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Playing Arts  Playing Arts : Ein offenes Atelier in der Kirche Molau

Von Constanze Matthes 11.08.2019, 10:23
Gemeinsam in der Runde beschäftigen sich Birgit Mattausch (v.l.), Claudia Wüstenhagen, Hannelore Schoring , Andrea Kuhla und Annette Plaz mit dem Thema Zeichnen von Bewegungen nach der Idee der Künstlerin Karoline Bröckel.
Gemeinsam in der Runde beschäftigen sich Birgit Mattausch (v.l.), Claudia Wüstenhagen, Hannelore Schoring , Andrea Kuhla und Annette Plaz mit dem Thema Zeichnen von Bewegungen nach der Idee der Künstlerin Karoline Bröckel. Torsten Biel

Molau - Vor dem Kirchengelände in Molau stehen einige Autos mit fremden Kennzeichen - und ein Toilettenhäuschen. Das Tor zum Friedhof und zum Gotteshaus ist weit geöffnet. Ein Zelt ist aufgebaut. Eine Gruppe Männer und Frauen haben sich in der Kirche im Kreis versammelt. Sie erzählen von ihren Plänen für das Wochenende, was sie mitgebracht haben, was ihnen an der Kirche besonders auffällt. Der Runde gehört auch Pfarrer Michael Greßler an, der bereits auf das kommende Mittagessen hinweist, das es mitten in der Kirche auf weißen Tischdecken geben wird, obwohl hier keine Bänke, sondern Stühle zusammengeklappt an der Mauer stehen.

Seit 1960 ungenutzt

Was für die meisten Gotteshäuser Normalität und Alltag bedeutet, ist in Molau eine Besonderheit: Leben in der Kirche, das dank des Projekts „Playing Arts“ möglich wird und die Zeit, in denen das Gotteshaus seit 1960 ungenutzt war und es damit dem Verfall preisgegeben wurde, teilweise vergessen lässt. „Es ist eine freie Form der ästhetischen Bildungsarbeit. Es geht dabei nicht um eine künstlerische Produktion, sondern um einen spielerischen Prozess, der kein Regelsystem kennt“, erklärt Robby Höschele, der als Referent für experimentelle Bildung und Jugendpolitik im Evangelischen Jugendwerk der Landeskirche Württemberg tätig ist und sich dort mit „Playing Arts“ beschäftigt. „Während des Spielens, des Ausprobierens entwickelt sich etwas, was man als Lernprozess bezeichnen kann“, sagt Höschele, der in Nürtingen lebt. „Playing Arts“ wird als neue Perspektive auf kreative Prozesse bundesweit vor allem im kirchlichen Bereich angewendet. Rund 15 Frauen und Männer aus mehreren Bundesländern haben sich seit Donnerstag für das Projekt zusammengefunden. Genutzt habe er dafür persönliche sowie Facebook-Kontakte, lässt Pfarrer Greßler wissen. „Das schöpferische Spiel soll dann am Sonntag in einen Gottesdienst münden“, so Greßler.

Gotteshaus zeigt Geschichte

Aus Berlin sind Pfarrerin Andrea Kuhla und Kulturwissenschaftlerin Annette Plaz nach Molau gekommen. „Wir lassen uns hier inspirieren, nutzen allerdings auch Ideen von Künstlern“, sagt die Pfarrerin aus dem Berliner Stadtteil Schöneberg und verweist auf die Münchnerin Karoline Bröckel, die sich kreativ mit Bewegungen und Dynamik beschäftigt. Dass die Kirche einen auf den ersten Blick desolaten Anblick bietet, ist für die Kulturwissenschaftlerin nicht entscheidend. „Sie ist wunderschön und legt mit Inschriften ihre Geschichte offen“, sagt Annette Plaz.

Nach und nach soll die Kirche wieder belebt werden. Dabei ist die Zahl der Gläubigen in Molau recht überschaubar, besteht deshalb eine gemeinsame Gemeinde mit Sieglitz. 2014 flossen Mittel der EU in Sicherungsmaßnahmen, mit dem Ziel, das Gotteshaus, das vermutlich um 1200 entstanden ist, als Radfahrer-Kirche zu etablieren. Eine Idee, die nicht vergessen wird, wie Greßler bemerkt. Mit einem Konzert im Rahmen der Woche für Kirchenmusik im Herbst sowie einem Adventsmarkt stehen kommende Veranstaltungen fest.

››Das Projekt in der Kirche kann

am Sonnabend von 15.30 bis 18 Uhr

besucht werden. Der Gottesdienst

findet am Sonntag ab 11 Uhr statt.