Pfingsttradition in Saubach Pfingsttradition in Saubach: Mit Messer, Tuch und Nagel

Saubach - Die große Maie in Saubach steht, und damit haben die Pfingstburschen die wichtigste Aufgabe des Jahres schon einmal gemeistert. Den Hut an den Nagel hängen können sie nach dem Pfingstwochenende aber noch nicht. Kommendes Wochenende feiert der Pfingstburschenverein sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Festumzug und Tanz auf dem Saubacher Lindenberg.
Mit der großen Maie am Saubacher Klubhaus hat vor 50 Jahren auch alles angefangen, wie Gründungsmitglied Reinhard Büchner erzählt. Alte Fotografien aus den 1930er- und 1940er-Jahren zeugen von den althergebrachten Pfingsttraditionen im Finnedorf. In den 1960er-Jahren pflegte man diese jedoch nur noch unregelmäßig und nicht optimal organisiert. Für 15 junge Männer des örtlichen Jugendclubs war das Ansporn, die alten Traditionen wiederzubeleben. 1967 gründeten sich in einer Nacht- und Nebelaktion die Saubacher Pfingstburschen.
„Alles begann damit, dass uns jemand sagte, wir müssen etwas Außergewöhnliches machen“, sagt Reinhard Büchner mit einem Augenzwinkern. Also spannten die Burschen die Pferde vor den Wagen und holten aus der Saubacher Flur eine große Pfingstmaie, die dann zum Erstaunen der Einwohner am Sonnabendmorgen vor der Gaststätte stand. Damit war der Brauch wiederbelebt und wird seit 50 Jahren weitergeführt. Das ein oder andere Missgeschick blieb natürlich nicht aus: So sind Anfang der 90er Jahre gleich zwei Jahre in Folge die Seile, die die Burschen von zu Hause mitgebracht hatten, beim Hochziehen der Maie gerissen. Das kratzte schon an der Ehre, geben die Burschen zu. Deshalb investierte man in gute Seile, die seit 25 Jahren ein problemloses Aufstellen der großen Birke gewährleisten.
Nunmehr 50 Maien wurden seit der Gründung aufgestellt, die im Schnitt neun Meter hoch sind. „Wir haben die Größe der Pfingstmaie stets abgeschritten, und da konnte es natürlich schon einmal sein, dass sie größer war, wenn ein kleiner Bursche sie abschritt“, so die Männer lachend. Passend zum Jubiläum gab es deshalb in diesem Jahr eine Veränderung: Es wurde erstmals mit Maßband zur Tat geschritten.
Natürlich hat sich in einem halben Jahrhundert Pfingstburschenschaft noch mehr geändert. So die Kleiderordnung. Zu DDR-Zeiten profitierten die Männer von guten Beziehungen zum Bäckerhandwerk: Für zehn DDR-Mark gab es einheitliche Bäckerjacken. Heute sind schwarze Hose, weißes Hemd, Weste und Burschenhut Pflicht. Zudem muss jeder Bursche ein Taschentuch, Taschenmesser und einen zwölf Zentimeter langen Nagel bei sich tragen. Verstöße gegen die Kleiderordnung werden mit Strafgeldern geahndet.
Um fehlenden Nachwuchs müssen sich die Saubacher Burschen nicht sorgen. In den vergangenen drei Jahren gewann der Verein rund zehn junge Männer, allein in diesem Jahr sind drei Burschen hinzugekommen. Reinhard Büchner, der als einziges Gründungsmitglied heute noch dabei ist, freut das. „Ich bin froh, dass die Jungen das weitertragen, was wir vor 50 Jahren begonnen haben, und auch das Feuer der Jugend tut unserem Verein gut.“
2013 übernahmen Matthias Schäfer und Christoph Heyse als Doppelspitze die Geschicke des Vereins. „Wichtig ist uns der Bezug zur Heimat. Wir alle sind mittlerweile weiter weg, und Pfingsten ist ein Grund, einmal im Jahr alle im Dorf zu treffen und unser Dorfnetzwerk zu pflegen“, gibt Heyse Auskunft. Einbringen wolle man auch andere Perspektiven. So habe man dafür gesorgt, dass die Saubacher Pfingstburschen nun ein eingetragener Verein sind, es nach jedem Pfingstfest eine kritische Auswertung gibt, und auch der weithin zu hörende Schlachtruf der Saubacher „Maie – hoch!“ geht auf das Konto der neuen Chefs. „Der Zusammenhalt der Pfingstburschen, ob jung oder alt, ist groß und das ist es, was uns ausmacht“, so Matthias Schäfer.
››Die Autorin des Beitrages ist ehrenamtlich für den Burschenverein tätig.