am Landgericht in Essen (Nordrhein-Westfalen) eröffnet worden ist, wird auch einer Frau aus Naumburg (Burgenlandkreis) und ihrem in Freyburg gemeldeten Sohn versuchter Mord vorgeworfen.

Sie sollen in eine Tat verwickelt sein, bei der am 31. Mai 2018 in Essen auf Mohammad A. eingetreten, eingeschlagen und eingestochen wurde. Der 19-Jährige überlebte nur durch eine Notoperation.

Familienrat hat beschlossen, dass Sinas Liebhaber sterben müsse

Zur Vorgeschichte: Laut Gericht soll die verheiratete Sina M. eine Affäre mit Mohammad A. gehabt haben. Als auf Facebook Fotos von den beiden auftauchten, sah Sinas Mutter die Ehre der aus Syrien stammenden Großfamilie verletzt und rief ihre Verwandten aus ganz Deutschland zusammen.

Daraufhin setzten sich auch ihre Schwestern aus Zeitz und Naumburg ins Auto. Letztere nahm mit ihrem damals 29-jährigen Sohn auch eines ihrer sechs Kinder mit. In Viersen (Nordrhein-Westfalen) soll dann der Familienrat beschlossen haben, dass Sina am Leben bleibe, ihr Liebhaber aber sterben müsse. Wie Gerichtssprecher Thomas Kliegel bestätigte, soll Sinas Tante, die Naumburgerin, eine treibende Kraft in dem Beschluss zum Ehrenmord gewesen sein.

So kam es laut Anklage wenig später zu dem Überfall in Essen, der von einigen der Angreifer per Handy gefilmt wurde. Nachdem die Täter ihr zum Teil skalpiertes Opfer tot wähnten, ließen sie es im Hinterhof eines Getränkemarkts liegen. Eine Nachbarin fand den Mann schließlich und rief die Polizei.

Versuchter Ehrenmord: Verhaftungen in Naumburg und Freyburg

Im Zuge der folgenden Ermittlungen wurden am 25. Juli neben weiteren sieben Personen auch Sinas Tante in Naumburg und deren Sohn in Freyburg verhaftet. Bereits zuvor waren weitere Familienmitglieder der Polizei ins Netz gegangen, so dass am vergangenen Dienstag der Prozess gegen elf Männer und zwei Frauen beginnen konnte.

Neun von ihnen werde versuchter Mord vorgeworfen, dem Rest Beihilfe. Auf der Anklagebank befinde sich auch der betrogene Ehemann von Sina M., so Gerichtssprecher Thomas Kliegel. Zudem bestätigt er, dass die meisten wohl beteiligten Familienmitglieder derzeit in Nordrhein-Westfalen in unterschiedlichen Gefängnissen in Untersuchungshaft sitzen.

Laut Medienberichten soll zu Prozessbeginn die Aufnahme der Personalien viel Zeit in Anspruch genommen haben. Immer wieder sei es zu Missverständnissen gekommen, da Angeklagte nicht genau angeben konnten, wann und in welchem Ort sie geboren wurden. Zwei Dolmetscher übersetzen simultan: auf kurdisch und arabisch. Den Angeklagten droht eine Verurteilung zu einer langjährigen Freiheitsstrafe. Das Urteil wird für diesen Sommer erwartet.

(mz)